Psychometrische Eigenschaften des Emotionalen Kompetenz Fragebogens (EKF) bei Lernenden der Altersstufe 10-13 Jahren
Laura Ferreira González, Fabio Sticca, Thomas Hennemann,Kirsten Schlüter & Dennis Hövel
Adaptives Verhalten von Schülerinnen und Schülern mit Autismus-Spektrum-Störung im sonderpädagogischen Schwerpunkt Geistige Entwicklung
Anna Selmayr & Sabine Kölbl
Einflussfaktoren der Lehrkräfteeinschätzung mathematikbezogener Schwierigkeiten in der Grundschule
Sarah Lamb, Ann-Katrin Schulz & Jörg-Tobias Kuhn
Soziometrisch erfasste soziale Beziehungen und die selbsteingeschätzte soziale
Integration im gemeinsamen Unterricht an Sekundarschulen
Pauline Kohrt, Malte Jansen & Aleksander Kocaj
Binnendifferenzierendes Handeln von grundständig qualifizierten Lehrkräften und Seiteneinsteiger:innen an Förderschulen im Schwerpunkt Geistige Entwicklung
Anna Seifart, Nadine Poltz, Oliver Wendt, Antje Ehlert & Katrin Böhme
Empirische Sonderpädagogik, 2025.17:3-18
DOI https://doi.org/10.2440/003-0037
ISSN 1869-4845 (Print) · ISSN 1869-4934 (ebook)
Psychometrische Eigenschaften des Emotionalen Kompetenz Fragebogens (EKF) bei Lernenden der Altersstufe 10-13 Jahren
Laura Ferreira González1, Fabio Sticca2, Thomas Hennemann1, Kirsten Schlüter1 & Dennis Hövel2
1 Universität zu Köln
2 Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik
Zusammenfassung
Der Aufbau emotionaler Kompetenz stellt eine der zentralen Entwicklungsaufgaben des Kindes- und Jugendalters dar. Für den deutschsprachigen Raum liegen zurzeit keine Instrumente vor, welche die emotionale Kompetenz in der Altersgruppe von 10 bis 13 Jahren in ihrer Gänze standardisiert beurteilen. Der Beitrag geht der Frage nach, ob der Emotionale Kompetenz Fragebogen (EKF; Rindermann, 2009), welcher bisher für die Altersgruppe der 14- bis 72-Jährigen vorliegt, diese Lücke schließen kann. Hierfür wird die sechsfaktorielle Struktur des EKF (Selbstauskunft) in einer Stichprobe von 499 Lernenden untersucht und anschließend eine Kurzversion vorgeschlagen. Die Kurzversion weist eine gute Modellpassung auf und ist durch den Umfang von 30 Items für den Praxiseinsatz geeignet.
Schlagwörter: Emotionale Kompetenz, Emotionsmessung, Fragebogen, Beurteilung, Validierung
Psychometric properties of the Emotional Competence Questionnaire (EKF) for pupils aged 10-13 years
Summary
The development of emotional competence is one of the central challenges during childhood and adolescence. Currently, no instruments are available in the German-speaking area for a standardized assessment of emotional competence in the age group of 10 to 13 years. This article examines whether the Emotionale Kompetenz Fragebogen (EKF; Rindermann, 2009), available for the age group of 14 to 72 years, can fill this gap. For this purpose, the six-factor structure of the EKF (self-report) is examined in a sample of 499 students, and a short version is subsequently proposed. The short version shows a good model fit and, with its 30 items, is suitable for practical use.
