NEWSBÜCHERJOURNALEONLINE-SHOP



 

Sie befinden sich hier: NEWS » Aktuelle News Psychologie » News lesen

« zurück

Gesundheitszwänge und Schönheitsideale: Der normale Körper scheint lächerlich

Gesundheitszwänge: Unterhaltungsindustrie und Werbung präsentieren gestylte Models, die Gesundheit und Schönheit ausstrahlen. Wer die unrealistischen Schönheitsideale zum eigenen Maßstab nimmt, gerät in Schwierigkeiten: Unzufriedenheit mit sich selbst, Depression, riskante Körpermodifikation; Magersucht ist der Extremfall, u.U. mit tödlichem Ausgang. Dr. Thomas Ettl (Frankfurt/M) analysiert die "Crux mit der künstlichen Schönheit" in seinem Beitrag zum aktuellen Reader "Gesundheitszwänge".

Ständig dringen multimedial Bilder sog. schöner Menschen auf den Konsumenten ein. Dieser "Beschuss wirkt formativ wie der stete Wassertropfen, der den Stein höhlt. Der Begriff Beschuss beinhaltet das Invasive, als würden die Bilder unter die Haut geschossen, womit das Militante der Schönheitsindustrie ins Blickfeld rückt. Die Models brennen dem Betrachter ihre Schönheitsideale ein. Paradigmatisch ist die Schönheitsoperation."
 
Auch wenn die Models hergerichtet und die Bildmaterialien manipuliert sind, signalisieren sie wie eine Art Verkehrszeichen: So sollst du aussehen; wenn du es nicht schaffst, setzt du dich der Stigmatisierung aus. "Der Beschuss lässt weder Phantasietätigkeit, noch Variationsbedürfnisse zu. Denn die Abbildung ist gebieterischer als die Schrift, sie zwingt uns ihre Bedeutung mit einem Schlag auf, ohne sie zu analysieren, ohne sie zu zerstreuen. Der Betrachter soll sich einzig auf das Vergleichen, Bewundern und Nachmachen beschränken." Der durchschnittliche Körper wirkt im Vergleich dazu eher lächerlich.
 
"Klinisch gesehen geraten die Menschen durch den medialen Beschuss mit Idealen in den Zustand kumulativer Traumatisierung. Immer wieder bekommen sie ihre körperliche Unvollkommenheit, die obendrein mit seelischen Mängeln assoziiert wird, vor Augen geführt - mit der unerfüllbaren Auflage, die Mängel zu beheben. Die kumulative Traumatisierung erzeugt entweder chronische Scham und/oder narzisstische Wut. Denn die Verführung durch Schönheitsideale, dieses anhaltende, aber unerfüllbare Drängen nach Vollkommenheit, erzeugt das Gefühl der Ohnmacht, das wie ein Stachel den Narzissmus reizt ..."
 
Der Reader "Gesundheitszwänge" belegt in detaillierten Einzeldarstellungen verschiedenste Formen der Unterwerfung und Selbstunterwerfung; Stichworte: gesundes Essen, perfekte Gesundheitsnormen, Sport, Wellness, Komplementärmedizin u.a.. Die zwanghaften Verhaltensweisen führen ihr eigentliches Ziel immer ad absurdum.

Gesundheitszwänge
Hoefert, Hans-Wolfgang; Klotter, Christoph (Hrsg.)




alttext    

 

Aktuell

Socials

Fachzeitschriften