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Anonyme Drogensprechstunde: Wie Jugendliche frühzeitig beraten werden können

Die Mehrheit der Drogenkonsumierenden meidet die professionellen Hilfesysteme. Daher haben Professorin Dr. Gundula Barsch (Hochschule Merseburg) und Kolleginnen das Pilotprojekt eines anonymen, interdisziplinären Beratungsangebots entwickelt, realisiert und evaluiert. In einem Handbuch berichten Gundula Barsch und Julia Walta detailliert über ihre Erfahrungen und liefern einen "Baukasten für eine anonyme Drogensprechstunde".

In erster Linie sieht Gundula Barsch zwei Zielgruppen:
 
Ein großer Teil der Drogenbetroffenen reguliert die Probleme ohne das professionelle Hilfesystem, wünscht jedoch eine gelegentliche Beratung.
 
Ein großer Teil der Drogenkonsumierenden scheut die resoluten Regeln der etablierten Suchttherapie. Dort wird meist "unbesehen der tatsächlichen Problemlagen Totalabstinenz gefordert; bei Nichteinhaltung derartiger Vorgaben drohen schwerwiegende Eingriffe in persönliche Freiheiten (u.a. Führerscheinentzug) usw.. Deutlich wird, dass das traditionelle Hilfesystem viele Hemmschwellen selbst produziert, die einer frühzeitigen Unterstützung entgegenwirken."
 
Sieben Gesichtspunkte sind für die anonyme Drogensprechstunde relevant:

  • Anonymität: Drogenkonsumenten können vermeiden, dass Angehörige und Außenstehende von ihrer Situation erfahren.
  • Peer-to-Peer-Ansatz: Die meist jugendlichen Drogenkonsumenten werden von etwa Gleichaltrigen beraten.
  • Niedrigschwelligkeit: Die Beratung kann ohne jede Vorbedingung in Anspruch genommen werden.
  • Akzeptierendes Arbeiten: "Danach ist nicht der Konsum psychoaktiver Substanzen per se ein Problem. Es wird vielmehr davon ausgegangen, dass es gelungene Formen des Drogenkonsums gibt. Ziel ist, die Entwicklung leidvoller physischer, psychischer und sozialer Probleme zu verhindern."
  • Distanzierung von der Leidensdruck-Theorie: Suchttherapeuten gehen häufig davon aus, dass ein höchstmöglicher Leidensdruck zu einem optimalen Ergebnis disponiert; das Pilotprojekt schließt sich dieser Annahme nicht an.
  • Freiwilligkeit: Im professionellen Suchthilfesystem wird häufig repressiv gearbeitet. Demgegenüber verzichtet die Anonyme Drogensprechstunde auf alle Elemente - auch nur andeutungsweiser - Druckausübung.
  • Kostenlos: Die meisten Drogenkonsumenten verfügen über kaum eigene Mittel. Anderseits würde die Finanzierung über die Krankenkasse die Anonymität aufheben. Daher werden die Leistungen unentgeltlich angeboten.


Baukasten für eine anonyme Drogensprechstunde
Das Beispiel CheckPoint-C
Barsch, Gundula; Walta, Julia

 




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