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Keiner will Chef sein

Studie zur Besetzung von Vorstandsposten in Vereinen

Vereine boomen wie nie zuvor: Jeder zweite Deutsche ist Mitglied in einem der rund 550.000 Vereine - jährlich kommen 15.000 neue hinzu. Allerdings haben viele von ihnen ein gemeinsames und gravierendes Problem: Einer Studie des Zentrums für Nonprofit Management (npm) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Politikwissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster zufolge hat jeder zweite Verein (48 Prozent) große Schwierigkeiten, einen Vorstandsposten zu besetzen. Die Wissenschaftler haben rund 260 Vereine in Münster und Halle (Saale) in Sachsen-Anhalt untersucht. Die Ergebnisse stehen exemplarisch für viele deutsche Vereine und deuten darauf hin, dass kurzfristig mit keiner Besserung zu rechnen ist. Im Gegenteil: Die Wissenschaftler prophezeien Bürgerstiftungen ähnliche Schwierigkeiten.

Demnach zeichnen sich die meisten Personal-Probleme in Sport-, Freizeit- oder Traditionsvereinen (jeweils 54 Prozent) ab, dicht gefolgt von Vereinen im Sozial- und Gesundheitswesen (53 Prozent). In den Vereinen zur Bildung und Forschung (37 Prozent) seien die Probleme weniger stark ausgeprägt, besonders angespannt sei die Lage dagegen in Kleingartenvereinen.

Prof. Dr. Annette Zimmer und Dr. André Christian Wolf von der Universität Münster befragten 2009 im Auftrag der Robert Bosch Stiftung Vorstandsmitglieder, die zu 64 Prozent auf ehrenamtlicher Basis arbeiten. Sie sprechen von einem "alarmierenden Befund" und einem "wichtigen Signal für Handlungsbedarf einer Engagementpolitik". Die Bandbreite der Probleme reiche von kurzfristigen Engpässen bei vorzeitigem Ausscheiden des Vorstands bis hin zu dauerhaften Besetzungsproblemen und somit einer Handlungsunfähigkeit des Vereins.

Neben dem Besetzungsproblem gaben 40 Prozent der Vereine an, dass keine qualifizierten Ehrenamtlichen im Verein zur Verfügung stünden. Jeder vierte Verein bezeichnet die Suche nach einem Schatzmeister als "sehr schwierig". Die Gründe: Viele Interessierte schreckten davor zurück, Verantwortung zu übernehmen, sie verfügten nicht über die notwendigen fachlichen Kenntnisse in der Buchhaltung oder scheuten die Haftung für mögliche finanzielle Schäden. Besonders schwierig gestalte sich die Suche nach Vorständen, wenn damit eine Personalverantwortung verbunden sei.

Der Vorstand eines Vereins, der unter anderem für die Ernennung oder Einstellung von Mitarbeitern zuständig ist und finanzielle Mittel einwerben muss, fürchte oft auch um den persönlichen Ruf durch Berichte in der Regionalpresse. Steigende Erwartungen der Mitglieder und gewünschte Transparenz verschärften das Problem.

Gibt es eine Lösung für das Problem? Die Experten der Universität Münster empfehlen den Vereinen eine klare Aufgabenbeschreibung, eine gezielte Fortbildung, eine rechtzeitige Ansprache oder Personalentwicklung und eine stärkere Würdigung der Vorstandsarbeit. Derzeit werde die Neubesetzung von Vorständen viel zu häufig dem Zufall überlassen, so dass immer wieder "Vorstände wider Willen" entstünden. Zudem sollten Frauen stärker als bisher in die Personalsuche eingebunden werden.




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