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Anleitung zur Textanalyse: Philosophen irren dank mangelnder Sprachreflexion

Sprache wird auch in Geisteswissenschaften mangelhaft verwendet. Hätte die Philosophie Sprachreflexion allenthalben betrieben, wären Denkprozesse häufig anders verlaufen, postuliert Professor Dr. Harald Schweizer (Tübingen). Als relevantes Beispiel unreflektierten Sprachgebrauchs nennt er "die Wertethik - etwa von Max Scheler und Nikolai Hartmann, die davon ausgeht, wir könnten mit Hilfe des Gefühls Kontakt zu ´an sich seienden Werten´ aufnehmen." Anhand der alttestamentlichen Geschichte der "Opferung Isaaks" verdeutlicht Schweizer in seiner Monografie, wie der Weg vom Gesagten (bzw. Geschriebenen) zum Gemeinten gelingen kann. Einerseits bietet Schweizer - von Haus aus Alttestamentler - eine praktische Textanalyse, anderseits formuliert und verdeutlicht er die wichtigsten Theorie-Weichenstellungen.

Schweizer hat häufig innerhalb wie außerhalb der Philosophie "die Erfahrung gesammelt, dass es sich positiv auswirkt, sich Gedanken über die Methoden und Analyseebenen gemacht oder eine Textbeschreibung in diesem Sinn durchgeführt zu haben. Denn bereits dadurch verändern sich bisherige Sichtweisen. Ein Sensibilisierungsprozess wird angestoßen. Es ist dann später nicht nötig, immer in gleicher Ausführlichkeit an Texte heranzugehen; denn die eigenen Beobachtungssinne sind geschärft worden. Sie erkennen schon beim ersten kursorischen Lesen mehr als vorher.
 
Es soll immer bewusster werden, dass ´Sachverhaltsdenken´ und ´Beachtung sprachlicher Zwänge´ zweierlei sind, dass wir - genau genommen - abseits der Sprache keinen Zugang zu den Sachen haben. Auch eine Distanz soll eingeübt werden: Es ist verhängnisvoll, angesichts einer vorliegenden Äußerung zu einem Thema sofort mein Wissen zum selben Thema einfließen zu lassen. Es könnte dann nämlich sein, dass ich die fremde Äußerung überschwemme, verdrehe, vereinnahme, so dass ich selber nichts Neues mehr erfahre. Sprachreflexion hat zweifellos einen disziplinierenden Akzent.
 
Hinter allem Nachdenken über Methoden steht also eine ganz andere, viel einfachere Frage: Wie ist es möglich, dass ich durch das Lesen Neues erfahre, was immer auch heißt, dass ich mich partiell ändern muss? Umgekehrt: Wie ist es möglich, dass ich den Panzer meiner Weltsicht offener mache? Nach den Worten des Philosophen Seel ist keiner offen, vielmehr müsse man sich offen halten. Auf dieser Basis kann eine ´Lust zu Wissen´entstehen. Zu einem solchen attraktiven Prozess will das Buch Einladung und Wegbegleiter sein ..."
 

Fantastische „Opferung Isaaks“ – Textanalyse in Theorie und Praxis
Schweizer, H.




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