Die Therapeuten im Bundeswehr-Krankenhaus Hamburg kritisieren, dass nur eine Minderheit der traumatisierten Frauen und Männer rechtzeitig von der Möglichkeit einer Therapie Gebrauch macht. "Der Grund dafür liegt in der Angst vor Stigmatisierung. Die Soldaten wollen nicht als weich gelten, fürchten den Verlust des Vertrauens der Kameraden und der Vorgesetzten und haben Angst vor Laufbahnnachteilen."
Nach der Rückkehr ins Heimatland "treffen Soldaten der Bundeswehr oft auf Zweifel, Unverständnis, Gleichgültigkeit, ja Ablehnung ihres Einsatzes. Nicht einmal bei den eigenen Kameraden zuhause können sie immer auf Verständnis zählen, da diese ihre Arbeit in den Heimatverbänden mit erledigen mussten. Sie waren deshalb oft ebenfalls stark belastet, ohne dafür öffentliche Anerkennung in der Presse, Orden oder eine besondere Bezahlung zu erhalten. Und auch die eigene Partnerin oder Familie können manchmal kaum verstehen und akzeptieren, was der Einzelne erlebt und wie sehr ihn dies verändert hat ..."
Nicht nur die Erfahrungen im Bundeswehrkrankenhaus Hamburg "sprechen für einen möglichst frühen Behandlungsbeginn." Hat sich das Trauma bereits fixiert und im Leben des Betroffenen ausgebreitet, steigt der therapeutische Aufwand und sinken die Erfolgschancen. "Die Behandlung kann sich dann nicht auf die Verarbeitung des traumatischen Erlebnisses allein konzentrieren, sondern muss eine Vielzahl von Folgeproblemen einbeziehen - z.B. Alkoholmissbrauch, psychosomatische Störungen, soziale Probleme, familiäre und dienstliche Schwierigkeiten etc. ..."
Literatur zum Thema:
Indikation zur stationären Verhaltenstherapie und medizinischen Rehabilitation bei psychischen und psychosomatischen Erkrankungen
Zielke, Manfred (Hrsg.)