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Ambulante Psychotherapie mit Älteren

Für die Psychotherapie älterer PatientInnen hat die aktuelle Forschung einige Spezifika entwickelt. Diese Befunde ermöglichen eine Verbesserung der Behandlungsergebnisse.
Das Buch vermittelt prägnant die notwendigen theoretischen Grundlagen und die relevanten Praxis-Variablen für die jeweils wichtigsten Störungsbilder.
Erfahrenen und jungen TherapeutInnen wird damit ermöglicht, optimal auf die Lebenswelten ihrer PatientInnen einzugehen. AusbildungskandidatInnen erhalten einen schnellen Überblick für ihr obligates Prüfungswissen.

Rezension zu diesem Buch

von: Simon Forstmeier, Zürich
Erschienen in Verhaltenstherapie 2010;20:66


Es gibt nicht viele Bücher, die sich mit der speziellen Situation der Psychotherapie von älteren Menschen befassen. Dies ist angesichts der stetig älter werdenden Gesellschaft erstaunlich, spiegelt aber die Vorbehalte Älterer gegenüber einer Psychotherapie sowie die Vorbehalte von Psychotherapeuten gegenüber älteren Patienten wider. Daher ist das Buch von Barbara Rabaioli­Fischer, das eigentlich allen Psychotherapeuten wertvolle Anregungen bietet, wichtig.

Das überschaubare Buch ist in sieben Kapitel und einen Anhang gegliedert. Nach einer kurzen Einführung werden im 2. Kapitel einige Faktoren beschrieben, die die Lebensqualität im Alter beeinflussen und daher in der Therapie relevant sind: das verkleinerte soziale Netz, die veränderte ökonomische Situation, körperliche Veränderungen und weitere Faktoren. Dabei versteht es die Autorin, die Sachverhalte mit einfachen Worten leicht verständlich zu vermitteln. Im 3. Kapitel stellt Rabaioli­Fischer die wichtigsten Alterstheorien dar, die auch für den Alterspsychotherapeuten von Bedeutung sind. Während einige Theorien nur in wenigen Sätzen abgehandelt werden, wird insbesondere das Modell der selektiven Optimierung und Kompensation (SOK­Modell) ausführlich dargestellt, das für die Alterspsychotherapie wertvolle Impulse geben kann.

Kapitel 4-7, die etwa zwei Drittel des Buches ausmachen, befassen sich mit praktischen Fragen der Alterspsychotherapie. In dem kurzen, 4. Kapitel werden einige pragmatische Aspekte thematisiert, wie die Erreichbarkeit der Praxis für bewegungseingeschränkte Personen, die Einbindung der Angehörigen in die Psychotherapie, die Zusammenarbeit mit den Behandelnden sowie die besonderen Aspekte der therapeutischen Beziehung zwischen einem jüngeren Therapeuten und einem älteren Patienten. Man könnte über diese Themen sicher noch wesentlich mehr schreiben, aber im Rahmen dieses Buches ist es auch angenehm, die wichtigsten Informationen knapp präsentiert zu bekommen.

Herzstück des Buches ist Kapitel 5, in dem die häufigsten Störungsbilder im Alter und ihre Behandlung beschrieben werden. Es enthält Unterkapitel zu Depression, Frühdemenz, Angststörungen, Schlafstörungen und chronischen körperlichen Erkrankungen. Der Leser findet eine Reihe von Tipps und Hilfestellungen für die konkrete Arbeit mit dem Patienten. Sehr schön sind auch die Fallbeispiele, die immer wieder eingestreut sind und auch den Behandlungsplan und Therapieverlauf beinhalten. Gerade in langen Kapiteln wie dem über Depression würden allerdings eine bessere Ordnung und Unterteilung des Kapitels die Lektüre erleichtern. Dafür wird der Leser aber mit Bildern, Zeitungsausschnitten, Gedichten und anderen Illustrationen entschädigt, die den Text auflockern.

Die für ältere Patienten speziell entwickelten Lebensrückblicksinterventionen (die Autorin spricht vom biografischen Arbeiten) werden in Kapitel 6 beschrieben. Nach Ansicht der Autorin ist eine Lebensrückblicksintervention bei allen älteren Patienten angesagt, da sich in fast jeder Biografie einige zu bearbeitende prägende Ereignisse finden. Aber auch Ressourcen sind aus dem Lebensüberblick recht leicht herauszuarbeiten. Im letzten Kapitel, Kapitel 7, werden einige Varianten etablierter Standardverfahren beschrieben, die in der Alterspsychotherapie sinnvoll sind, beispielsweise bei der kognitiven Umstrukturierung, bei sozialen Kompetenztrainings, bei Wochenplänen und bei Listen angenehmer Aktivitäten.

Insgesamt liegt mit dem Buch von Barbara Rabaioli­Fischer ein Werk vor, das viele Anregungen für die psychotherapeutische Praxis enthält, leicht lesbar ist, hilfreiche Fallbeispiele beinhaltet und angenehm knapp gehalten ist. Das wiegt die manchmal diffuse Ordnung und den Mangel an aktuellen Literaturangaben bei Weitem auf.


2008, 164 Seiten, ISBN 978-3-89967-484-2, Preis: 18,- Euro




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