Keywords: emotional competence, emotion measurement, questionnaire, rating, validation
Korrespondenzadresse
Laura Ferreira González
Department Heilpädagogik und Rehabilitation
Universität zu Köln, Klosterstraße 79c, D-50931 Köln
l.ferreiragonzalez@uni-koeln.de
Empirische Sonderpädagogik, 2025.17:19-34
DOI https://doi.org/10.2440/003-0038
ISSN 1869-4845 (Print) · ISSN 1869-4934 (ebook)
Adaptives Verhalten von Schülerinnen und Schülern mit Autismus-Spektrum-Störung im sonderpädagogischen Schwerpunkt Geistige Entwicklung
Anna Selmayr1 & Sabine Kölbl2
1 Deutsches Jugendinstitut
2 Universität Regensburg
Zusammenfassung
Die aktuellen Diagnosekriterien für eine Störung der Intelligenzentwicklung (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 11. Revision ICD-11) bzw. Intellektuellen Beeinträchtigung (Diagnostisches und Statistisches Manual psychischer Störungen, 5. Fassung, DSM-5) fordern obligatorisch nicht nur intellektuelle, sondern auch adaptive Kompetenzen im deutlich unterdurchschnittlichen Bereich. Dieses gleichberechtigte Doppelkriterium betont die Bedeutung adaptiven Verhaltens stärker als die Vorgängerklassifikationen ICD-10 und DSM-IV. Adaptives Verhalten setzt sich aus konzeptuellen (inkl. kommunikativen), praktischen und sozialen Fähigkeiten zusammen. Mit Einschränkungen im Bereich der Kommunikation und des Sozialverhaltens betrifft adaptives Verhalten damit zwei zentrale diagnoserelevante Aspekte einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS). So stellt sich die Frage nach systematischen Unterschieden zwischen Schülerinnen und Schülern (SuS) mit und ohne ASS innerhalb der Gruppe der SuS im sonderpädagogischen Schwerpunkt Geistige Entwicklung (SGE). Für die Darstellung des adaptiven Funktionsniveaus der SuS im SGE steht mit Vineland-3 (Sparrow et al., 2021) ein aktuelles, für den deutschsprachigen Raum normiertes Verfahren zu Verfügung. Insgesamt konnten 515 SuS, die Förderzentren mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung in Bayern besuchen, davon 85 mit einer ASS-Diagnose, bei den Analysen berücksichtigt werden. Die Ergebnisse zeigen, dass die adaptiven Kompetenzen in beiden Gruppen weit unterdurchschnittlich ausgeprägt sind. Die adaptiven Kompetenzen bei SuS mit einer ASS-Diagnose sind signifikant schwächer ausgeprägt als bei ihren Mitschülerinnen und -schülern ohne ASS-Diagnose. Die Unterschiede im Bereich der sozialen Fertigkeiten fallen am deutlichsten aus.
Schlagwörter: adaptives Verhalten, Autismus-Spektrum-Störung, Vineland-3, sonderpädagogischer Schwerpunkt Geistige Entwicklung
Adaptive behaviour of students with autism spectrum disorder in special needs schools for children and adolescents with intellectual disabilities
Summary
The current diagnostic criteria for disorders of intellectual development (International Classification of Diseases 11th revision, ICD-11) and intellectual developmental disorder (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, Fifth Edition, DSM-5) require “significantly below average intellectual functioning and adaptive behaviour” (ICD-11). These two equal criterions emphasize the importance of adaptive behaviour more strongly than the previous classifications ICD-10 and DSM-IV. Adaptive behaviour is made up of conceptual (including communication), practical and social skills. With limitations in the areas of communication and social behaviour, adaptive behaviour thus concerns two central diagnosis-relevant aspects of an autism spectrum disorder (ASD). The ASD-relevant limitations in the areas of communication and social behaviour motivate the question of systematic differences between students with and without ASD within the group of students with a special educational need on intellectual development. Vineland-3 (Sparrow et al., 2021) is a current procedure standardized for German-speaking countries for the presentation of the adaptive behaviour level of pupils with a special educational focus on intellectual development. A total of 515 pupils attending a special education school with a focus on intellectual development, 85 of whom were diagnosed with ASD were included in the analyses. The results show that scores in adaptive behaviour are far below average in both groups. The adaptive skills of pupils with an ASD diagnosis are significantly weaker than those of their peers without an ASD diagnosis. The differences are most pronounced in social skills.
