"Die negativen Erlebnisse schlagen sich im Gedächtnis über Generationen hinweg nieder, werden quasi weitergereicht bzw. sozial vererbt. Dadurch hat auch die zweite und dritte Einwanderergeneration immer noch Integrations- und Selbstfindungsprobleme."
Das Selbstbild bzw. die Doppelidentität ist verunsichert: Die traditionelle Pro-Identität der türkischen Herkunft wird aus der neuen Sicht einer wie auch immer gearteten neuen deutschen Identität fragwürdig - und die deutsche Kontra-Identität bleibt aus der Sicht der türkischen Herkunftsidentität ambivalent. "Es besteht ein doppelter Identitätskonflikt, ein Annäherungs-Annäherungs-Konflikt und zugleich ein Meidungs-Meidungs-Konflikt. Die türkische und zugleich die deutsche Identität wird angestrebt und umgekehrt die türkische Kultur und zugleich die deutsche abgelehnt. Folgen sind Reaktionsbildungen in beide Richtungen sowie Fremdschuldattribuierungen, Aufrechnungen, Neid und Kämpfe."
Letztere haben nichts mit einem angeblichen türkischen "Volkscharakter" zu tun, sondern sind Folge eines Zusammenpralls gegensätzlicher Kulturen und einer häufig unterprivilegierten sozialen Situation.