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Emotional erschöpfte Lehrkräfte

Grundschulkinder, die von emotional erschöpften Lehrern unterrichtet werden, zeigen tendenziell schlechtere Leistungen in Mathematik. Das berichten Psychologinnen und Psychologen in einer kürzlich im "Journal of Educational Psychology" veröffentlichten Studie. Das Forscherteam wertete Mathetests von über 22.000 Schülerinnen und Schülern aus und befragte deren Lehrkräfte zu ihrer psychischen Belastung. Der Zusammenhang von hoher Belastung der Lehrkräfte und schlechter Matheleistung zeigte sich besonders in Klassen mit einem hohen Anteil an Kindern, die zu Hause nicht deutsch sprechen.

Ergebnisse empirischer Studien zeigen, dass die Motivation und das Wissen einer Lehrkraft sehr wichtig für die Motivation und das Lernen der Schülerinnen und Schüler sind. Man geht davon aus, dass auch Stress und Burnout von Lehrkräften die Leistungen der Kinder beeinflussen. Bisher beschäftigen sich allerdings nur wenige wissenschaftliche Studien mit diesem Thema. Das Hauptsymptom von Burnout ist die emotionale Erschöpfung - ein Zustand, in dem man sich kraftlos und schwach fühlt. Ein Forscherteam um die Psychologin Uta Klusmann, Professorin für Empirische Bildungsforschung am Leibniz Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik in Kiel, hat die emotionale Erschöpfung von Lehrkräften in den Fokus ihrer Untersuchung gerückt.

Analyse von Daten des IQB-Ländervergleichs

Die Forscherinnen und Forscher analysierten Daten der Ländervergleichsstudie 2011 für Grundschulen, durchgeführt vom Institut für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB). In die Analyse gingen Daten von 1102 Mathematik-Lehrkräften und deren 22.002 Schülerinnen und Schüler ein. Die Lehrkräfte machten Angaben zum Grad ihrer emotionalen Erschöpfung, ihrer Berufserfahrung, ihrer fachlichen Qualifikation und zu ihrem Geschlecht. Die Schülerinnen und Schüler bearbeiteten standardisierte Tests zur Erfassung ihrer mathematischen Fähigkeiten, ihrer allgemeinen kognitiven Fähigkeiten und ihrer Motivation. Zusätzlich beantworteten 16.737 Eltern dieser Kinder Fragen zum sozioökonomischen Hintergrund der Familie (Beruf, Bildungsstand und Einkommen) und gaben an, welche Sprache zu Hause mit den Kindern gesprochen wird.

Höherer Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund in der Klasse verstärkt den Zusammenhang

Es zeigte sich: Je emotional erschöpfter die Lehrkräfte, umso niedriger waren tendenziell die Mathematik-Leistungen der Schülerinnen und Schüler. Dieser zwar kleine, aber statistisch bedeutsame Effekt trat unabhängig von anderen Eigenschaften der Lehrkräfte und den kognitiven und psychosozialen Merkmalen der Schülerinnen und Schüler auf.

In Klassen mit einem hohen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund zeigte sich der negative Zusammenhang zwischen der emotionalen Erschöpfung der Lehrkräfte und den Matheleistungen besonders deutlich. Als eine Ursache dafür vermutet das Forscherteam, dass emotional erschöpfte Lehrkräfte nicht genügend Ressourcen freisetzen können, um in Klassen mit hoher Diversität adäquat auf die besonderen Bedürfnisse der Kinder einzugehen. "Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass nicht nur die fachliche Qualität von Lehrkräften für die Schülerinnen und Schüler wichtig ist, sondern auch deren affektives Erleben", fasst Uta Klusmann zusammen.

Im Mittel geringe Erschöpfung der Lehrkräfte

Die Grundschullehrkräfte weisen im Mittel relativ geringe Werte in der emotionalen Erschöpfung auf. Männer und Frauen zeigen keine unterschiedlichen Werte in der emotionalen Erschöpfung, allerdings berichten ältere Lehrkräfte tendenziell eine höhere Erschöpfung. "Auch wenn der absolute Effekt von Erschöpfung eher klein ausfällt, kann sich ein überdauernder Erschöpfungszustand einer Lehrkraft langfristig negativ auf die erreichten Lernleistungen niederschlagen", sagt Uta Klusmann.

Die Originalstudie finden Sie hier:
Klusmann, U., Richter, D., & Lüdtke, O. (2016, April 7). Teachers’ Emotional Exhaustion Is
Negatively Related to Students’ Achievement: Evidence From a Large-Scale Assessment Study. Journal of Educational Psychology. Advance online publication. http://dx.doi.org/10.1037/edu0000125




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