Keywords: adaptive behaviour, Autism Spectrum Disorder, Vineland-3, intellectual and developmental disabilities
Korrespondenzadresse
Anna Selmayr
Deutsches Jugendinstitut
Nockherstr. 2, D-81541 München
selmayr@dji.de
Empirische Sonderpädagogik, 2025.17:35-49
DOI https://doi.org/10.2440/003-0039
ISSN 1869-4845 (Print) · ISSN 1869-4934 (ebook)
Einflussfaktoren der Lehrkräfteeinschätzung mathematikbezogener Schwierigkeiten in der Grundschule
Sarah Lamb, Ann-Katrin Schulz & Jörg-Tobias Kuhn
Technische Universität Dortmund
Zusammenfassung
Lehrkräfte stehen vor der Hausforderung, die Lernvoraussetzungen ihrer Schüler*innen (SuS) zutreffend einzuschätzen. Der Zusammenhang zwischen Lehrkräfteeinschätzungen und SuS-Leistungen in standardisierten Tests ist substanziell, doch die Urteilsgenauigkeit zwischen den Lehrkräften variiert. Zudem können urteilsrelevante sowie -irrelevante SuS-Merkmale das Lehrkräfteurteil beeinflussen. Bei der Einschätzung mathematikbezogener Schwierigkeiten können mathematikspezifische und -unspezifische SuS-Merkmale wie die Lesefertigkeit in das Lehrkräfteurteil einfließen. Zudem gelingt es Lehrkräften weniger gut, SuS im unterdurchschnittlichen Leistungsbereich präzise zu beurteilen, wodurch Förderbedarfe übersehen werden können. Basierend auf den Daten von N = 377 Grundschüler*innen und N = 33 Lehrkräften, wurde mittels generalisierter linearer gemischter Modelle (GLMM) untersucht, ob die Lehrkräfteeinschätzung über mathematische Schwierigkeiten von den tatsächlichen mathematikspezifischen Leistungen der SuS abhängt, oder ob dabei auch mathematikunspezifische SuS-Merkmale eine Rolle spielen. Zudem wurde geprüft, ob die Urteilsstrenge bzw. -milde zwischen den Lehrkräften variiert und ob das Ausmaß, in dem die SuS-Merkmale herangezogen werden, lehrkräfteabhängig ist. Die Ergebnisse zeigten, dass die tatsächliche mathematische Leistung der SuS prädiktiv für die Lehrkräfteeinschätzung war. Während die Einschätzung basisnumerischer Schwierigkeiten ausschließlich auf mathematikspezifischen Informationen beruhte, bezogen die Lehrkräfte bei der Einschätzung von Schwierigkeiten in den Rechenfertigkeiten auch die Intelligenz und Lesefertigkeit der SuS ein. Das Geschlecht der SuS hatte keinen Einfluss. Urteilsvariationen wiesen auf interindividuelle Unterschiede in der Urteilsstrenge hin, die Gewichtung verschiedener SuS-Merkmale variierte jedoch nicht. Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass die Lehrkräfteeinschätzung über die mathematischen Schwierigkeiten ihrer SuS vorrangig von deren tatsächlichen mathematischen Leistung bestimmt wird. Die Ergebnisse bieten wichtige Erkenntnisse für die Früherkennung von Rechenschwierigkeiten, die für inklusive Schul- und Unterrichtsprozesse relevant sind.
Schlagwörter: Diagnostische Kompetenz, Lehrkräfte, Einflussfaktoren, Rechenschwierigkeiten
Factors influencing teachers’ assessments of math-related difficulties in primary school
Summary
Teachers face the challenge of accurately assessing the learning requirements of students. Even if the correlation between teachers’ assessments and students’ performance in standardized tests is substantial, diagnostic accuracy varies between teachers. Additionally, both relevant and irrelevant student characteristics, such as reading skills can influence the teachers’ assessment of mathematical difficulties. Further, teachers are less successful at accurately assessing students in the below-average performance range, therefore learning difficulties can be overlooked. Based on data from N = 377 elementary school students and N = 33 teachers, generalized linear mixed models (GLMM) were used to investigate whether teachers’ assessments of students’ mathematical difficulties depend primarily on their actual mathematics-specific performance or whether -unspecific characteristics also play a role. We also examined whether the strictness or leniency varied between teachers and if the extent to which student characteristics are taken into account is teacher-dependend. The findings indicated that students’ actual mathematics performance was predictive of the teachers’ assessments. While the teachers’ assessments of basic numerical difficulties were based exclusively on mathematics-specific information, teachers incorporated intelligence and reading skills when assessing difficulties in arithmetic performance. Students’ gender had no influence. Variations in the teachers’ assessments pointed to inter-individual differences in strictness. The weighting of different student characteristics did not vary. Overall, the findings indicate that teachers’ assessments of students’ mathematical difficulties are primarily determined by their actual mathematical performance. These results provide important insights for the early detection of mathematical difficulties, which are relevant for inclusive school and teaching practices.
