Als annähernd "harmloses Beispiel für eine Konditionierung" beschreibt Fliß, "dass ein Kind stundenlang in eine dunkle Kiste gesperrt wird, bis es kaum noch Luft bekommt. Kurz vor dem Ersticken wird es herausgeholt und muss ein Tier töten. Bei einer Weigerung wird das Kind zurück in die Kiste gesperrt, hat wegen Atemnot erneut Todesangst und wird wieder herausgeholt. Dieser Ablauf wird so oft wiederholt, bis das Kind gehorcht ...
Bei Konditionierungen höherer Ordnung werden verschiedene Signale mit bereits gelerntem Verhalten verknüpft. Das Kind wird nicht mehr kurz vor dem Ersticken aus der Kiste geholt, sondern dissoziiert direkt vor dem Ersticken in Todesangst. Die Kiste wird geöffnet, und das dissoziierte Kind erinnert sich nicht mehr an das Einsperren, sondern nur daran, aus dem Dunkel befreit worden zu sein. In diesem Persönlichkeitszustand nimmt das Kind den Täter als Retter wahr und geht auf ihn zu." Mit derartigen Konditionierungen lässt sich eine Kette erwünschter Handlungen programmieren und jedes Abwehrpotential löschen.
Die Traumafolgestörungen, das System als solches und die Geheimhaltung lassen sich stabilisieren, indem die Opfer genötigt werden, nach und nach selbst als Täter zu agieren. Diese Entwicklung erschwert die Ausstiegsmöglichkeiten zusätzlich, berichten Fliß und KollegInnen. Ist ein Sektenmitglied ausgestiegen, muss es mit sich selbst und mit seinen ehemaligen Bezugspersonen schwere Konflikte austragen - und kehrt daher unter Umständen trotz therapeutischer Hilfe in das Milieu zurück.