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Empirische Sonderpädagogik

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Published under Creative Commons: CC-BY-NC Licence


2023-4

Zusammenarbeit von Fachkräften des Bildungs- und Gesundheitswesens zur Einschätzung der kindlichen Sprachentwicklung
https://doi.org/10.2440/003-0012
Stefanie Winkler-Hahn, Stephan Sallat & Maren Eikerling

 

Psychologische Grundbedürfnisse und berufliches Wohlbefinden bei berufsbegleitend Studierenden der Sonderpädagogik in der Schweiz
https://doi.org/10.2440/003-0013
Catherine Eve Bauer, Larissa Maria Troesch, Denise Geiser & Caroline Sahli Lozano

 

Einstellungen zu Behinderung mit Fragebögen messen – Eine qualitative Inhaltsanalyse bestehender Messinstrumente         
https://doi.org/10.2440/003-0014
Sarah Schulze & Anne Schröter

 

What Makes School Hard for Students with Internalizing Problems? – Students’ Insights on Emotional Challenges at School
https://doi.org/10.2440/003-0015
Jannis Bosch, Ella Baer, Melanie Meisel & Jürgen Wilbert

 

Die qualitative Inhaltsanalyse zur Item-Generierung am Beispiel einer Delphi-Studie zur Forschung im Feld des inklusiven naturwissenschaftlichen Unterrichts
https://doi.org/10.2440/003-0016
Felix Pawlak, Jürgen Menthe, Elizabeth Watts & Lisa Stinken-Rösner

 

 


 

Zusammenarbeit von Fachkräften des Bildungs- und Gesundheitswesens zur Einschätzung der kindlichen Sprachentwicklung

Stefanie Winkler-Hahn, Stephan Sallat & Maren Eikerling


Zusammenfassung
Im Spannungsfeld Kita, Schule und Sprachtherapie ist multifaktorielle Expertise gefragt, um sprachliche Fähigkeiten von Kindern einzuschätzen und gegebenenfalls geeignete Förder- oder Therapiemaßnahmen abzuleiten. Eine besondere Herausforderung stellt dabei die strukturelle Komplexität der Versorgung hinsichtlich der verschiedenen Akteur*innen, Organisationen und Versorgungssysteme dar. Ziel der Studie war es, in Form einer Kontextanalyse die interprofessionellen Prozesse und Strukturen bzgl. kindlicher Sprachentwicklung zu rekonstruieren sowie fördernde und hemmende Faktoren zu identifizieren. Es wurden fünf Fokusgruppen mit jeweils drei Expert*innen aus den Berufsgruppen Erzieher*in, Sprachtherapeut*in, (Grundschul-)Lehrer*in, Sonderpädagog*in und Mediziner*in durchgeführt und ausgewertet, wobei auf die Methode der qualitativen Inhaltsanalyse mittels Extraktion zurückgegriffen wurde. Aus den Analysen ergab sich, dass personelle und ökonomische Ressourcen sowie klar kommunizierte rechtliche Rahmenbedingungen auf Systemebene eine Rolle spielen. Organisationsbezogen konnte die Gestaltung der Kommunikations- und Dokumentationsprozesse als wesentlicher Faktor für das Gelingen interprofessioneller Zusammenarbeit identifiziert werden. Das Engagement der Akteur*innen und der adäquate Einbezug von Erziehungsberechtigten sind ebenfalls als Einflussfaktor zu nennen. Die Expert*innen sehen ein hohes Potential in interprofessioneller Zusammenarbeit. Eine solche Zusammenarbeit ist ihrer Ansicht nach besonders wertvoll, wenn es um die Qualität der Beurteilung des kindlichen (Sprach-)Entwicklungsstandes (1) und der Förder- und Therapieangebote (2) geht. Es besteht ein Bedarf an der Gestaltung interprofessioneller Netzwerke über eine zentrale, sichere, niedrigschwellige und digitale Dokumentations- und Austauschplattform für die fallzentrierte Zusammenarbeit. 

