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Mit Verhaltenstherapie und Sport somatoforme Störungen erfolgreich behandeln

Somatoforme Störungen führen regelhaft zu frustrierend-erfolglosen somatischen Therapieversuchen. Nur ausnahmsweise erhalten Betroffene eine Psychotherapie; die Erfolge sind bisher meist bescheiden. Dr. Andreas Schröder (Aarhus) stellt jedoch in der aktuellen Ausgabe von "Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin" eine neue, erfolgreiche, Syndrom-unspezifische Behandlung vor: "Kognitiv-behaviorale Gruppentherapie für funktionelle Syndrome - Behandlungsmodell und Wirksamkeitsnachweis"

Schröder vermittelt seinen Patienten neurophysiologisches/neurobiologisches Grundwissen über somatoforme Störungen (in vereinfachter Form):
 
"Das Gehirn gleicht einem Flughafen-Tower, von wo aus alle Organe und deren Funktionen gesteuert werden, und wo zugleich unablässig Signale und Mitteilungen aus dem gesamten Körper einlaufen. Nur einen Bruchteil dieser Signale nehmen wir bewusst wahr. Man kann sich vorstellen, dass das Gehirn von einer Art ´Filter´ geschützt wird, welcher unwesentliche Signale aussortiert, wichtige Signale dagegen unser Bewusstsein erreichen lässt. Normalerweise funktioniert dieser ´Filter´, ohne dass wir darüber nachdenken.
 
Wenn Forscher die Gehirnfunktion mit modernen bildgebenden Verfahren darstellen, kann man u.a. sehen, dass Personen mit somatoformen Störungen eine veränderte Schmerzwahrnehmung haben. Es wird vermutet, dass das Gehirn von Menschen mit funktionellen Störungen viele Signale, die normalerweise aussortiert werden, bewusst werden lässt. Dies bedeutet, dass beispielsweise die Muskeln schmerzen können, ohne dass dies Ausdruck einer körperlichen Erkrankung ist. Zugleich erreichen mehr Signale das Gehirn, da der Körper bei funktionellen Störungen in einer Art ´Dauer-Alarmzustand´ ist. In diesem Zustand werden Stresshormone produziert, und viele der körperlichen Symptome bei funktionellen Störungen gleichen denen von Stresszuständen."
 
Krankheitsannahmen betroffener Patienten sind hochrelevant: einseitige somatische Fixierungen, Gefühl des Ausgeliefertseins gegenüber körperlichen Symptomen oder unrealistisch negative prognostische Erwartungen. Deshalb vermittelt die Therapie zunächst en detail Wissen über das Störungsmodell. "Die Patienten lernen, ihre körperlichen Symptome als Ausdruck von anhaltendem ´Körperstress´ zu verstehen, welcher das Funktionsniveau im Alltag erheblich beeinträchtigen kann, potentiell aber reversibel ist."
 
Im zweiten Schritt erarbeiten die Patienten möglichst realistische Teilziele. "Gleichzeitig schafft das Formulieren eigener Werte in der Gruppe ein Klima, das die Krankenrolle überwinden hilft, da die Patienten sich wieder als aktiv Handelnde erleben."
 
Allmählich leitet die Behandlung dann zu einer Korrektur dysfunktionaler Kognitionen über; daraus folgen die Korrektur dysfunktionalen Krankheitsverhaltens, die Erarbeitung von Bewältigungsstrategieen und die Rückfallprophylaxe. Gegen Ende des Therapieprogramms formulieren die Patienten ihre ursprünglich beschriebenen Therapieziele neu. Es geht um Ermutigung, "weiter an noch nicht erreichten Zielen zu arbeiten und sich zugleich neue Ziele zu setzen. Darüber hinaus erarbeitet jeder Patient einen individuellen Plan zur Rückfallprophylaxe ..."
 
Die Evaluation des Programms ergab vielversprechende Ergebnisse.
 
Es enthält allerdings kein sporttherapeutisches Element. Dr. Daniela Schwarz und Kolleginnen (Universität Koblenz-Landau) berichten in der gleichen Ausgabe von "Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin" über erste, vielversprechende Versuche, dem üblichen Vermeidungsverhalten bei somatoformen Störungen mit Bewegungsübungen zu begegnen. In der Pilotstudie zeigen sowohl die hohe Anzahl an wahrgenommenen Trainingsstuden als auch die Kommentare der PatientInnen, dass das Angebot einer Sporttherapie gern genutzt wurde und der psychotherapeutische Kontext dafür oft den Ausschlag gegeben haben mag. Die Hälfte der PatientInnen trifft sich nach Beendigung des Sportprogramms weiterhin auf privater Basis und auf eigene Kosten zum Training ...

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