Mehr als eine Million Flüchtlinge haben seit 2015 Schutz in Deutschland gesucht. Ein signifikanter Teil von ihnen musste während der Flucht oder in ihrem Heimatland mehrfach traumatisierende Erfahrungen machen, teilweise sogar Folter durchleiden. Dass dies nicht ohne Folgen auf die psychische Gesundheit bleibt, ist offensichtlich. Damit eine Gesundung und darauf folgend eine gute Integration gelingen kann, sollten zunächst die Traumastörungen psychotherapeutisch behandelt werden.
In psychoedukativen Gruppen finden sich Betroffene zusammen, um sich über das Erlebte auszutauschen, Wissen über ihre Krankheit zu erlangen und mehr über Behandlungsmöglichkeiten zu erfahren. Der Behandler sollte die Gruppe dabei nicht nur „moderieren“, sondern die Sitzungen „kultursensibel“ gestalten. Ihm muss bewusst sein, dass er mit unterschiedlichen, meist kulturbedingten Erwartungen an die Therapie und Vorstellungen von psychischen Krankheiten konfrontiert wird. So ist z.B. in traditionellen Gesellschaften die Ansicht von psychischer Erkrankung als Folge des Schicksals nicht selten, oder es sind lediglich Heilrituale als „Behandlung“ bekannt. Wenn der Behandler diese Hintergründe kennt, fällt es ihm leichter, angemessen darauf einzugehen und dementsprechend kultursensibel zu arbeiten.
Prof. Kizilhan weist nicht nur auf diverse kulturelle Besonderheiten im Zusammenhang mit psychischen Störungen und deren Therapie hin, sondern gibt u.a. Behandlungsempfehlungen und zahlreiche Materialien zu folgenden Themen:
- Stärkung und Selbstfürsorge
- Depressionen, weitere Komorbiditäten
- Was ist Psychotherapie?
- Medikamente
- Gewaltprävention
- Entspannungsverfahren
Ziel ist ein konstruktiver Umgang mit der Krankheit und in der Folge die Möglichkeit, ein „gutes Leben“ in der neuen Heimat führen zu können.
Literatur zu Thema
Jan Ilhan Kizilhan: Psychoedukation bei Traumastörungen. Manual für die Gruppenarbeit mit MigrantInnen und Geflüchteten
Pabst 2018, 180 Seiten. Paperback, ISBN 978-3-95853-407-0, eBook ISBN 978-3-95853-408-7