Viktoria Niebel
Die Eine oder die Andere. Anerkennung, Sexualität und Geschlecht in der Psychoanalyse Jessica Benjamins
Alba de la Fuente Camps & Nora Ruck
»Wenn man da aus Versehen draufklickt«
Vorstellungen und Erfahrungen weiblicher Jugendlicher im Umgang mit Internetpornografie
Marie-Luise Springmann
Kritik des Geschlechtermodells in der Psychologie am Beispiel der Forschung zu Essstörungen und Geschlecht
Christiane Riegel & Susanne Benzel
Körperbilder und Körpererleben von jungen Frauen im Kontext von Essstörungen. Eine Analyse intersektionaler Zusammenhänge
Alva Träbert
»I thought women are from heaven«
Strukturelle Unsichtbarkeit von Gewalt in LSBTQ-Partnerschaften
Die Eine oder die Andere. Anerkennung, Sexualität und Geschlecht in der Psychoanalyse Jessica Benjamins
Viktoria Niebel
Wie die weibliche Person zu ›der Anderen‹ im Sinne de Beauvoirs werde, ist die mit Benjamin gestellte Eingangsfrage dieses Aufsatzes. Ausgehend von Jessica Benjamins Konzeptionen in Die Fesseln der Liebe werden zentrale Ansätze der amerikanischen Psychoanalytikerin und Sozialtheoretikerin besprochen, die für feministische Reflexionen interessant sind. Benjamins Konzepte von Intersubjektivität und Anerkennung bilden die Grundlage der Besprechung ihrer Rekonstruktionen des Geschlechterverhältnisses, das eng mit der Verkennung von ›weiblicher‹ Subjektivität verwoben ist. Das Verhältnis von Passivität, Sexualität und Geschlecht in intimen Beziehungen wird erörtert, um Benjamins Bestrebungen, hierarchische Verhältnisse hin zu gegenseitiger Anerkennung hin aufzulösen, zu folgen. Hierfür werden auch weitere Konzepte, die aus den »Grenzen der phallischen Herrschaft« (Benjamin, 2015) hinausweisen, surrender und thirdness, herausgestellt, um zu einem Weiterdenken Benjamins Visionen persönlicher Freiheit, anzuregen.
Schlüsselbegriffe: Anerkennung, Intersubjektivität, surrender, Geschlecht, Sexualität, Laplanche
Viktoria Niebel
Viktoria.Niebel@ruhr-uni-bochum.de
»Wenn man da aus Versehen draufklickt«
Vorstellungen und Erfahrungen weiblicher Jugendlicher im Umgang mit Internetpornografie
Alba de la Fuente Camps & Nora Ruck
Durch den vereinfachten Zugang ins Internet werden immer mehr Jugendliche mit sexuell expliziten Inhalten konfrontiert. Bisherige Forschungen haben sich vor allem auf die Auswirkungen von Internetpornografiekonsum auf Jugendliche konzentriert, dabei jedoch die Frage offen gelassen, wie Jugendliche Pornografie in ihren Alltag integrieren, welche Erfahrungen sie machen und welche Vorstellungen sie mit Internetpornografie in Verbindung bringen. Weibliche Jugendliche wurden bisher in Bezug auf ihren Internetpornografiekonsum überhaupt erst wenig erforscht. Die Ergebnisse der Interpretation von zwei Gruppendiskussionen in diesem Artikel zeigen, dass Mädchen durchaus Erfahrungen mit Internetpornografie machen, ihr aber durchaus distanziert gegenüber stehen und eine deutliche Kritik an der sexistischen Darstellung von Frauen äußern. Beim Umgang mit diesen Erfahrungen spielen verschiedene Distanzierungsstrategien sowie der Austausch mit der Freundinnengruppe eine essenzielle Rolle.
Schlüsselbegriffe: Pornografiekonsum, Adoleszenz, Jugendalter, Sexualität, Geschlechterverhältnis
Alba de la Fuente Camps
camps.alba@yahoo.de
Nora Ruck
nora.ruck@sfu.ac.at
Kritik des Geschlechtermodells in der Psychologie am Beispiel der Forschung zu Essstörungen und Geschlecht
Marie-Luise Springmann
Am Beispiel meiner Forschungsarbeit zu Essstörungen und Geschlecht wird das Problem einer mangelnden Theoretisierung von Geschlecht in psychologischer Forschung herausgearbeitet: Welches Modell von Geschlecht bei einer Untersuchung zugrunde gelegt wird, beeinflusst maßgeblich den empirischen Zugang zu diesem Thema und den Möglichkeitsraum der aufzeigbaren Zusammenhänge. Dies wird anhand psychologischer und feministischer Theorien zu Essstörungen und psychologischen Forschungsarbeiten zu weiblicher Geschlechterrolle und Essstörungen sowie zu Essstörungen bei LGBTTIQ und Männern beleuchtet.
