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Sonderpädagogik: Was verstehen eigentlich LehrerInnen unter Inklusion?

Inklusion – alle reden darüber, jeder bildet sich eine Meinung zum Thema. Doch was genau versteht man eigentlich darunter? Gibt es einheitliche Definitionen? Bodo Przibilla, Friedrich Linderkamp und Philipp Krämer (Universität Wuppertal) haben die Berufsgruppe befragt, die es (eigentlich) wissen müsste: LehrerInnen. Ihre Ergebnisse sind in Ausgabe 3/18 des Journals „Empirische Sonderpädagogik“ veröffentlicht worden. Dass Meinungen zum Thema auseinandergehen, ist klar – dass aber selbst an Schulen sehr unterschiedliche Verständnisse des Konzeptes „Inklusion“ vorherrschen, überrascht.

Die Inklusion an Schulen ist ein komplexes Thema. Zahlreiche Studien dazu wurden bereits veröffentlicht, wissenschaftliche Abhandlungen geschrieben, Experten befragt. Die allerdings, die Inklusion tatsächlich täglich erleben, damit umgehen und sie koordinieren, sind bisher kaum zu Wort gekommen. Wie Lehrer den Inklusionsbegriff verstehen, kann aber „im Kontext weiterer Forschung dazu beitragen, den Stellenwert subjektiver Definitionen von Inklusion als handlungsrelevante Variable im Inklusionskontext zu überprüfen“.

Mithilfe eines Fragebogens interviewten die Autoren insgesamt fast 2000 Lehrkräfte verschiedener Schulformen. Die Antworten auf die bewusst offen gehaltene Aufforderung „Definieren Sie Inklusion in Ihren eigenen Worten“ waren extrem heterogen. Aus diesem Grund haben Przibilla und Kollegen mehrere Dimensionen herausgearbeitet und die Antworten darunter zusammengefasst. In der Dimension „Zugehörigkeit und Partizipation“ war die Aussage, dass Inklusion „Integration, Partizipation, Zugehörigkeit oder Gemeinsamkeit aller Schülerinnen und Schüler am Schulleben und im Unterricht“ sei, insgesamt die häufigste der Befragung. Viele Antworten waren eher der Dimension „Politik und Bildungssystem“ zuzuordnen, z.B. „Inklusion ist Chancengleichheit bezüglich Bildung und Schulaufnahme“ oder auch „Inklusion ist der Versuch, Kosten zu senken und Einsatz zu reduzieren“.

Letzteres lässt deutliche Kritik am Konzept erkennen, ebenso wie „Inklusion ist überfordernd, belastend oder schädigend für Lehrkräfte und SchülerInnen“ aus der Dimension „Probleme und Hindernisse“, in die ebenfalls zahlreiche Lehrerdefinitionen einzuordnen waren – immerhin noch die siebthäufigste Antwortkategorie.

Insgesamt gesehen entfallen die meisten Antworten auf die Dimensionen „Zugehörigkeit und Partizi pation in Gesellschaft und Schule“ sowie „Innere Differenzierung und Individualisierung“. Deutlich macht die Befragung allerdings vor allem eins: Wenn es um das subjektive Verständnis des Inklusionsbegriffs geht, ziehen selbst Lehrkräfte als  Berufsgruppe oft nicht an einem Strang – ebenso wie Politik und Gesellschaft, was die Umsetzung inklusiven Unterrichts an Schulen angeht.

Literatur

Bodo Przibilla, Friedlich Linderkamp, Philipp Krämer: Subjektive Definitionen von Lehrkräften zur Inklusion – eine explorative StudieIn der Zeitschrift: Empirische Sonderpädagogik, Ausgabe 3/2018, S.232–247.

 




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