Schlagwörter: Sprachentwicklung, Sprachentwicklungsstörung (SES), Diagnostik, interprofessionelle Zusammenarbeit, digitale Anwendung
 

Collaboration between education and health professionals for the assessment of speech development

Summary
Across daycare, school and speech and language therapy (SLT), multifactorial expertise is required to assess the language skills of children and, if necessary, define suitable support or therapeutical measures. The structural complexity of health care, welfare and public education involving various stakeholders, organisations and care systems poses a particular challenge. The aim of the study was a context analysis to reconstruct interprofessional processes and structures with regard to children’s language development and to identify promoting and inhibiting factors. Five focus group interviews, involving three experts each, were conducted and analysed, using the method of qualitative content analysis by means of extraction. The analyses showed that staff and economic resources as well as clearly communicated legal framework conditions play a role at the system level. In terms of organisation, the nature of communication and documentation processes was identified as an essential factor for the success of interprofessional cooperation. The commitment of stakeholders and the adequate involvement of caregivers can also be mentioned as an influencing factor. The participants see high value in interprofessional cooperation. Such cooperation, in their view, is particularly valuable when it comes to the quality of the assessment of the language development of children (1) and of the support and therapy services (2). This study thus suggests that there is a need to create and sustain interprofessional networks through a central, secure, low-threshold and digital documentation and exchange platform for case-centred cooperation.

Keywords: language development, developmental language disorder (DLD), assessment, interprofessional cooperation, digital applications

 

Korrespondenzadresse: 
Stefanie Winkler-Hahn
Franckeplatz 1, Haus 31
06110 Halle
stefanie.hahn@paedagogik.uni-halle.de

 


 

Psychologische Grundbedürfnisse und berufliches Wohlbefinden bei berufsbegleitend Studierenden der Sonderpädagogik in der Schweiz

Catherine Eve Bauer, Larissa Maria Troesch, Denise Geiser & Caroline Sahli Lozano


Zusammenfassung
In welchem Zusammenhang stehen die Arbeitsbedingungen von Sonderpädagog*innen im integrativen Berufsalltag mit ihrer Arbeitszufriedenheit? Diese Frage ist hochaktuell, da im Kontext der wachsenden Integrationsbemühungen der Personalbedarf in integrativen Settings der Sonderpädagogik zunimmt, während frühzeitige Berufsausstiege den Personalmangel verschärfen. Ein zentraler Aspekt der Arbeitsbedingungen gemäß der Self-Determination Theory ist die Erfüllung der psychologischen Grundbedürfnisse soziale Eingebundenheit, Kompetenzerleben und Autonomie. Um die psychologischen Grundbedürfnisse im Arbeitsalltag von Schweizer Sonderpädagog*innen zu untersuchen, wurden problemzentrierte Interviews mit 30 berufsbegleitend Studierenden der Sonderpädagogik durchgeführt, die in integrativen Settings arbeiten. Mittels inhaltlich strukturierender und evaluativer qualitativer Inhaltsanalyse wurden die psychologischen Grundbedürfnisse mit der aktuellen Arbeitszufriedenheit in Beziehung gesetzt. Über viel Autonomie wird in Bezug auf das individuelle Unterrichten im direkten Kontakt mit den Schüler*innen berichtet, für die Arbeitszufriedenheit scheint aber die Autonomie auf Team- und Professionsebene relevanter zu sein. Zentral ist hier vor allem die Förderung einer konstruktiven Zusammenarbeit durch die Schulleitung, aber auch die Stärkung der Sonderpädagog*innen in ihrer Berufsrolle.

Schlagwörter: Sonderpädagogik, Schulische Heilpädagog*innen, Self-Determination Theory, psychologische Grundbedürfnisse, Arbeitszufriedenheit

 

Basic Psychological Needs and Job Satisfaction in Swiss In-Service Special Education Students

Summary
What are the working conditions of special education teachers (SET) in inclusive settings, and how are they related to job satisfaction? These questions are highly topical, as in the context of growing integration efforts, staffing needs in inclusive special education settings are increasing while early career exits are exacerbating staff shortages. A critical aspect of working conditions, according to self-determination theory, are the basic psychological needs of relatedness, competence, and autonomy. To explore basic psychological needs in Swiss SET, we conducted problem-centered interviews with 30 in-service SET students already working in inclusive school settings. The interviews were analyzed with structuring and evaluative qualitative content analysis to explore the relationship between basic psychological needs and job satisfaction. Perceived autonomy was highest in individual teaching situations, in direct contact with the students; however, team autonomy as well as autonomy at the level of Special Education as a profession seemed to be more relevant for job satisfaction. How school leaders support team cooperation and strengthen SET in their professional role seem to be crucial factors in this context.

