Anti-Asyl-Seiten präsentieren Nachrichten krimineller Handlungen und verdichten sie zu einer agonistischen Gesamtwirklichkeit, in der sexuelle Übergriffe, Vergewaltigung, Brutalität und Respektlosigkeit an der Tagesordnung sind; diese "Wirklichkeit" wird als Grund des Leidens der deutschen Bevölkerung dargestellt; und als folgerichtig erscheint die Notwendigkeit, in einer Art Notwehr zurückzuschlagen.
"Diese Logik wird durch die Ausweglosigkeit der Realität verstärkt. Obwohl die Realität vermeintlich unerträglich ist, zeigen die Posts auf den Seiten, dass sie fortbesteht. Und obwohl das resultierende Leiden nicht zum Aushalten ist, zeigt der anhaltende Strom an Posts, dass er eben doch ausgehalten wird. Durch das Gefühl, stecken zu bleiben, machtlos - im übertragenen und buchstäblichen Sinn impotent - zu sein, wird Aufbegehren zu einer Identitätsfrage.
Letztlich machen die Seiten das Selbstbild jedes Einzelnen als anständigen und ´echten Kerl´ davon abhängig, ob er eingreift oder nicht. Indem diese Identität als männlich definiert ist und von traditionellen Ideen von Maskulinität abhängt, lässt sich die Einladung zu sogenannten ´Abendspaziergängen´ nicht als gangbarer Weg zum Ableiten jener emotionellen Dispositionen begreifen. Vielmehr lässt sich das Stigma der Erniedrigung nur durch einen Akt ausmerzen, der alle möglichen Assoziationen mit Passivität, Unreife und Weiblichkeit zunichtemacht..."