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Alternativer Drogen- und Suchtbericht 2017: Wachsende Repression, sinkender Nutzen

"Die Polizei in Deutschland intensiviert ihre Jagd auf Cannabis-Konsumierende," stellt der neue Alternative Drogen- und Suchtbericht fest. "Jedes Jahr geraten mehr als 200.000 Menschen in das Visier der Strafverfolgungsbehörden lediglich aufgrund des Umgangs mit Drogen zum Eigenbedarf: im wesentlichen Cannabiskonsumierende, zu einem großen Teil Jugendliche und Heranwachsende." Der 4. Alternative Drogen- und Suchtbericht wird am heutigen Dienstag im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin vorgestellt.

"Die Folgen der Kriminalisierungswucht auf die sozial-gesundheitliche Lage der Betroffenen, ihr familiäres Umfeld, aber auch für ihre schulisch-berufliche Karriere" sind u.U. verheerend. Etwa 30.000 Drogenkonsumierende werden jährlich zu Freiheitsentzug - im wesentlichen Kurzstrafen - verurteilt. Die psychischen Belastungen/Umstellungen und sozioökonomischen Brüche" in den Händen der Justiz tragen zur Destabilisierung der Betroffenen bei. Eventuell beginnt auch hinter Gittern eine neue kriminelle Karriere.

Der 4. Alternative Drogen- und Suchtbericht beziffert die Repressionskoeffizienten: Weil die Polizei aktiver denn je fahndet, klärte sie 2016 pro 100.000 Einwohner 178 Delikte bei Cannabis-Konsumierenden auf. Demgegenüber war der Fahndungserfolg bei Schmugglern und Händlern bescheiden: 38 pro 100.000 Einwohner. Der Repressionskoeffizient bei Konsumierenden steigt seit 20 Jahren und hat 2016 eine Höchstmarke erreicht. Das Ermittlungsniveau bei Schmugglern und Händlern stagniert jedoch etwa auf gleicher Höhe.

Die Herausgeber des Berichts, Dr. Bernd Werse und Prof. Dr. Heino Stöver, berichten: "Aus Polizeikreisen ist zu hören, dass bestimmte Reviere gern zeitweise ihre Aktivitäten stärker auf Drogenkontrolle verlagern, um ihre Statistik aufzuhübschen. Da es sich bei 'Rauschgiftkriminalität' um Kontrolldelikte handelt, beläuft sich die Aufklärungsquote auf nahezu 100 Prozent ..."

Der Alternative Drogen- und Suchtbericht empfiehlt, die gegenwärtige Prohibitionsstrategie des Betäubungsmittel-Gesetzes aufzugeben und durch eine kontrollierte, legalisierte Drogenabgabe zu ersetzen. Dies würde die Konsumierenden und die Strafverfolgungsbehörden entlasten; allmählich würde es auch die aus- und inländische Drogenkriminalität "austrocknen". Entsprechende Liberalisierungs-Erfahrungen in den USA und anderen Ländern haben zu keinem Anstieg des Drogenkonsums geführt.
 

4. Alternativer Drogen- und Suchtbericht 2017
akzept e.V. Bundesverband (Hrsg.)




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