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Sozialer Status und Handlungsmacht eines Sprechers beeinflussen Wahrnehmung seiner Aussagen

Die reelle Position eines Sprechers im Machtgefüge einer Gesellschaft entscheidet darüber, wie seine Äußerungen von Zuhörern wahrgenommen werden. Dies ist das Ergebnis einer gemeinsamen Studie der Neurolinguistin Prof. Dr. Ina Bornkessel-Schlesewsky von der Philipps-Universität Marburg und des Sprachwissenschaftlers Univ.-Prof. Dr. Matthias Schlesewsky von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) mit Unterstützung von Sylvia Krauspenhaar, die im Rahmen ihrer Tätigkeit in der Forschergruppe "Neurotypologie" am Leipziger Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften an der Untersuchung mitgewirkt hat. Die Studie "Yes, you can? A speaker's potency to act upon his words orchestrates early neural responses to message-level meaning" erscheint am 24. Juli 2013 im frei zugänglichen Wissenschaftsjournal PLOS ONE.

Für die Studie führte das Wissenschaftlerteam den Probanden Videoaufnahmen mit plausiblen und nicht-plausiblen Äußerungen eines politisch einflussreichen Entscheidungsträgers, eines weithin bekannten Nachrichtensprechers und einer allen Studienteilnehmern unbekannten Person vor. Die erstgenannten Sprecherrollen waren prominent mit dem damaligen Bundesfinanzminister Peer Steinbrück und dem ehemaligen Nachrichtensprecher Ulrich Wickert besetzt. Alle Aussagen wurden eigens für die wissenschaftliche Studie eingesprochen und konnten eindeutig entweder der Kategorie "Allgemeinwissen" oder der Kategorie "Politik" zugeordnet werden. Während unwahrscheinliche Aussagen über die reale Alltagswelt (wie z.B. "Fidel Castro ist ein Popsänger.") für alle drei Sprecher zu ähnlichen Hirnreaktionen bei den Probanden führten, fielen die Hirnreaktionen der Zuhörer auf nicht-plausible Aussagen zu aktuellen politischen Ereignissen (wie z.B. "Die Bundesregierung verkündet den Austritt aus dem NATO-Verbund.") je nach Sprecher verschieden aus: Die von Politiker Steinbrück getätigten Aussagen erzeugten in EEG-Messungen andere Reaktionswerte als die der anderen Sprecher.

"Wir interpretieren die unterschiedliche Hörerreaktion auf politische Aussagen als einen unmittelbaren Einfluss der potenziellen Handlungsmacht eines Sprechers während des Sprachverstehens", erklärt Univ.-Prof. Dr. Matthias Schlesewsky vom Department of English and Linguistics and der JGU. "Entscheidend dabei ist, ob der Hörer davon ausgeht, dass der Sprecher das Gesagte grundsätzlich in die Tat umsetzen kann." Prof. Dr. Ina Bornkessel-Schlesewsky ergänzt: "Politischen Entscheidungsträgern wird deutlich mehr zugetraut als einfachen Bürgern oder anderen prominenten Persönlichkeiten." Bisher sei man nur davon ausgegangen, dass beispielsweise das Allgemeinwissen des Zuhörers oder auch seine momentane Gemütsverfassung zu den zahlreichen Faktoren zählen, die Hirnreaktionen auf sprachliche Äußerungen hervorrufen.




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