Keywords: Special education, special education teachers, self-determination theory, basic psychological needs, job satisfaction 
 

Korrespondenzadresse: 
Larissa M. Troesch
Fabrikstr. 8
CH-3012 Bern
larissa.troesch@phbern.ch

 


 

Einstellungen zu Behinderung mit Fragebögen messen – Eine qualitative Inhaltsanalyse bestehender Messinstrumente

Sarah Schulze & Anne Schröter


Zusammenfassung
Einstellungen zu (Menschen mit) Behinderungen sind seit langer Zeit im Fokus der Forschung. Da es sich um ein latentes Konstrukt handelt, sieht sich die Forschung damit konfrontiert, zu definieren, wie die Einstellungen gemessen werden sollen. Die vorliegende Studie nimmt die Operationalisierung des latenten Konstrukts zum Anlass und untersucht durch eine zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse der aktuell verfügbaren Einstellungsfragebögen (N = 13) was gemessen wird, wenn Einstellungen zu (Menschen mit) Behinderungen erfasst werden sollen. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Items der Fragebögen in den Kategorien Fähigkeitserwartungen, Vulnerabilität/Privilegienverlust, Normative Überformung, Expliziter Ableismus, Wissen und Überzeugungen, Strukturelle Barrieren und Persönlicher Kontakt abbilden lassen.

Schlagwörter: Behinderungsmodelle, Einstellungsmessung, Einstellungen zu Behinderung

 

Measuring attitudes towards disability via questionnaires – A qualitative content analysis of existing measurement instruments

Summary
Attitudes towards disability are a recurring topic in research. Being a latent construct, research is challenged with the task of defining how attitudes are to be measured. This study focuses on the operationalisation of the latent construct. It examines what is measured when attitudes towards disability are to be assessed. For this purpose, a qualitative content analysis of currently available questionnaires measuring explicit attitudes towards disability (N = 13) is conducted. Seven categories were generated from the data: Ability Expectations, Vulnerability/Loss of Privilege, Normative Overforming, Explicit Ableism, Knowledge and Beliefs, Structural Barriers, and Personal Contact.

Keywords: Attitude measurement, Attitudes towards disability, Concepts of disability

 

Korrespondenzadresse: 
Sarah Schulze
TU Dortmund
Otto-Hahn-Str. 6, D-44227 Dortmund
sarah.schulze@tu-dortmund.de


 

What Makes School Hard for Students with Internalizing Problems? – Students’ Insights on Emotional Challenges at School

Jannis Boscha, Ella Baerb, Melanie Meiselb & Jürgen Wilbertb


Summary
A number of studies have found evidence for associations of internalizing problems (IP) with negative emotional experiences at school. However, most studies on the subject have neglected to investigate explanations for these associations. Satisfaction of psychological needs of students (i.e., autonomy, competence, and relatedness) provides a theoretical framework to further explain these associations, as need satisfaction has been shown to affect students’ emotional wellbeing. The aims of the study at hand are to investigate students’ explanations for their own emotional experiences within the school context, and whether they correspond with aforementioned psychological needs, with a particular focus on students with high IP. To achieve these aims, n = 32 structured interviews were conducted with fifth and sixth graders. Students were screened for IP and students with either very high or very low IP were interviewed. Students’ explanations for their own emotional experiences were categorized using qualitative content analysis based on aforementioned psychological needs. Results show that children with high IP focused on negative rather than positive situations within school. Differences between children with high and low IP were particularly pronounced in the relatedness category. Children in the high IP group mentioned peer-related needs more often and showed a lower percentage of positive segments relatedness needs. The specific topics within individual needs provided by this study can be used to enhance and further differentiate need-supportive teaching models, particularly for children with high IP.

Keywords: Internalizing Problems, Psychological Needs, Emotions, School, Students

 

Was erschwert Kindern mit internalisierenden Problemen den Schulalltag? – Emotionale Schwierigkeiten aus der Schüler:innenperspektive

Zusammenfassung
In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden, dass internalisierende Probleme (IP) bei Schulkindern mit vermehrten negativen emotionalen Erlebnissen zusammenhängen. Die Wirkmechanismen, die zu diesen Zusammenhängen führen, wurden dabei bisher nur am Rande behandelt. Die Befriedigung der psychologischen Grundbedürfnisse (Autonomie, Kompetenz, Eingebundenheit) bietet einen theoretischen Rahmen, der geeignet erscheint, diese Zusammenhänge genauer zu erklären. Das Ziel der vorliegenden Studie ist, das emotionale Erleben von Schulkindern und ihre eigenen Erklärungen für positive und negative Emotionen im Rahmen der psychologischen Grundbedürfnisse genauer zu betrachten. Dabei sollen speziell Kinder mit hohen IP in den Fokus genommen werden. Daher wurden im Rahmen der vorliegenden Studie Interviews mit n = 32 Kindern aus fünften und sechsten Klassen durchgeführt. Dabei wurden anhand eines Screenings spezifisch Kinder mit sehr hohen und sehr niedrigen IP für die Interviews ausgewählt. Die Antworten der Kinder wurden nach der Qualitativen Inhaltsanalyse Kategorien zugeordnet, die auf Basis der psychologischen Grundbedürfnisse erstellt und induktiv erweitert wurden. Ergebnisse zeigen, dass Kinder mit hohen IP sich stärker auf negative Situationen fokussieren. Dieser Fokus war speziell bei Antworten zu erkennen, die sich auf das Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit beziehen. Die spezifischen Schwierigkeiten von Kindern mit hohen IP innerhalb der psychologischen Grundbedürfnisse, die im Rahmen dieser Studie identifiziert wurden, können als Ausgangspunkt für die (Weiter-)Entwicklung bedürfnisorientierter Lehrkonzepte verwendet werden.

