"Dass zahlreiche nicht-reproduzierbare Untersuchungsergebnisse publiziert wurden, ist in der Geschichte und Methodenlehre der Wissenschaften durchaus bekannt. In den Lehrbüchern der Methodenlehre der Psychologie werden die Strategien der Replikationsforschung eher beiläufig behandelt. Es mangelt noch an methodologischer Diskussion, an Konventionen und systematischen Ansätzen. In den Literaturdatenbanken der Psychologie sind nur relativ wenige Publikationen über erfolgreiche und nicht erfolgreiche Replikationen psychologischer Experimente oder systematisch variierende Generalisierbarkeitsstudien verzeichnet."
Fahrenberg zitiert einen Senior-Wissenschaftler, der von einem Reproducibility-Project abriet, "weil die Psychologie unter Druck stehe und ein solches Projekt die Psychologie schlecht aussehen lasse. Zu den Argumenten für mehr Replikationen gehört die auch in Deutschland zunehmend kritische Einstellung gegenüber den üblichen Publikationsweisen und der mangelnden innerfachlichen Kontrolle. Das amerikanische Reproducibility Project des Center for Open Science hat inzwischen 30 international renommierte Publikationen für eine möglichst genaue Replikation ausgewählt. Der gegenwärtige Stand des Vorhabens lässt aufgrund der abgeschlossenen Teilprojekte vermuten, dass weniger als die Hälfte der publizierten Ergebnisse reproduzierbar ist oder nur für einzelne Items oder nur mit geringem Effekt ..."
Jochen Fahrenberg: Theoretische Psychologie - Eine Systematik der Kontroversen. Pabst 2015, 832 Seiten. Hardcover ISBN 978-3-95853-077-5. e-Book ISBN 978-3-95853-078-2