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Therapie der Schizophrenie: Neuroleptika überdosiert, Nebenwirkungen falsch diagnostiziert

Warnung für Patienten mit Schizophrenie: Neuroleptika stehen mehr und mehr im dringenden Verdacht, langfristig die Hirnmasse irreversibel schrumpfen zu lassen und die kognitive Leistungskraft zu schädigen. Professor Dr. Dr. Thomas Köhler (Hamburg) ordnet demgegenüber zwar die "Frühdyskinesien" als therapierbar ein, doch die "Spätdyskinesien" quälen den Patienten meist lebenslang: motorische Unruhe, Zittern, Krämpfe, unwillkürliche Bewegungen, Zuckungen (v.a. im Gesichtsbereich und in Extremitätenbereichen). In der fünften, aktualisierten Auflage seines Handbuchs "Pharmakotherapie in der Psychotherapie" beschreibt Köhler die wichtigsten Wirkungen und Nebenwirkungen der Psychopharmaka.

"Auch vegetative Begleiterscheinungen können bei der Therapie mit Neuroleptika auftreten, Mundtrockenheit, Akkomodationsstörungen, Harnverhalten, Obstipation, Veränderungen des Augeninnendrucks, kardiale Nebenwirkungen, Anstieg des Prolactinspiegels mit der Folge von Zyklusstörungen und Milchfluss bei Frauen, Störungen der Libido und der Potenz sowie Wachstum der Brüste bei Männern. Moderne ("atypische") Neuroleptika begünstigen stärker als Vorgängerpräparate Gewichtszunahmen, Diabetes Mellitus und Hyperlipidämie.
 
Professor Dr. Volkmar Aderhold (Greifswald) fordert (http://dgsp-ev.de/neuroleptikadebatte), den Einsatz von Neuroleptika kritisch zu überdenken und in jedem Fall zu minimieren. "Es wird wider besseres Wissen häufig vorschnell die Dosis gesteigert, wenn die erhoffte Wirkung ausbleibt. Dabei ist längst bekannt, dass dies in den meisten Fällen allenfalls die Nebenwirkungen erhöht und man sogar Gefahr läuft, eine Überempfindlichkeit am Dopaminrezeptor und damit letztlich eine Psychose zu induzieren."
 
Ähnlich argumentiert Professor Dr. Stefan Weinmann: "Täglich sehe ich problematisches Verschreibungsverhalten - zu lange, zu hohe Dosen von Neuroleptika. Fälschlich als Rückfälle gedeutete Medikamentennebenwirkungen führen oft dazu, dass die Neuroleptika nicht mehr reduziert oder abgesetzt werden. Es ist auch für Therapeuten viel einfacher, alles auf die Erkrankung zu schieben. Schwer psychisch Kranke haben keine gute Lobby, und oft denken sie dann selbst nach gewisser Zeit, alles gehe auf ihre Erkrankung zurück. Die Chronifizierung durch Psychopharmaka wird so häufig übersehen."
 

Pharmakotherapie in der Psychotherapie
Ein Kompendium für Psychologen und psychologische Psychotherapeuten
Köhler, Thomas




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