NEWSBÜCHERJOURNALEONLINE-SHOP



 

Sie befinden sich hier: BÜCHER » Bücher lesen

« zurück

William Stern (1871-1938): A Brief Introduction to His Life and Works

Although the German philosopher and psychologist William Stern (1871-1938) enjoyed wide renown in the early decades of the 20th century, very few contemporaries have any appreciable familiarity with his works. To the extent that his name is recognized at all, that is usually due to its historical connection with the concept of IQ, and this is all the more unfortunate because Stern's work in that particular domain was something from which he eventually sought to distance himself. On the other hand, Stern's greatest scholarly contribution, that comprehensive system of thought he called critical personalism, is one that could well be of great value to contemporary scholars. In particular, the distinction between persons and things, on which all of critical personalism rests, can serve to refine our understanding of the nature and limits of contemporary work in fields as diverse as personality studies and cognitive neuroscience. The present work is based on a series of public lectures given by the author when he was Ernst-Cassirer Guest Professor at the University of Hamburg in the summer semester of 2004. Its purpose is to provide contemporary readers with an introduction to William Stern that is both concise and accessible to lay persons and professionals alike.


2010, 172 pages, ISBN 978-3-89967-589-4, Price: 25,- Euro

Rezension zum Buch

Erschienen in: Tribüne. Zeitschrift zum Verständnis des Judentums Jg. 50 (2011), Heft 198, S. 202.

James T. Lamiell: William Stern (1871-1938): A Brief Introduction to His Life and Works. Lengerich: Pabst 2010. 171 S. 25,- Euro.
Martin Tschechne: William Stern. Hamburg: Ellert & Richter 2010. 160 S. 14,90 Euro.


William Stern - Philosoph, Psychologe und Pädagoge

William Stern, geboren 1871 in Berlin als Wilhelm Louis Stern, ist heute, wenn überhaupt, als Erfinder des IQ, des Intelligenzquotienten, bekannt. Damit ist genau das eingetreten, was sein Sohn, der Philosoph und erste Ehemann Hannah Arendts, Günther Anders, für seinen Vater befürchtet hatte. Denn William Stern selbst betrachtete Tests, wie eben Intelligenztests, nur als Notbehelf für die psychologische Individualitätsprüfung, als Baustein unter anderen. Letztlich ging es Stern um weit mehr, nämlich den Versuch das Wesen der Persönlichkeit zu ergründen. William Stern kämpfte sein Leben lang entschieden gegen die Loslösung der Psychologie von der Philosophie und damit, wie er es formulierte, den Versuch den Menschen zur Sache zu degradieren. "Person und Sache" heißt daher auch sein dreibändiges Hauptwerk.

Martin Tschechne, der selbst zum Thema Begabungsforschung und Begabtenförderung promoviert hat, rückt in seinem Buch über William Stern, das in der Reihe "Hamburger Köpfe" der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius erschienen ist, Stern als den Begründer der differentiellen Psychologie sowie die Verdienste Sterns um die Gründung der Hamburger Universität ins Zentrum seiner Darstellung. Lebendig und kurzweilig beschreibt er die von Stern durchgeführten Eignungstests Hamburger Schüler oder Piloten, ohne die Problematik solcher Tests und die Zweifel, die Stern selbst hegte, zu vernachlässigen. Das Buch hat das Verdienst, William Stern über Fachkreise hinaus einem breiten Publikum bekannt zu machen und ihn vom Klischee des "IQ-Guy" zu befreien.

Letzteres Ziel verfolgt auch das ebenfalls neu erschienene Buch von James T. Lamiell, einem amerikanischen Psychologen, der sich schon seit vielen Jahren um die Wiederentdeckung Sterns verdient gemacht hat. Lamiell legt den Schwerpunkt seiner Darstellung, die auf öffentlichen Vorlesungen an der Universität Hamburg beruht, stärker auf die philosophischen Aspekte von Sterns Werk. Dem deutschen Leser wird die Lektüre dieser englischsprachigen Untersuchung durch ausführliche Zitate aus Sterns Werken in der Originalsprache Deutsch erleichtert. Das Buch stellt eine wichtige Ergänzung zu dem von Tschechne vorgelegten Band dar.

Auch der Pädagoge Stern steht am Beginn seiner Wiederentdeckung. Zumindest fand sein Werk "Person und Sache" gerade Aufnahme in den Kanon der "Hauptwerke der Pädagogik" (2009). Wenn es sich bei dem Werk, wie die Autorin Sabine Seichter betont, auch nicht um ein "großes Buch der Pädagogik" handelt, so doch "um ein wichtiges Buch für die Pädagogik".

Ein Defizit weisen allerdings alle diese erfreulichen Anstrengungen um eine adäquate Einordnung von William Sterns Werk auf. Stern hat sich selbst in die Tradition seines Großvaters Sigismund Stern (1812-1867), ein bedeutender Pädagoge, führender Kopf der Berliner Reformgemeinde und überzeugter Jude, gestellt. William Stern ließ sich, obwohl das seine Universitätskarriere durchaus beschleunigt hätte, nicht taufen. Arthur Galliner, Biograph des Großvaters, verweist in seinem Nachruf (1938) auf eine tiefe Beziehung von William Sterns Philosophie und Weltanschauung zur jüdischen Religion. So bleibt zu wünschen, dass sich die Forschung in Zukunft auch diesem möglichen Zusammenhang widmet.




alttext    

 

Aktuell

Socials

Fachzeitschriften