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Psychologie und Gesellschaftskritik: Ekel - Schutzmechanismus und devianter Lustgewinn

Ekelgefühle, meist über den Geruch vermittelt, schützen den Menschen vor dem Kontakt mit infektiösem Material, giftigen Substanzen, verwester Nahrung und anderen Gefahren. Gleichzeitig kann Ekel mit Lust verschlungen sein. "Die lustvollen Dimensionen des Ekels sind auch und gerade im Bereich des Sexuellen nachzuweisen, wobei der Grat der Erregungsmaximierung und Unlustgenerierung oft sehr schmal ist. Darum stößt die Artikulation von ekelkonnotierten Sexualinteressen nicht selten auf Schamschwellen, die aber beispielsweise innerhalb der SM-Prostitution herabgesetzt werden können," berichtet Dr. Matthias Meitzler in Psychologie und Gesellschaftskritik 1/2011.

"Kann analog zur Schmerzlust (wie das Phänomen Sadomasochismus, Algophilie belegt) und zur Angstlust  (als Motiv für die Überwindung zu Bungee- und Fallschirmspringen) von so etwas wie Ekellust gesprochen werden?" Der Autor führt eine Menge Belege dafür an, beginnend mit einem sehr banalen: "Der erste Zug an einer Zigarette oder die ersten Schlücke aus der Bierflasche werden in der Regel nicht als lustvoll erlebt und alles andere als genossen. Vielmehr erlangen sie diesen Status erst nach einer gewissen Zeit der Gewöhnung, was zeigt, dass Ekel gegenüber einem bestimmten Produkt nicht zwangsläufig ein lebenslanger Zustand sein muss. Manchmal ist es ein und dasselbe Objekt, das von einigen Menschen genossen, von anderen hingegen verabscheut wird..."

Als Extremfall ekelhafter Lust sieht Meitzler Prozeduren der SM-Prostitution. "Nahezu jede Domina muss beispielsweise 'Toilettenerotik' praktizieren können; damit sind Praktiken rund um 'Natursekt' (Urin) und 'Kaviar' (Kot) gemeint, welche der Erniedrigung des Kunden zur 'lebenden Toilette' dienen ..."
Die Prostituierte muss sich zur Erfüllung derartiger Kundenwünsche überwinden und eine Ekeltoleranz entwickeln - oft mit dem Ergebnis, selbst als ekelhaft zu gelten.

In mehreren Beiträgen thematisiert "Psychologie und Gesellschaftskritik" 1/2011 das Thema Ekel. Herausgeber Dr. Ulrich Kobbé moniert: "Die akademische Psychologie hat sich bis heute erfolgreich einer Hinwendung zum Ekel entzogen und keinerlei Affektpsychologie derart profaner, alltäglicher, unmittelbarer Selbst- und Beziehungswahrnehmung erarbeitet."

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