Die Psychogenese der Menschheit, Band V
Herausgegeben von Gerd Jüttemann
Ästhetisches Gefühl ist eine weitgehend unbewusste Reaktion auf eine Wahrnehmung. Der Ausgangspunkt für eine darwinistische Ästhetik ist ein Erleben von Schönheit als Wahrnehmung optimierter Fitness. Mehrere evolutionär bedeutsame Bereiche sind betroffen: Einschätzungen der Umwelt, Partnerwahl, Berufserfolg, Artefakte, Medienereignisse u.a.
Obgleich jede(r) geringfügig anders wahrnimmt und andere Präferenzen zeigt, scheint die Auseinandersetzung über Ästhetisches funktional zu sein, da man sich damit kommunikativ austauschen, abgleichen und abgrenzen kann. Ästhetik scheint ein konstitutiver Bestandteil des Sozialen zu sein.
Das Kriterium des Funktionalen ist der Probierstein der Evolutionstheorie. Nur wenn sich zeigen lässt, dass ein Phänomen einen Selektionsvorteil hatte oder noch hat, kann es als evolutionär begründbar gelten. Die Hürde ist hoch, doch muss sie in jeder Argumentation überwunden werden.
Ein zentrales Selektionsproblem ist die richtige Entscheidung bei der Partnerwahl. Fitness, Treue, Reproduktionsfähigkeit, Investitionen in die Kinder und elterliche Fürsorge sind evolutionär letztlich allesentscheidende Faktoren; Indikatoren dafür werden als ästhetische Attraktivität wahrgenommen.
Bietet auch die Ästhetik von Kunst, Spiel und Unterhaltung evolutionäre Vorteile? Psychologen und Angehörige verwandter Disziplinen reflektieren die Fragestellungen in Einzelbeiträgen aus unterschiedlichen Perspektiven mit vielen überraschenden Einblicken in die Psychologie, Soziologie, Kunst und Unterhaltung.
Anthropologie und Philosophie
Ein Sinn für das Schöne - Wie die Evolution die Menschen zu Ästheten machte
Susanne F. Schmehl & Elisabeth Oberzaucher
Konstruktion und Weitergabe des ästhetischen Verhaltens. Eine evolutionäre Sicht
Mariagrazia Portera
Ästhetik als bildliche Kommunikation. Evolutionäre Wurzeln künstlerischen Schaffens
Christa Sütterlin
Die ästhetische Illusion. Ein Rekonstruktionsversuch im Rahmen der Evolutionären Ästhetik
Katja Mellmann
Selbst-Domestizierung und tänzerische Rituale als Faktoren der Sprachevolution
Wolfgang Steinig
Alte und neue Medien
Medien als Attrappen
Clemens Schwender
Funktionen des Lächelns während der Filmrezeption
Monika Suckfüll
Kitsch oder Coping? Die biologischen Grundlagen der sozialen Motivation als Determinanten des ästhetischen Erlebens
Stefan Ortlieb & Claus-Christian Carbon
Das Kindchenschema bei Medienfiguren
Benjamin P. Lange & Frank Schwab
Die Ästhetik des Körpers
Evolutionäre Ästhetik als bare Münze - Zahlt sich Schönheit aus?
Andreas Hejj
Grenzen der Schönheit? Oder: Warum Genitalien begehrenswert sein können
Thomas Junker
Partnerwahl - Durch Kontaktanzeigen auffallen und gefallen
Clemens Schwender
Ästhetische Dimensionen von Sprache, Sprechen, Stimme
Benjamin P. Lange, Hannah Bögemann & Eugen Zaretsky
2017, 252 Seiten, ISBN 978-3-95853-282-3, Hardcover, Preis: 30,-