Tabak
Die Verabschiedung der EU-Tabakrichtlinie aus dem Jahre 2001 war in Hinblick auf den Gesundheitsschutz der Bevölkerung ein riesiger Schritt vorwärts. Die deutsche Politik zeigte bis dahin wenig Interesse, wirksame Maßnahmen und Interventionen zur Tabakprävention in Angriff zu nehmen. Durch die EU-Tabakrichtlinie wurde Deutschland quasi mitgezogen, was sich auch unmittelbar auswirkte: Der Anteil rauchender Jugendlicher sank von 2001 bis heute von 28 Prozent auf 15 Prozent.
Alkohol
Keine Erfolge sind beim Alkohol, des Deutschen liebsten Droge, zu verzeichnen. Bei keinem Rauschmittel steht die gesellschaftliche Wertschätzung in derart krassem Gegensatz zum Gefahrenpotenzial. Weder nationale Aktions- oder Präventionspläne und -programme noch die EU-Strategie zur Unterstützung ihrer Mitgliedsländer bei der Reduzierung alkoholbedingter Schäden haben hieran etwas geändert. Obwohl bei den Krankenhausaufnahmen die Diagnose "Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol" bei den Männern in Deutschland inzwischen an erster Stelle liegt (BMG 2011) und obwohl jedes Jahr eine Stadt in der Größenordnung Brandenburgs an den Folgen des Alkoholkonsums stirbt, spiegeln sich diese dramatischen Zahlen nicht in den Prioritäten der Gesundheits- und Suchtpräventionspolitik wider. Hier bietet sich noch viel Spielraum für den Politikmix, der bei der Tabakprävention so erfolgreich war: Steuererhöhungen, Reduzierung der Verfügbarkeit, Einführung von Warnhinweisen und umfassende Regulierungen von Werbung und Sponsoring. Eine EU-Richtlinie, wie beim Tabak, fehlt bislang.
Illegale Drogen
Was die illegalen Drogen angeht, ist EU-weit in den vergangenen zwanzig Jahren einiges in Bewegung gekommen. V.a. die Ansätze der Schadensminimierung für Drogenabhängige haben sich in vielen Teilen Europas durchgesetzt und haben auch in Deutschland in erheblichem Maße dazu beigetragen, das Überleben der Drogenkonsumierenden zu sichern. Hier hat Deutschland von Vorreitern einer Drogenpolitik profitiert, wie z.B. der Schweiz, die neben der abstinenzorientierten Behandlung schon früh auch auf Substitution, Drogen-konsumräume und Drug Checking gesetzt haben. Eine von der Europäischen Kommission in Auftrag gegebene Studie über die Entwicklung der internationalen Drogenmärkte zwischen 1998 und 2007 kommt überdies zu dem Ergebnis, dass die Versuche, durch Repression die lokalen Drogenmärkte einzugrenzen, gescheitert sind. Sie stellt sogar fest, dass Drogenprohibition beträchtliche unbeabsichtigte Schäden verursacht (EC 2009). Hier gilt es also, genau jene Drogenstrategie, für die das meiste Geld ausgegeben wird, zu überdenken. Die Herausforderung für die nächsten Jahre wird es sein, hier ein Umdenken zu bewirken und statt auf Repression stärker auf wirksame, umfassende Prävention und Behandlung zu setzen.