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Die Psychologie ist auf eine spezielle Kategorienlehre angewiesen

"Der Streit zwischen den verschiedenen Richtungen der Psychologie ist zum großen Teil ein Streit um die Kategorien, auch wenn er auf anderen, abgeleiteten Gebieten ausgefochten wird. Viele Streitigkeiten würden sehr vereinfacht, wenn man sie an der Wurzel packte, d.h. beim Kategorienproblem." Mit diesem Argument forderte Richard Müller-Freienfels bereits1934 auf, an einer speziellen Kategorienlehre der Psychologie zu arbeiten, wie es bereits Johann Friedrich Herbart und Wilhelm Wundt verlangt hatten. Jochen Fahrenberg nimmt das Projekt auf und reflektiert es in seinem neuen Opus Magnum "Zur Kategorienlehre der Psychologie".

Wundt war Neurophysiologe sowie Pionier der experimentellen Psychologie und der Völkerpsychologie (Kulturpsychologie). Aus diesem umfassenden theoretischen und methodologischen Horizont kritisierte er Grenzüberschreitungen und alle Versuche, Bewusstseinsprozesse auf physiologische Vorgänge zu reduzieren: Ein solches Beginnen sei sinnlos, "weil es dem Zusammenhang der psychischen Vorgänge selbst verständnislos gegenüberstehen würde, auch wenn uns der Zusammenhang der Gehirnvorgänge so klar vor Augen stünde wie der Mechanismus einer Taschenuhr." - Wundt erläuterte grundlegende Allgemeinbegriffe, welche die kategoriale Sonderstellung der Psychologie bestimmen: den Subjektbezug, die Wertorientierung, die Zwecksetzung, die Willenstätigkeit. Die von Wundt entwickelten Erkenntnisprinzipien wie Kontext, Emergenz, Selbstorganisation sollen - in seiner perspektivischen Sichtweise - das adäquate methodische Vorgehen in der Psychologie leiten.

Fahrenberg reflektiert: "Gerade die Psychologie, in ihrer schwierigen Grenzstellung zwischen den Geisteswissenschaften, Sozialwissenschaften, der Physiologie und Biologie, mit den heterogenen Prinzipien und Methoden dieser Gebiete, ist zumindest auf Grundzüge einer umfassenden speziellen Kategorienlehre angewiesen. Zur methodologischen Reflexion gehört die Einsicht in verborgen gebliebene Vorentscheidungen und Kategorienfehler. Die neuere Diskussion über phänomen-adäquate Forschungsstrategien gewinnt Anregungen aus verschiedenen Denkrichtungen: den Begriff der Komplementarität, die Perspektivität und den Perspektiven-Wechsel zwischen kategorial grundverschiedenen Bezugssystemen, die konzeptuellen Fortschritte beim multi-modalen Assessment und in der multi-methodischen Diagnostik. Jede wissenschaftliche Arbeit in der Psychologie muss festlegen und rechtfertigen, wie das gemeinte Phänomen oder Untersuchungsthema und wie die repräsentativen Kriterieninformation im Anwendungsfeld methodisch-kategorial adäquat zu erfassen sind."

Zur Kategorienlehre der Psychologie. Komplementaritätsprinzip – Perspektiven und Perspektiven-Wechsel
Fahrenberg, Jochen




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