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Demenztherapie: In erster Linie Stabilisierung erhaltener Ressourcen erfolgversprechend

Die Unheilbarkeit von Demenz sollte nicht zu einem therapeutischen Nihilismus führen, fordert Dr. Christian Fischer-Terworth in seiner Monographie "Evidenzbasierte Demenztherapie": Relativ gut beeinflussbar sind Alltagsfertigkeiten, bestimmte exekutive Funktionen sowie verbales und visuelles Lernen - mit einer Stabilisierung bestimmter Gedächtnisfunktionen.

Eine gewisse Effektivität kann für Methoden genereller kognitiver Stimulation angenommen werden, die das Abrufen zurückliegender Erinnerungen, Lesen, kreative Übungen, das Einüben von Konversationsstrategien und Übungen zum problemlösenden Denken fokussieren. "Auch wenn restaurative Strategieen durchaus Ressourcen aktivieren können und einige Ansätze durchaus brauchbar sind, sollte der Akzent primär auf die Stabilisierung erhaltener Funktionen durch kompensatorischen Rückgriff auf vorhandene Ressourcen gesetzt werden, weniger auf die Verbesserung stark beeinträchtigter Funktionsbereiche. Der Erfolg kompensatorischer Strategieen bei der Stabilisierung kognitiver Funktionen von Patienten mit leichter Demenz konnte in mehreren kontrollierten Studien gezeigt werden."

Fischer-Terworth beschreibt mehrere erfolgreich evaluierte Verfahren, z.B. die Reminiszenztherapie: Sie wird mit drei bis sieben Patienten in der Gruppe durchgeführt. Bei psychologischer Moderation thematisieren Pattienten mit leichter oder mittlerer Demenz länger zurückliegende Erinnerungen. Der Therapeut initiiert dabei die Konversation durch Stichworte oder Themen bzw. greift spontane Äußerungen der Patienten auf. Behandlungsziele sind die Förderung des Langzeitgedächtnisses, die damit veknüpfte Aktivierung von Emotionn sowie die Stärkung des Selbstwertgefühls. Der Patient intensiviert das Bewusstsein für die eigene Identität, indem durch die Integration von Erinnerungen ein Gefühl der Kontinuität zwischen Vergangenheit und Gegenwart geschaffen wird. Zentraler Angriffspunkt ist die individuelle Biographie des Patienten.

In der Reminiszenzgruppe wird gleichzeitig soziale Kommunikation und Interaktion geübt. Auslöser für - u.U. gemeinsame - Erinnerungen  können neben Gesprächen z.B. gehörte Musik, gesungene Lieder, Fotos, Filme, Bücher, Zeitungen sein.

Die individuelle Reminiszenztherapie im Einzelsetting hat die Form einer Lebensrückblicks-Intervention. Gearbeitet wird mit der individuellen Lebensgeschichte, die ggfs. durch Beiträge von Angehörigen wie das Mitbringen von Fotos und Tonbändern unterstützt werden kann. Ziel ist auch hier die Auslösung von erinnernden Emotionen, die ggfs. therapeutisch bearbeitet werden können. In kontrollierten Studien zeigte die Reminiszenztherapie teils signifikante Verbesserungen kognitiver Funktionen und depressiver Symptome.

Evidenzbasierte Demenztherapie
Wissenschaftlich fundierte neuropsychiatrisch-psychologische Therapien für den ambulanten und stationären Bereich
Christian Fischer-Terworth

 




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