In einem Experiment testeten die Wissenschaftler die Wahrnehmungen von Schiedsrichtern des Weltfußballverbands (FIFA), von Fußball-Landesligisten und Studenten beim Betrachten von Videoclips, die typische Ereignisse im Fußball zeigten: Eckstoß, Freistoß und Abschlag. Die Wissenschaftler veränderten die Vorgänge teilweise und schnitten zum Beispiel die tatsächliche Ballberührung heraus. Nach den Videoclips wurden den Studienteilnehmern Bilder gezeigt, bei denen sie jeweils entscheiden sollten, ob sie so in dem Clip zu sehen waren.
In den unvollständigen Clips - herausgeschnittene Ballberührung - sahen die Studienteilnehmer entweder ein kausales Ereignis wie einen fliegenden Ball oder ein nicht kausales Ereignis wie zum Beispiel einen verletzten Spieler am Boden oder feiernde Fans. "Bei der nicht kausalen Bedingung markierten die Probanden das Bild von der Ballberührung nur selten als gesehen. Bei der kausalen Bedingung waren sie sich jedoch genauso sicher wie bei einem vollständigen Clip, die Ballberührung gesehen zu haben", berichtet Markus Huff. "Die Plausibilität der Ereignisse ist entscheidend beim sogenannten Event Completion-Effekt." Das menschliche Gehirn habe, basierend auf den kausalen Informationen, jeweils die Abläufe ergänzt. Der Effekt sei in allen drei Gruppen von Studienteilnehmern zu beobachten gewesen. "Die zweifelsohne sehr große Expertise der Schiedsrichter hilft ihnen also nicht unbedingt, kritische Ereignisse korrekt wahrzunehmen", fasst der Wissenschaftler das Ergebnis zusammen und setzt hinzu: "Unsere Wahrnehmung ist vor allem bei der Verarbeitung dynamischer Szenen, wie einem Fußballspiel, sehr gefordert. Diese Aufnahmekapazität ist bei allen Menschen ähnlich."
Publikation:
Brockhoff, A., Huff, M., Maurer, A., & Papenmeier, F. (2016). Seeing the unseen? Illusory causal filling in FIFA referees, players, and novices. Cognitive Research: Principles and Implications, 1(1), 1-12. doi.org/10.1186/s41235-016-0008-5