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Nachwuchs-Leistungssport: Warum die meisten Jugendlichen fluchtartig aussteigen

Der Nachwuchs-Leistungssport verliert immer mehr Talente. 90 Prozent der Mädchen und 75 Prozent der Jungen steigen innerhalb der ersten fünf Trainingsjahre aus. Mit 16 und 17 Jahren ist die Dropout-Rate am höchsten. Thomas Wörz, Josef Lecheler und Kollegen beschreiben in ihrem aktuellen Reader "Coaching im Nachwuchsleistungssport" die wesentlichen - meist vermeidbaren - Ursachen.

Die konkurrierenden Anforderungen in Schule, Ausbildung und sozialen Verpflichtungen haben auch in früheren Generationen bestanden und lassen sich kaum auflösen. Die neuen, zusätzlichen Herausforderungen sieht Dr. Wörz als Psychologe v.a. in der Reizüberflutung im Bereich der Kommunikationstechnologien, in zeitlicher Beschleunigung, in gestiegenen Erwartungen und in gesunkener Stresstoleranz. "Folgen daraus sind Befindlichkeitsstörungen, Verletzungen, Krankheiten und Burnout."
 
Coaching-Maßnahmen können dieses Risiko reduzieren, "wenn sie unterstützend, beruhigend, verständnisvoll und motivierend ablaufen. Häufig ist aber genau das Gegenteil der Fall. Verhaltensweisen wie Bestrafung oder Liebesentzug nach verlorenen Wettkämpfen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Jugendliche Unsicherheit und Ängstlichkeit entwickeln, die Freude an Wettkämpfen verlieren und schließlich dem Sport den Rücken kehren."
 
Professor Dr. Rolf Frester zählt einige trivial-destruktive Verhaltensweisen von Trainern und anderen Bezugspersonen auf:

  • Nervöses Herumlaufen
  • Hektisches Gestikulieren und Herumschreien
  • Augenflackern, Schweißausbrüche
  • Ständige Wiederholung gleicher Sachverhalte
  • Dialogsperre nach misslungenen Aktionen
  • Ständige Fehler- oder Ergebnisdiskussionen
  • Hilflosigkeit in Problemsituationen

Aus medizinischer Sicht moniert Professor Dr. Peter Schober:

  • Viel zu frühe Spezialisierungen
  • Fehlende Anpassung des Trainings an das biologische Alter
  • Nichtberücksichtigung des Trainingsalters und des Trainingszustandes
  • Fehlende langfristige Trainingsplanung
  • Fehlen obligater standardisierter sportmotorischer Tests

"Die Folgen sind eine inadäquate Leistungssteigerung mit fehlenden Erfolgen, Übertraining, Überlastungssyndromen und Verletzungen ..."
 
Dr. Christian Matthai kritisiert: Bisher wurde ein "sehr bedeutender Bereich oft sträflich vernachlässigt - die Ernährung. Diese Fehleinschätzung kann in den meisten Sportarten fatale Konsequenzen zur Folge haben. Beim Kindes- und Jugendalter handelt es sich um eine ernährungsphysiologisch besonders lebenswichtige Phase, da hier einerseits zahlreiche Entwicklungsvorgänge stattfinden und anderseits der Grundstein für die Fitness gelegt wird ..."
 
Die Autoren beschreiben konkret aus der Sicht von Psychologie, Medizin, Ernährungswissenschaft und aus fundierten Trainererfahrungen, wie ein förderliches, alltägliches Coaching zur Motivation, zur Gesundheit und zur Leistung beitragen kann. Für Klemens Kronsteiner ist Teamsport immer auch Coaching - mit dem Grundansatz, "dass wir über eine andere Person keine Kontrolle haben können, nicht einmal über unsere Kinder. Die gute Nachricht ist jedoch, dass wir das auch nicht brauchen ..."

Coaching im Nachwuchsleistungssport
Stärken stärken, Defizite beheben und Drop-outs reduzieren
Wörz, Thomas; Lecheler, Josef (Hrsg.)




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