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Glücksspiel bei Sandra Maischberger: Ein Prozent der deutschen Bevölkerung ist gefährdet oder süchtig

Glücksspiel, diskutiert im TV: Sandra Maischberger präsentierte am Dienstag-Abend eindrucksvoll prominente Spielsüchtige. Von der Expertise der Suchttherapeutin Dr. Monika Vogelgesang machte die Runde allerdings wenig Gebrauch. Eine Angabe der Ärztin wurde sogar infragegestellt, ist jedoch belegt: Nach der aktuellsten Prävalenzstudie (erhoben 2011) ist bei 0,51% der bundesdeutschen Bevölkerung (275.000 Personen) ein problematisches Spielverhalten und bei 0,49% (264.000 Personen) ein pathologisches Spielverhalten erkennbar (Jahrbuch Sucht 2012).

Paul Gauselmann, Herr über ein milliardenschweres Spielhallen-Imperium, nannte wesentlich geringere Zahlen Betroffener - ohne Beleg. Die Diskussion ließ auch die ökonomische Situation der Glücksspiel-Betreiber außer acht: Der Glücksspiel-Markt in Deutschland umfasst (am Bruttospielertrag gemessen) jährlich ca. 10 Milliarden Euro und expandiert kontinuierlich weiter. Für die Volkswirtschaft - in erster Linie die öffentliche Hand - ist das Glücksspiel immer ein Gewinn, trotz sozialer Kosten und eines wachsenden illegalen Marktes.

Dr. Monika Vogelgesang fordert zurecht als Therapieziel Spielsüchtiger eine klare Glücksspiel-Abstinenz. Die Behandlung muss immer auch die zugrundeliegenden Störungen des Selbstwertes, der Gefühlsregulation und Beziehungsgestaltung bearbeiten.

Pathologische Glücksspieler leiden fast immer unter einer schweren Selbstwertproblematik. Dies ließen auch die Mitwirken der Maischberger-Sendung erkennen: eine "starke Diskrepanz zwischen den nach außen gezeigten Verhaltensmustern und der dazu diametral entgegengesetzten Befindlichkeit. Fordert man den Betroffenen zu einer Selbstcharakterisierung auf, indem er sich zunächst selbst aus der Sicht eines Außenstehenden beschreiben soll, so werden am häufisten Merkmale wie Unruhe, Verschlossenheit, Dominanz, Unehrlichkeit und Aggressivität genannt; bei der Beschreibung der wirklich eigenen Befindlichkeit werden jedoch andere Merkmale thematisiert - Verletzbarkeit, Sehnsucht nach Zuwendung, Nervosität, Selbstunsicherheit und Ängstlichkeit. Daraus ergibt sich ein kräftezehrender Spannungszustand in der Person des pathologischen Glücksspielers," skizziert Dr. Jörg Petry.
 

Literatur zum Thema:
Jahrbuch Sucht 2012
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) e.V. (Hrsg.)




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