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200.000 politische Häftlinge in der DDR: Die Gesundheitspolitik ignoriert die Leiden der Stasi-Opfer

"Die juristische Aufarbeitung des SED-Staats ist ebenso weitgehend gescheitert wie die medizinische. Bis heute fordern die Versorgungsämter von ehemals Verfolgten und Opfern die Beweisführung eines Kausalzusammenhangs zwischen Haft und Trauma, zwischen Schädigung und Berufsunfähigkeit. Das ist in den seltensten Fällen möglich. Eine angemessene Restitution - wie im Einigungsvertrag beschrieben - wird damit unmöglich," kritisiert Dr. Wolfgang Welsch in seinem Beitrag zur Fachzeitschrift "Psychoanalyse".

Mehr als 200.000 Bürger in der DDR gerieten in politische Haft - und erlitten dabei häufig schwerste gesundheitliche Schäden. Welsch belegt, "dass die Gesundheitspolitik die Leiden dieser Opfer ignoriert und ihre Versorgung nicht nur mangelhaft ist, sondern geradezu zynisch zur Sozialhilfe retardiert." Demgegenüber werden "die Täter in das Rentensystem der Bundesrepublik einbezogen und wohlversorgt."

Welsch skizziert Widerständler und Opfer der DDR; er selbst gehörte zu ihnen und berichtet u.a.:

"In der Haftanstalt Brandenburg im ´Kommando Elmo´ wurden große Elektromotoren für den Einsatz auf sowjetischen Kriegsschiffen hergestellt. Nachdem die Motoren Probelauf und Endkontrolle passiert hatten, verschaffte ich mir Zugang zum Zwischenlager, von dem aus regelmäßig der Abtransport erfolgte. An vielen der dort gelagerten Motoren zerschnitt ich einen einzigen Draht der massiven Kupferdraht-Wicklungen. Der Schaden würde total werden: im ersten Einsatz würde der Motor verschmoren. Die Produktion von Monaten verwandelte ich auf diese Weise in Maschinenschrott..."

Welsch und andere wollten keine Reform und damit Stabilisierung des DDR-Sozialismus, sondern "Freiheit, Recht und Einheit. Dafür setzten sie ihre Gesundheit, ihr Schicksal und oft ihr Leben ein. Gleichwohl stehen sie bis heute nicht im Fokus der Gesellschaft."




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