Schlüsselwörter: Essstörungen, Geschlechtermodelle, Interdisziplinarität, Methodologie
Marie-Luise Springmann
ml.springmann@posteo.de
Körperbilder und Körpererleben von jungen Frauen im Kontext von Essstörungen. Eine Analyse intersektionaler Zusammenhänge
Christiane Riegel & Susanne Benzel
In diesem Beitrag wird unter einer intersektionalen Perspektive die Bedeutung des Körpers für junge Frauen mit Essstörungen rekonstruiert. Auf der Basis einer biografischen Studie werden Körperbilder und Körperpraxen sowie deren subjektiver Sinn herausgearbeitet. Deutlich wird, dass die Körperpraxen und -vorstellungen von jungen Frauen eng mit sozial vorherrschenden Repräsentationen des Körpers und Schönheitsidealen sowie mit dominanten Vorstellungen von Normalität und Abweichung korrespondieren. Dabei interagieren soziale Konstruktionen des Körpers mit anderen sozialen Differenz- und Machverhältnissen und der subjektive Umgang mit dem Körper ist von asymmetrischen Geschlechter-, Ethnizitäts- und kapitalistischen Klassenverhältnissen gerahmt. Praktiken des Sich-mit-Anderen-Vergleichens, damit verbundene Distinktionen sowie Auf- und Abwertungsprozesse, die über die Beurteilung des Körpers verlaufen, stellen für die jungen Frauen Strategien dar, um soziale Anerkennung – u. a. im Rahmen von hegemonialen Geschlechterverhältnissen, im Peerkontext und innerhalb der leistungsorientierten kapitalistischen Gesellschaft – zu erfahren. Körperpraxen im Kontext von Essstörungen können aber auch genutzt werden, um sich vorherrschenden Geschlechterordnungen und Körpernormen zu entziehen. Die Strategien erweisen sich jedoch hinsichtlich Intentionen und Folgen unter den vorherrschenden Verhältnissen als ambivalent.
Schlüsselbegriffe: Körper, Essstörung, Jugend, Gender, Intersektionalität
Christine Riegel
christine.riegel@ph-freiburg.de
Susanne Benzel
benzel@sigmund-freud-institut.de
»I thought women are from heaven«
Strukturelle Unsichtbarkeit von Gewalt in LSBTQ-Partnerschaften
Alva Träbert
Verglichen mit der inzwischen umfangreichen Forschung zu häuslicher Gewalt in heterosexuellen Beziehungen ist Gewalt in LSBTQ-Partnerschaften im wissenschaftlichen Diskurs an vielen Stellen noch immer unsichtbar. Auch die Praxis orientiert sich so stark an einem heteronormativen Modell, dass Gewalt in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften oft strukturell unsichtbar bleibt. Durch LSBTQ-Personen ausgeübte bzw. erlebte häusliche Gewalt muss zuerst als solche erkennbar und benennbar sein, um sie in queeren Communities, bei Behörden und spezialisierten Einrichtungen zu thematisieren und angemessene Hilfeleistungen einzufordern. Ein exemplarischer Überblick über die Forschungs- und Versorgungssituation in Großbritannien wird durch Auszüge aus qualitativen Interviews mit queeren Frauen ergänzt. Ziel ist es, der strukturellen Unsichtbarkeit des Themas entgegenzuwirken und mehr Raum für marginalisierte Stimmen im Diskurs um häusliche Gewalt zu schaffen.
Schlüsselbegriffe: LSBTI, Häusliche / Intime Gewalt, Homofeindliche / transfeindliche Gewalt, Frauenhäuser
Alva Träbert
alva.traebert@gmail.com
Psychologie & Gesellschaftskritik
42. Jahrgang · 2018 · Heft 4 (168)
Pabst, 2018
ISSN 0170-0537
Preis: 13,- €