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Militarisierung im Denken der Jugend: Psychoanalyse des totalen Kriegs

Andreas Ploeger gehörte zu den letzten Kindersoldaten Hitlers. Später, als Psychiater, ließ ihn die "Psychologie des Totalen Krieges" nicht los. In seinem neuen Buch "Kanonenfutter" fasst er seine Erinnerungen und Psychoanalysen zusammen. Prof. Dr. Ulrich Gottsein (IPPNW) empfiehlt das Werk "besonders all denjenigen, die sich Sorgen um die (aktuelle) Militarisierung im Denken der deutschen Jugend machen. Natürlich kann die Zeit im verbrecherischen NS-Staat nicht mit unserem freiheitlich-demokratischen Staat verglichen werden, aber manche 'Erziehungsmethoden' ähneln sich doch."

Gottstein schreibt in der Juni-Ausgabe des ippn-Forums:

"Wie konnte es Hitler und seinen Komplizen gelingen, das ganze deutsche Volk, abgesehen von wenigen, zu beherrschen und bereits drei Jahre nach der Machtergreifung mit den sichtbaren Kriegsvorbereitungen zu beginnen?

Wie konnte es geschehen, dass praktisch alle Deutschen und insbesondere die Jugend von der Nazi-Doktrin erfasst waren, und dass eine kollektive psychische Situation entstand, in der die Tapferkeit als Soldat, das Durchhalten im Kampf bis zur Selbstvernichtung, zur höchsten Ehre wurden. Der Tod für "Führer, Volk und Vaterland" wurde von vielen Eltern "mit Stolz und Trauer" auf die Gefallenenanzeigen gesetzt. Stolz einen Lieben verloren zu haben? Welch eine Entartung elterlicher Liebe!

Der Autor beschreibt in allen Einzelheiten, wie die deutsche Jugend vom 10. Lebensjahr an indoktriniert, gedrillt, in Wehrertüchtigungslagern auf den Kampf trainiert und vorbereitet wurde. Diese Vorbereitung und antrainierte Härte wurde bei den Flak-Helfern und dann bei der Wehrmacht fortgesetzt, sodass 17‑ und 18‑Jährige ab 1944/45 als "ausgebildete" Soldaten eingesetzt wurden und sehr viele ihr Leben lassen mussten.

Wer nicht von einem kritischen Elternhaus, von christlichen Kirchen oder von couragierten Lehrern oder Freunden vorsichtig gewarnt oder aufgeklärt wurde, verfiel der Indoktrination. Das Buch erläutert allen Lesern, die erfolgreichen Propaganda‑ und Verführungsmethoden, die zur, wie wir heute sagen würden, "Gehirnwäsche" führten. Neben der Darstellung der NS‑Methoden schildert der Autor seine eigenen Erlebnisse als Schüler, Flak‑Helfer, Arbeitsdienst‑Mann und junger Soldat.

Ich möchte das Buch von Prof. Ploeger besonders all denjenigen empfehlen, die sich Sorgen um die Militarisierung im Denken der deutschen Jugend und die jetzt angelaufene staatliche Werbung für den Soldatenberuf machen, der ja seit Kurzem offiziell nicht mehr der Heimatverteidigung dienen soll, sondern für Auslandseinsätze "nötig sei". Ich möchte das Buch auch denjenigen empfehlen, die sich seit Jahren die Frage stellen: "Wie konnte das geschehen?" Natürlich kann die Zeit im verbrecherischen NS‑Staat nicht mit unserem freiheitlich‑demokratischen Staat verglichen werden, aber manche "Erziehungsmethoden" ähneln sich doch."


"Kanonenfutter"
Die Verführung der Hitler-Jugend in den Tod. Zur Psychologie des "Totalen Krieges"
Ploeger, Andreas




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