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Verhaltenstherapie & Verhaltensmedizin

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Das Zeichnen als kunsttherapeutische Inklusion: Wie FörderschülerInnen positive Erfahrungen mit der eigenen Kreativität sammeln

Das Zeichnen ist eine grundlegende Tätigkeit des menschlichen Ausdrucksverhaltens. Es kann Kreativität, Kommunikation, Persönlichkeitsbildung und die Erweiterung von Handlungs- und Denkkonzepten unterstützen. Deshalb eignet sich das Zeichnen hervorragend als kunsttherapeutische Methode vor allem bei Kindern mit Förderbedarf, so die Kunsttherapeutinnen Prof. Dr. Barbara Wichelhaus und Dr. Rabea Müller. In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Musik-, Tanz- und Kunsttherapie“ (2/18) stellen sie heraus, welche Arten des therapeutischen Zeichnens es gibt und welche persönlichen Erfolge Förderschüler mithilfe des Zeichnens erreichen können.

Stichwort „Inklusion“: Kinder mit Förderbedarf sind heute nicht mehr nur in Förderschulen zu finden, sondern in allen Schulformen. Es werden zahlreiche Bemühungen unternommen, um die Bildungs- und Entwicklungschancen dieser Kinder zu erweitern und gleichzeitig Ausgrenzungen zu verhindern. Ist eine vollständige Integration behinderter und anderweitig zu fördernder Kinder rein schulisch/fachlich nicht immer einfach und durchaus umstritten, ist das künstlerische Gestalten in Pädagogik und Therapie kaum begrenzend: Hier sind psychische, soziale, motorische Einschränkungen oder Entwicklungsverzögerungen aus kunsttherapeutischer Sicht keine Einschränkungen für kreatives und ästhetisches Verhalten. Im Gegenteil: „Insbesondere bei Aufgabenstellungen, die der Förderung der Ausdruckskraft dienen und damit verbunden auch der Originalität von Gestaltungen, sind diese Kinder ebenbürtig.“

Aus kunsttherapeutischer Sicht ist das Zeichnen eine bildnerische Ausdrucksform, in der sowohl materielle und ästhetische Komponenten als auch psychologische Aspekte des Zeichners konkretisiert werden. Vor allem bei Kindern macht dies die Zeichnung zunächst zu einem bevorzugten psychologischen Diagnoseinstrument. Aber auch als Therapiemethode hat es mehrere Funktionen: Es fördert Lust und Spiel und befreit von Konventionen. Neben dieser Entlastung erweitert es u.a. das visuelle Repertoire, fördert das bildlich-symbolische und daraus folgend die Strukturen für begrifflich-operatives Denken. Als Teil des Selbstausdrucks kann es zu einem wichtigen Kommunikationsmittel werden.

Wichelhaus und Müller machen deutlich, dass auch das Zeichnen als Therapeutikum an jedes Kind individuell angepasst werden muss. Mitnichten wird nur mit der sog. „freien Kinderzeichnung“ gearbeitet, auch wenn diese erheblichen Aufschluss über das Innere eines Kindes geben kann. Es gibt Unterschiede im Hinblick auf Materialien (sowohl beim Zeicheninstrument als auch der Zeichengrundlage), Motive (Zeichnen mit oder ohne Darstellungsabsicht), strukturiertes Zeichnen nach Klängen oder Musik, Abwendung von gewohnten Zeichenausführungen (z.B. Zeichnen mit der anderen Hand oder mit den Füßen). Das „dialogische Zeichnen“ gemeinsam mit Partnern oder Gruppen erfordert Kooperation und stärkt die Fähigkeit, auch die Interessen und Ideen anderer wahrzunehmen. Kinder mit Förderbedarf machen Erfahrungen mit ihren Stärken und erkennen, dass sie die gleichen kreativen Möglichkeiten haben wie andere Kinder.

Die Autorinnen plädieren dafür, das Zeichnen und Zeichnenlernen in der Therapie von Förderkindern durch eine Vielzahl von Maßnahmen zu unterstützen und dabei auf die individuellen Belange der Kinder einzugehen. Die pädagogisch-therapeutische Zielsetzung ist, „die Bedeutung der Zeichenspur als Stimulanz für Aktivität und Ressourcen in Gestalt und Permanenz zu erleben und sie als Ausdruck der eigenen Bewegung, der eigenen Gefühle und Gedanken zu akzeptieren, um so positive Erfahrungen mit sich selbst über sich zu sammeln“.

 

Literatur

Barbara Wichelhaus, Rabea Müller: Zeichnen als kunsttherapeutische Maßnahme bei Kindern mit Förderbedarf.

In: Musik-, Tanz- und Kunsttherapie, Ausgabe 2.2018, S. 155–164. Pabst

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