Keywords: diagnostic competence, teachers, influencing factors, mathematical difficulties
Korrespondenzadresse
Sarah Lamb
Fakultät für Rehabilitationswissenschaften, Technische Universtität Dortmund
Emil-Figge-Straße 50, D-44227 Dortmund,
sarah.lamb@tu-dortmund.de
Empirische Sonderpädagogik, 2025.17:50-64
DOI https://doi.org/10.2440/003-0040
ISSN 1869-4845 (Print) · ISSN 1869-4934 (ebook)
Soziometrisch erfasste soziale Beziehungen und die selbsteingeschätzte soziale Integration im gemeinsamen Unterricht an Sekundarschulen
Pauline Kohrt1,2, Malte Jansen3 & Aleksander Kocaj2
1 Humboldt-Universität zu Berlin
2 Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen
3 HMU Health and Medical University Potsdam
Zusammenfassung
Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf (SPF) werden zunehmend an allgemeinen Schulen unterrichtet. Verschiedene Studien weisen jedoch darauf hin, dass ihre soziale Integration an allgemeinen Schulen geringer ist als die ihrer Mitschüler*innen ohne SPF. Untersucht werden dabei verschiedene, mit unterschiedlichen Zugängen operationalisierte Dimensionen, die einerseits soziale Beziehungen (soziometrische Abfragen) und andererseits die wahrgenommene soziale Integration (Selbsteinschätzungsskalen) adressieren. In diesem Beitrag stehen die Zusammenhänge dieser unterschiedlichen Dimensionen im Mittelpunkt. In der Kontakthypothese wird hierbei davon ausgegangen, dass soziale Beziehungen mit einer höheren wahrgenommenen sozialen Integration einhergehen. Vor dem Hintergrund der sogenannten Homophilie können für Schüler*innen mit und ohne SPF Annahmen für unterschiedliche Ausprägungen sozialer Beziehungen hergeleitet werden. Im vorliegenden Beitrag wurden Zusammenhänge verschiedener soziometrischer Maße mit der wahrgenommenen sozialen Integration untersucht und überprüft, inwiefern sich diese zwischen Neuntklässler*innen mit SPF in den Förderschwerpunkten Lernen, Sprache und emotionale-soziale Entwicklung (SPF-LSE) und Neuntklässler*innen ohne SPF unterscheiden. Mit Daten des IQB-Bildungstrends 2018 (N = 4625 Schüler*innen, davon 371 mit SPF-LSE) wurde gezeigt, dass sich Schüler*innen mit SPF-LSE im Selbstbericht weniger sozial integriert fühlen. Diese wahrgenommenen Unterschiede zu ihren Mitschüler*innen ohne SPF traten nicht mehr auf, wenn Unterschiede in den soziometrisch erfassten Beziehungen in den Analysemodellen berücksichtigt wurden. Implikationen für die Erfassung der sozialen Integration im schulischen Kontext werden diskutiert.
Schlagwörter: Soziale Integration, Inklusion, Förderschwerpunkte Lernen, Sprache, emotionale-soziale Entwicklung
Sociometric-measured social relationships and the self-reported social integration in inclusive classrooms at secondary schools
Summary
Students with special educational needs (SEN) are increasingly being educated in regular schools together with classmates without SEN. However, various studies suggest that their social integration is lower than that of their classmates without SEN. Various dimensions of social integration have been investigated with different operationalizations, which address social relationships (sociometric surveys) on the one hand and perceived social integration (self-assessment scales) on the other. This article focuses on the relationships between these different dimensions of social integration. In that regard, the contact hypothesis assumes that social relationships are associated with higher perceived social integration. Based on the so-called homophily hypothesis, assumptions for different characteristics of social relationships are derived for students with and without SEN. This study investigated the relationship between various sociometric measures and the perceived social integration and differences between ninth-graders with and without SEN. Using data from the IQB Trends in Student Achievement 2018 (N = 4625 students, of which 371 with SEN, types: learning disabilities, speech or language impairment, emotional disorders), it was shown that students with SEN felt less socially integrated. These differences between them and their classmates without SEN in their perceived social integration were no longer significant when their sociometric-assessed social relationships were considered as additional predictors in the analyses. Implications for assessing social integration in the school context are discussed.
