Welche herausragende Bedeutung Ästhetik hat, verdeutlicht Professor Dr. Andreas Hejj an einem trivialen Vergleich: "In den Vereinigten Staaten wird jedes Jahr mehr Geld für Produkte der Schönheitsindustrie und für Schönheitschirurgie ausgegeben als für die Allgemeinbildung des gesamten nordamerikanischen Kontinents." Bereits aus der Steinzeit sind Techniken bekannt, die der kosmetischen Verschönerung dienen sollten.
Lohnt sich Schönheit? Nicht immer, aber durchaus meist. In einem Personal-Auswahlverfahren per Assessment Center werden gut aussehende Kandidaten eher bei Führungsaufgaben bevorzugt. Und bei Gericht gilt für Schönere eher die Unschuldsvermutung. Bereits der antike Grieche kannte den Terminus "Kalokagatos" - der Schöne und Gute, auch im Sinn von gesund.
Gutes Aussehen kann allerdings auch riskant werden - etwa beim Arzt: Er neigt eher zum Vorurteil, ästhetisch bevorzugte Menschen für gesund zu halten und ihre Krankheiten zu unterschätzen oder zu übersehen. Die Überschätzung Betroffener kann im Privat- wie im Berufsleben vorteilhaft sein oder auch zu Überforderung und Enttäuschung führen: "Schöne Menschen werden für intelligenter, begabter, freundlicher und humorvoller gehalten," belegt Hejj.
Der Wirtschaftsprofessor Daniel Hamermesh ließ Frauen und Männer Gesichter anderer Frauen und Männer auf einer fünfstufigen Skala nach gutem Aussehen einstufen. In seiner Studie verglich er das mittlere Lebenseinkommen der Gutaussehenden mit dem der einfach Aussehenden und fand, dass Erstere 230.000 Dollar mehr verdienten.
Auch wenn Schönheit sich oft auszahlt, ist ihre Paarung mit Glück bestenfalls fragwürdig. Von Stendhal stammt der Satz: "Die Schönheit ist nichts weiter als das Versprechen des Glücks." Und Ambrose Bierce wird konkreter: "Schönheit - die Macht, mit der eine Frau ihren Liebhaber bezaubert und ihren Ehegatten in Schach hält."
Evolutionäre Ästhetik
Schwender, Clemens; Lange, Benjamin P.; Schwarz, Sascha (Hrsg.)