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Der Wille zum Sieg

Der Ball kurz vor dem Tor, ein entschlossener Sprint in den Strafraum, die Verteidigung ausgespielt, im richtigen Moment der Schuss - und Tor! Die Zeitungen werden später schreiben, dass der Torschütze "Kampfgeist hatte", "die Nerven behielt" und den "absoluten Siegeswillen" besaß. Doch welchen Anteil haben psychologische Faktoren tatsächlich an Leistung und Erfolg im Profisport? In einer Studie mit 44 Fußballerinnen der ersten Bundesliga und 46 Spielerinnen aus den Regionalligen untersuchten Psychologinnen und Psychologen der Universität Konstanz am Beispiel des Fußballs, welche Bedeutung das "Vergnügen an der direkten Auseinandersetzung" für die Leistungsfähigkeit im Spitzensport hat.

Die Ergebnisse zeigen, dass besonders die Spielerinnen erfolgreich sind, die ein hohes Ausmaß dieser sogenannten "appetitiven Wettbewerbsmotivation" aufweisen. Eine besondere Rolle für die Leistungsbereitschaft und das Durchsetzungsvermögen spielen - weit über den Vereinskontext hinaus - das soziale Umfeld und die Erziehung, insbesondere auch in Hinsicht auf moderne Geschlechterbilder in der Erziehung.

Die Leistungsfähigkeit im Spitzensport wird nicht allein durch technische und körperliche Fähigkeiten bestimmt. "Sehr häufig sind es psychologische Faktoren, die den ausschlaggebenden Leistungszuwachs bringen", erläutert Privatdozent Dr. Roland Weierstall, der an der Universität Konstanz insbesondere zu Themen der Stress- und Aggressionsforschung im zivilen und militärischen Bereich forscht. So beeinträchtigt Stress im Moment höchster Anforderungen sowohl die Kraft und Ausdauer als auch Konzentration und Präzision eines Menschen und somit letztlich die Erfolgsaussichten im Leistungssport. "Eine gezielte Vorbereitung auf Ausnahmesituationen kann die Stressbelastung signifikant reduzieren und die Leistungsbereitschaft und Erfolgsaussichten maximieren", erklärt Roland Weierstall.

Gemeinsam mit seinem Team befragte Weierstall Fußballerinnen der Bundes- und Regionalliga zu ihrer Wettbewerbsmotivation, dem Erleben von Freude an Auseinandersetzung und an Wettbewerbssituationen. "Die Ergebnisse im Vergleich der Spielerinnen der ersten Bundesliga und der Regionalligen verdeutlichen eine unverkennbar höhere Wettbewerbsneigung in der Bundesliga", zeigt Roland Weierstall auf.

Weierstalls Studie legt nahe, dass der Grundstein zur kompetitiven Leistungsbereitschaft im sozialen Umfeld liegt und insbesondere durch die Erziehung beeinflusst wird. "Sportliche und persönliche Entwicklung gehen Hand in Hand", so Weierstall. Die Konstanzer Psychologen untersuchten daher in ihrer Studie Einflussfaktoren der Erziehung auf die Wettbewerbsmotivation der Spielerinnen. Die Psychologen sehen einen direkten Zusammenhang von Leistungsbereitschaft und kompetitivem Durchsetzungsvermögen mit einer modernen, auf Flexibilität und Selbstbestimmung ausgelegten Erziehung. "Insbesondere der Wandel geschlechtsspezifischer Rollenbilder scheint einen direkten Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit von Frauen auch im Sport zu haben. Damit übertragen sich gesellschaftspolitische Aufgaben auf die Ebene der Verbände", schlussfolgert Weierstall.

Literatur zum Thema:
Coaching im Nachwuchsleistungssport
Stärken stärken, Defizite beheben und Drop-outs reduzieren
Wörz, Thomas; Lecheler, Josef (Hrsg.)

 




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