Keywords: Social integration, inclusion, specialisms in learning, language, emotional-social development
Korrespondenzadresse
Pauline Kohrt
Humboldt-Universität zu Berlin
Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen
Unter den Linden 6, D-10099 Berlin
pauline.kohrt@gmail.com
Empirische Sonderpädagogik, 2025.17:65-86
DOI https://doi.org/10.2440/003-0041
ISSN 1869-4845 (Print) · ISSN 1869-4934 (ebook)
Binnendifferenzierendes Handeln von grundständig qualifizierten Lehrkräften und Seiteneinsteiger:innen an Förderschulen im Schwerpunkt Geistige Entwicklung
Anna Seifart1, Nadine Poltz1, Oliver Wendt1,2,3, Antje Ehlert1 & Katrin Böhme1
1 Universität Potsdam
2 Purdue University
3 University of Pretoria
Zusammenfassung
Der Beitrag analysiert binnendifferenzierendes Unterrichtshandeln von grundständig qualifizierten Lehrkräften sowie von Quer- und Seiteneinsteiger:innen an Förderschulen im sonderpädagogischen Schwerpunkt Geistige Entwicklung (SPS GE). Innerhalb dieses sonderpädagogischen Schwerpunkts gilt binnendifferenzierende Förderung als unabdingbar. Angesichts einer vermehrten Einbindung von Seiteneinsteiger:innen im Schulsystem ist die Untersuchung des Unterrichtshandelns dieser Lehrkräfte aufgrund einer unzureichenden empirischen Befundlage von hoher Bedeutung. Die vergleichende Betrachtung des binnendifferenzierenden Unterrichtshandelns von Seiteneinsteiger:innen und grundständig qualifizierten Lehrkräften an dieser Schulform erscheint daher besonders relevant. Im Rahmen der Studie „Evaluation der Förderschulen mit dem Sonderpädagogischen Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung im Land Brandenburg“ nahmen N = 179 Lehrkräfte an einer Fragebogenerhebung teil. In der Analyse wurden die Häufigkeit binnendifferenzierender Aufgaben, der Umgang mit Lernzieldifferenzierung sowie die Vielfalt angewandter Unterrichtsformen untersucht. Die Ergebnisse zeigen hoch ausgeprägtes binnendifferenzierendes Handeln in beiden Lehrkräftegruppen und überwiegend keine signifikanten Unterschiede in den untersuchten Dimensionen zwischen grundständig qualifizierten Lehrkräften und Seiteneinsteiger:innen. Eine multivariate Varianzanalyse (MANOVA) ergab, dass die Berufserfahrung der Lehrkräfte den Umgang mit binnendifferenzierenden Lernzielen signifikant beeinflusst, jedoch nicht die Häufigkeit der Anwendung binnendifferenzierender Aufgaben. Kooperative Teamteaching-Strukturen wirken sich sowohl auf die Häufigkeit binnendifferenzierender Aufgaben als auch auf den Umgang mit binnendifferierenden Lernzielen signifikant positiv aus. Die Ergebnisse verdeutlichen die Gemeinsamkeiten binnendifferenzierender Unterrichtspraktiken verschieden qualifizierter Lehrkräftegruppen und werden vor dem Hintergrund des bestehenden Lehrkräftemangels diskutiert.
Schlagwörter: Sonderpädagogischer Schwerpunkt Geistige Entwicklung, Förderschule, Quer- und Seiteneinstieg, Binnendifferenzierung, Teamteaching, Berufserfahrung
Differentiated Instructional Practices of Traditionally Qualified and Alternatively Qualified Teachers at Special Education Schools with a Focus on Intellectual Development
Summary
This study analyzes differentiated instructional practices of fully qualified teachers and alternatively qualified teachers in special schools focused on intellectual development. Differentiated instruction is essential in this context. Given the increasing integration of alternatively qualified teachers into the school system, examining their teaching practices is crucial due to limited empirical evidence. A comparative analysis of the two groups' differentiated teaching practices appears particularly relevant. As part of the project "Evaluation of Special Education Schools with the Intervention Focus Intellectual Development in the State of Brandenburg", 179 teachers participated in a survey. The analysis examined the frequency of differentiated tasks, the use of differentiated learning goals, and the variety of teaching methods. Results show high levels of differentiated teaching in both groups with overall no significant differences in the examined dimensions. A multivariate analysis of variance (MANOVA) revealed that teaching experience significantly affects the use of differentiated learning goals, but not the frequency of differentiated tasks. Team teaching has a positive impact on both the frequency of use of differentiated tasks and the use of differentiated learning goals. The findings highlight commonalities in differentiated instructional practices among groups of teachers with different qualifications and are discussed in the context of the current teacher shortage.
Keywords: Special Education Focus on Intellectual Development, Special Education Schools, Alternatively qualified teachers, Differentiated Instruction, Team Teaching, Teaching Experience
Korrespondenzadresse
Anna Seifart
Universität Potsdam
Karl-Liebknecht-Str. 24-25, D-14476 Potsdam
seifart@uni-potsdam.de
Empirische Sonderpädagogik
17. Jahrgang · 2025 · Heft 1
Pabst, 2025
ISSN 1869-4845














