Die Studienergebnisse des US-amerikanischen Spezialisten David Finkelhor ergaben:
"Täter ritueller Gewalt agieren normalerweise in einem Gruppen-Setting. Die meisten Opfer berichten, von unterschiedlichen Tätern misshandelt worden zu sein, häufig in Verbindung mit anderen Opfern. Frauen werden als Misshandler ebenso häufig berichtet wie Männer.
Es ist wichtig, zu betonen, dass die Täter nicht in die üblicherweise vorherrschenden Konzepte über Motivation und Profil von Pädophilen passen. Rituelle Misshandler sind generell weitaus sadistischer und grausamer. Opfer berichten schmerzhafte und Furcht erregende sexuelle Handlungen und erniedrigende Praktiken - beispielsweise mit Urin und Kot. Die Täter scheinen durch ein Verlangen motiviert zu sein, zu beobachten, wie ihr Opfer das Gefühl für den eigenen freien Willen verliert, sich mit dem Destruktiven identifiziert und sich dem Willen der Gruppierung unterwirft.
Es gibt Belege dafür, dass viele dieser Täter in Gruppierungen mit einem festen Glaubenssystem oder Kult und hoch systematisierten Praktiken der Misshandlung aufgewachsen sind, die innerhalb der Familien von einer Generation auf die folgenden weitergegeben wurden. Daher sind viele Täter tatsächlich sowohl Opfer als auch Täter innerhalb eines Familiensystems..."
Häufig werden Opferberichte zur rituellen Gewalt wegen ihrer exzessiven Absurdität angezweifelt. Dieser weit verbreiteten Skepsis hält Thorsten Becker in seinem Buchbeitrag einen Satz von Sherlock Holmes entgegen: "Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das, was übrig bleibt, die Wahrheit - wie unwahrscheinlich sie auch ist."
Claudia Igney muss feststellen: "Von einer ernsthaften Realisation der Existenz Ritueller Gewalt ist unsere Gesellschaft noch weit entfernt. Auf der politischen Ebene und in den meisten professionellen Arbeitszusammenhängen findet keine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema statt ... Professionelle HelferInnen erleben die emotionale, seelische, körperliche Wahrheit ihrer von Ritueller Gewalt betroffenen KlientInnen, können aber höchstens in der Supervision oder mit sehr vertrauten Menschen darüber reden."
Claudia Igney reflektiert den höchst zerbrechlichen sozialen Rückhalt einer Traumatherapie für AussteigerInnen. "Im optimalen Fall gibt es am Ende der Behandlung keine Trigger und Flashbacks mehr. Die erlebte Gewalt ist Vergangenheit und Erinnerung.
Dennoch bleibt:
- Die Gewalt geht weiter im Kult, in der Herkunftsfamilie, oft auch an Kindern und Verwandten, die noch im Kult sind und als Druckmittel gegen AussteigerInnen verwendet werden.
- Mord verjährt nicht! Es bleibt die innere Auseinandersetzung um die Frage: Kann und soll ich doch noch Anzeige erstatten?
- Fast immer gibt es kompromittierende Bilder, die weiterhin in Umlauf sind - etwa als online-Kinderpornos.
- Es gibt meist auch Bilder oder Filme, auf denen die Aussteigerin Gewalt gegen andere - also reale Straftaten - ausübt. Dass dies unter Zwang bzw. infolge der Konditionierung geschieht, sieht ein außenstehender Betrachter nicht oder zumindest nicht ohne spezifisches Fachwissen. Diese Dokumente dienen der Erpressung zum Schweigen ..."