"Die frühen Texte der Studentenbewegung spiegeln das Aufbäumen gegen das Establishment, die Wut über die Ermordung Benno Ohnesorgs und das Attentat auf Rudi Dutschke unvermittelt wider; doch auch Texte 40 Jahre danach zeigen die immer noch als unmittelbar erlebte Betroffenheit der 68er - auch wenn es inzwischen ehemalige 68er sind, bereits im Pensionsalter. Diese Erfahrung von Gewalt ist zu einem zentralen Identifikationsmoment, zu einem Gemeinsamkeit stiftenden Erinnerungsort geworden, der nunmehr statt provokativer Wut das Beharren auf diesen gemeinsamen Erfahrungen und die immer wieder neue Verlebendigung des Mythos einfordert - und bei aller Resignation weniger Denkmäler errichten, als lebendige, Alltagsnahe Erinnerung wach halten will."
Die nachfolgenden Generationen halten Irrwege und Illusionen der 68er im Blick, teils reflektierend, teils satirisch, teils vorwurfsvoll. Doch können sich auch die Nachgeborenen der Suggestionskraft der zum Mythos gereiften Bilder nicht entziehen: Benno Ohnesorg, niedergeschossen, eine Frau beugt sich über ihn - Pathosformel der Pieta; Rudi Dutschke, mit Ringelpullover, der missionarische Verkünder einer neuen Zeit, niedergeschossen ...
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