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DGKN-Kongress: Hirnschrittmacher verbessert Symptome schwerer Zwangsstörungen

Etwa bei jedem vierten Patienten mit Zwangsstörungen versagen herkömmliche Therapien mit Medikamenten oder Verhaltenstherapien. Diesen Menschen könnte in Zukunft die Tiefe Hirnstimulation helfen. Dabei stimuliert ein Hirnschrittmacher bestimmte Hirnareale durch elektrische Impulse. Bei der Parkinson-Krankheit wird das neuromodulative Verfahren seit Jahren erfolgreich angewendet. Inzwischen deuten mehrere Studien darauf hin, dass auch etwa jeder Zweite mit solch hartnäckigen Zwangsstörungen von der Tiefen Hirnstimulation profitieren könnte.

Wann diese Behandlung sinnvoll ist und worauf Ärzte achten sollten, diskutieren Experten auf der 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN) vom 15. bis 17. März in Köln. Neue Entwicklungen der Tiefen Hirnstimulation bei Bewegungsstörungen sind auch Thema der Kongress-Pressekonferenz am 15. März 2012 um 11 Uhr in der Koelnmesse.

Sie müssen ständig putzen, zählen oder kontrollieren: Über eine Million Menschen leiden in Deutschland an Zwangsstörungen. Die meisten Betroffenen brauchen medizinische Hilfe. Eine Verhaltenstherapie oder Medikamente führen bei etwa 70 bis 80 Prozent zum Erfolg. "Den anderen Patienten könnte künftig die Tiefe Hirnstimulation helfen", sagt Universitäts-Professor Dr. med. Joachim Klosterkötter, Chefarzt an der Klinik für Psychiatrie der Medizinischen Fakultät an der Universität zu Köln. Gegen das typische Zittern, die schlechte Beweglichkeit und Muskelsteife von Parkinson-Patienten nutzen Neurologen die Tiefe Hirnstimulation schon einige Jahre mit großem Erfolg", erläutert Kongresspräsident Professor Dr. med. Gereon R. Fink, Chefarzt der Klinik für Neurologie der Uniklinik Köln. Bei Parkinson-Patienten erbrachte die Tiefe Hirnstimulation nach der medikamentösen L-Dopa-Therapie den entscheidenden Durchbruch in der Behandlung. "Natürlich motiviert der Erfolg, neue Indikationen für diese Therapie zu suchen", so Fink.

Ob die Tiefe Hirnstimulation auch bei therapieresistenten Zwangsstörungen hilft, erforschen Neurophysiologen in aktuellen Studien. Ärzte implantieren Betroffenen hierzu Elektroden in bestimmte, tief gelegene Hirnregionen. Diese senden elektrische Impulse an benachbarte Zellverbände, um gestörte Funktionskreise positiv zu beeinflussen. Ähnlich wie ein Herzschrittmacher wird der Impulsgeber meist unter dem Schlüsselbein platziert. "Erste Studien liefern vielversprechende Ergebnisse", berichtet Klosterkötter im Vorfeld des DGKN-Kongresses. Demnach verbessere das Verfahren bei etwa jedem zweiten therapieresistenten Patienten mit Zwangsstörungen die Symptome. Darüber hinaus sei die Therapie im Vergleich zu bisherigen operativen Verfahren gut verträglich. Treten Nebenwirkungen auf, können Neurophysiologen die Stärke und Frequenz der elektrischen Impulse nachjustieren.

"Allerdings gibt es zum optimalen Einsatz der Tiefen Hirnstimulation bei Zwangsstörungen noch einige offene Fragen", so Klosterkötter. Unklar sei etwa, welche Hirnregion für die Stimulation am geeignetsten sei, um eine bestimmte Zwangsstörung optimal zu bessern. Den aktuellen Stand der Forschung sowie neue Einsatzgebiete und Entwicklungen der Tiefen Hirnstimulation diskutieren Experten auf der 56. Jahrestagung der DGKN vom 15. bis 17. März in Köln. "So stellen Experten der DGKN auf dem Kongress auch erste Erfolge bei Menschen mit Epilepsie, Tourette-Syndrom und Depressionen vor.




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