Welche Strukturmerkmale hat die stationäre Verhaltenstherapie anzubieten? Manfred Zielke und Stefan Leidig fassen zusammen:
- Stark verunsicherte Patienten können in einem "schützenden Rahmen" erste Veränderungsschritte wagen, Abstand von ihrem gewohnten Alltag gewinnen, sich auf ein bewältigungsorientiertes Arbeitsklima konzentrieren, einen informellen Austausch mit anderen Patienten pflegen
- Ein multiprofessionelles Behandlungsteam sichert eine umfassende und engmaschige Betreuung, berücksichtigt also auch die ambulant oft unerkannten Comorbiditäten
- Die sozialmedizinische Kompetenz ermöglicht es, eine berufliche Rehabilitation - physisch, sozial, psychisch - zu fördern
Zielke und Leidig warnen davor, Veränderungsziele in der Psychotherapie auf einer hohen Abstraktionsebene zu definieren - etwa 'zu mir finden', 'Gefühle zulassen', 'Stress abbauen'. "Hierdurch wird nie richtig deutlich, in welcher Art die Therapie dem Patienten helfen soll, aktiv auf seinen Krankheitsprozess einzuwirken.
Um allen Beteiligten mehr Transparenz in Bezug auf den 'Heilungsprozess' zu ermöglichen, sollten Veränderungsziele so beschrieben sein, dass sie beobachtbar werden - z.B. 'trotz Ängsten und körperlichen Stressreaktionen eine Stunde im Kaufhaus aufhalten' oder 'nur einmal am Tag maximal zehn Minuten duschen' oder 'dreimal täglich 20 Minuten Entspannungstraining üben, keine Einnahme von Tranquilizern'.
Durch verhaltensnah festgelegte Veränderungsziele werden auch die notwendigen therapeutischen Schritte transparent. Die tatsächliche Therapiedauer ist hierdurch zwar nicht präzise zu berechnen, jedoch wird jede Intervention in ihrer therapeutischen Implikation zur Zielerreichung überprüfbar..."