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Forensische Psychiatrie: Beschämung der Patienten behindert die Behandlung

Patienten in der forensischen Psychiatrie versuchen oft, ihre Behandlung zu behindern oder abzuwerten. Das Motiv kann in einer erlittenen Beschämung und einer anhaltenden Scham liegen. Wenn der Therapeut damit unsensibel umgeht, kann die Behandlung stagnieren, berichtet Harald Rehner (Universität Rostock) in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Forensische Psychiatrie und Psychotherapie".

Ein großer Teil der Patienten in der forensischen Psychiatrie ist seit der Kindheit - in der Familie, im Kinderheim, in der Schule z.B. - beschämt worden und wird in der totalen Organisation hinter Gittern erneut beschämt.

Rehner differenziert zwischen der Scham mit Bezug auf den Körper, auf die Persönlichkeit und auf den sozialen Status. "Im Grunde kann davon ausgegangen werden, dass unsere Patienten in allen drei Bereichen genügend Schamerfahrungen gesammelt haben - inclusive höchst untauglicher Methoden der Abwehr."

Eine solche sieht der Psychologie in dem häufigen Versuch, annähernd so auszusehen wie Arnold Schwarzenegger in seiner besten Zeit. "Hierzu gehört auch die unerlaubte Einnahme von muskelbildenden Substanzen und eine proteinbetonte Ernährung. Der ausgedehnte Aufenthalt in der Sonne und - obwohl mit Sanktionen belegt - das zusätzliche heimliche Training mit Wasserflaschen etc. als Gewichten nach Einschluss können unter dem Gesichtspunkt von Kompensation und Schamabwehr gesehen werden.

Hintergrund dieser Aktivitäten dürfte eine dem Bewusstsein kaum noch zugängliche Angst sein, zu unterliegen, bei einem potenziellen Angriff wehrlos zu sein - oder einfach der Wunsch, anderen Furcht vor dem eigenen Erscheinungsbild einzuflößen, die man im Grunde selbst vor anderen empfindet..."

Harald Rehner empfiehlt Therapeuten, nicht nur die versteckten und offenen Schameffekte des Patienten zu berücksichtigen, sondern möglichst auch eigene Schamerlebnisse zu vergegenwärtigen - und damit die Sensibilität zu verstärken.

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