Einige Kinder erwerben bereits im zweiten Lebensjahr eine verlässliche Blasenkontrolle; bei der Mehrzahl gelingt dies im dritten und vierten Lebensjahr. Etwa zehn Prozent der Kinder nässen nachts noch mit sieben Jahren ein, ca. drei Prozent mit elf bis zwölf Jahren, etwa ein Prozent mit 16 Jahren. Jungen sind wesentlich häufiger betroffen als Mädchen.
Kinder und Jugendliche mit Enuresis sind häufig psychisch belastet: Sie leiden unter Traurigkeit, sind unglücklich, zweifeln an sich selbst. "Diese Symptome sind jedoch nicht Ursache, sondern meist Folge der Enuresis," betonen die Autoren. Anderseits können einschneidende Lebensereignisse die Enuresis auslösen, wenn das Kind genetisch für die Entwicklungsverzögerung disponiert ist. Eine Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) oder ein hyperkinetisches Syndrom (HKS) werden häufig im Zusammenhang mit der Enuresis gesehen.
Eine - möglicherweise sogar strenge, strafende - "Sauberkeitserziehung" ist bei Enuresis nicht nur wirkungslos, sondern u.U. schädlich. Eine ärztliche, u.U. auch psychologische Diagnose bietet die einzige Voraussetzung für eine zielführende Behandlung. Bei einer Minderheit der einnässenden Kinder können organische Fehlbildungen gefunden und therapiert werden.
Für die Konsensusgruppe Kontinenzschulung im Kindes- und Jugendalter (Hrsg.): Eberhard Kuwertz-Bröking, Hannsjörg Bachmann & Christian Steuber:
Einnässen im Kindes- und Jugendalter – Manual für die standardisierte Diagnostik, (Uro-)Therapie und Schulung bei Kindern und Jugendlichen mit funktioneller Harninkontinenz
Pabst, 224 Seiten, 2. überarbeitete Auflage, Print ISBN 978-3-95853-356-1, eBook ISBN 978-3-95853-357-8
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