Schlüsselwörter: Internalisierende Probleme, Psychologische Grundbedürfnisse, Emotionen, Schule, Schülerinnen und Schüler

 

Korrespondenzadresse: 
Jannis Bosch
Bispinghof 5/6
48143 Münster
jbosch@uni muenster.de

 


 

Die qualitative Inhaltsanalyse zur Item-Generierung am Beispiel einer Delphi-Studie zur Forschung im Feld des inklusiven naturwissenschaftlichen Unterrichts

Felix Pawlaka, Jürgen Mentheb, Elizabeth Wattsc & Lisa Stinken-Rösnerd


Zusammenfassung
Inklusiver Fachunterricht stellt ein Forschungsfeld dar, das Forscher:innen vor konzeptionelle und methodische Herausforderungen stellt. Das Wissen über mögliche Herausforderungen kann bereits in der Planungsphase einen wichtigen Beitrag leisten, Forschungsprojekte diversitätsbewusst anzulegen und umzusetzen. Aufgrund des Mangels an empirischen Befunden wurde eine Delphi-Studie von Mitgliedern des ‚Netzwerk inklusiver naturwissenschaftlicher Unterricht‘ (NinU) durchgeführt. Das Ziel des Vorhabens war es, (i) Herausforderungen in der Forschung zu inklusivem naturwissenschaftlichen Unterricht zu identifizieren und (ii) einzuschätzen, inwieweit der Einsatz des NinU-Schemas hilft, diesen zu begegnen. Einem explorativen Ansatz folgend, wurde ausgehend von den Antworten einer Expert:innenbefragung (N = 80) in einer diskursiven und mehrstufigen qualitativen Inhaltsanalyse (QIA) ein Kategoriensystem induktiv entwickelt. Im nächsten Schritt wurden basierend auf den Kategorien Items (N = 70) formuliert, die wiederum die Basis für nachfolgende Delphi-Runden bildeten. Eine Besonderheit bei diesem Vorgehen war die Adaption der Delphi-Methode aufgrund der Ergebnisse der QIA. Beim klassischen Vorgehen der Delphi-Methode werden in jeder Runde dieselben Fragen an die Expert:innen gestellt bis ein Konsens erzielt wird. Im Gegensatz dazu wurden in die vorliegende Studie eine zusätzliche Frage sowie die zugehörigen Items nachträglich aufgenommen, da mit Hilfe der QIA ein bisher nicht berücksichtigter, für die Expert:innen jedoch relevanter, Aspekt  identifiziert werden konnte.

Schlagwörter: Inklusion, qualitative Inhaltsanalyse, Delphi-Studie, naturwissenschaftlicher Unterricht

 

Qualitative Content Analysis for the Formation of Items for a Delphi Study on Research in Inclusive Science Education

Summary
Inclusive science education is a field of research that poses conceptual and methodological challenges for researchers. Knowledge about challenges can make an important contribution to the planning and realization of research projects. Due to the lack of empirical findings, a Delphi study was conducted by members of the ‘Netzwerk inklusiver naturwissenschaftlicher Unterricht’ (NinU). The aim of the project is (i) to identify challenges in research on inclusive science education and (ii) to assess to what extent the use of the NinU-framework helps to address these. Based on experts (N = 80) responses, a category system was inductively developed by using qualitative content analysis (QCA). The next step was to formulate the items (N = 70) for further rounds of the Delphi study. A feature of the presented study is the adaptation of the Delphi method based on the results of the QCA. In the classical approach of the Delphi method, experts are asked the same questions in each round until a consensus is reached. In contrast, an additional question and associated items were subsequently included in this study. The QCA led to the identification of previously unconsidered aspects.

Keywords: Inclusion, Qualitative Content Analysis, Delphi Study, Science

 

Korrespondenzadresse: 
Dr. Felix Pawlak
Eberhard Karls Universität Tübingen
Auf der Morgenstelle 18
72076 Tübingen
felix.pawlak@uni-tuebingen.de

 


 

Empirische Sonderpädagogik
15. Jahrgang · 2023  · Heft 4

Pabst, 2024
ISSN 1869-4845
 

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