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HIV-Patienten wollen als "etwas Besonderes" anerkannt werden

HIV-Kranke verhalten sich gegenüber Ärzten ohne die übliche respektvolle Distanz. In einer Studie beobachtete die Psychosomatikerin Dr. Ute Engelbach (Dortmund): "Die Patienten traten in diffusen Sozialbeziehungen an den Arzt heran und zeigten die Tendenz, diesen zu vergemeinschaften"; "das traditionell asymmetrische Arzt-Patientenverhältnis" wird nicht eingehalten.

Ute Engelbach hält mehrere Erklärungen für das ungewohnte Phänomen für denkbar, z.B.:

  • "Obwohl es sich bei HIV heute nicht mehr unmittelbar um eine Diagnose handelt, die mit dem Tod assoziiert ist, wird ein Patient bei der Mitteilung abrupt mit seiner Sterblichkeit konfrontiert. Eine unheilbare Krankheit ist die gravierendste Traumatisierung. Eine potentielle Übertragungsphantasie auf den Arzt entspräche also mutmaßlich der Suche nach einem omnipotenten rettenden Objekt..."
  • Die Problematik wird dadurch verschärft, dass HIV-Kranke sich moralisch stigmatisiert fühlen. "Diese Dauerkrisenhaftigkeit könnte der Patient durch eine Art Gegenrahmung versuchen zu bewältigen, indem sein Patientenstatus zur Normalität deklariert wird. In dem Krank-Sein wäre der Patient folglich so krank, dass er es scheinbar umdrehen muss: Die HIV-Patienten wären so sehr Patienten, dass sie nicht Patient sein könnten - und sie müssten in dieser Dynamik, nicht Patient sein zu können, die Ärzte nicht als Ärzte begreifen."
  • Sowohl homosexuelle Männer als auch Drogenkonsumenten haben in ihren Subkulturen eine soziale Kompetenz entwickelt, "die durch Vergemeinschaftung als Stigmamanagement funktionierte"; in diese Verhaltensweisen werden dann die Ärzte mit einbezogen.
  • Die Traumatisierung kann auch zu einer "Identitätsdiffusion" führen, und möglicherweise versuchen die Kranken, diese Lücke durch eine spezifische "HIV-Identität" zu füllen. Die Patienten treten "mit einem individuell ausgeprägten Wunsch, als etwas Besonderes anerkannt zu werden, an den Arzt heran... Inwieweit solche Wünsche in einer Arzt-Patienten-Beziehung befriedigbar sind bzw. überhaupt befriedigt werden sollten, ist fraglich ..."



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