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Politische Psychologie

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2018-3 (103)

Editorial
Rüdiger Nübling & Beate Muschalla

Reha-Qualitätssicherung der Deutschen Rentenversicherung: Der Strukturierte Qualitätsdialog – ein neues Instrument
Margarete Ostholt-Corsten, Susanne Weinbrenner

Bedeutung von Patient Reported Outcomes (PROs) für Qualitätssicherung/Qualitätsmanagement in der medizinischen Rehabilitation – Fortlaufendes Qualitätsmonitoring durch kontinuierliche Rehabilitandenbefragungen
Rüdiger Nübling, Udo Kaiser, David Kriz, Jürgen Schmidt

Zur Qualität des Qualitätsmanagements – Nutzung empirischer Daten für die Weiterentwicklung der Qualität von Rehabilitationseinrichtungen
Udo Kaiser, Edwin Toepler, Jürgen Renzland, Rainer Kaluscha, David Kriz, Jürgen Schmidt, Rüdiger Nübling

Zusammenhänge zwischen Nutzen der Rehabilitation aus Sicht von Hausärzten und Rehabilitanden und Erwerbsminderungsrenten: Eignen sich differentielle Effekte als Indikatoren für Ergebnisqualität?
Silke Jankowiak, Gert Krischak, Rainer Kaluscha

Nutzung von Rehabilitandenbefragungen im Rahmen externer Qualitätssicherung – Möglichkeiten und Grenzen unter Berücksichtigung der Datenqualität
Beate Muschalla

Mitarbeiterbefragungen – Wichtiger Input für das interne Qualitätsmanagement, auch in der Rehabilitation
Rüdiger Nübling, David Kriz, Udo Kaiser, Jürgen Schmidt

Die Rolle von Therapiestandards und Prozessoptimierung in der Organisationsentwicklung der psychosomatischen Rehabilitation
Wolfgang Pfeiffer, Markus Bassler

Qualität und Wirksamkeit – Gedanken zur qualitätsorientierten Steuerung in der Rehabilitation
Edwin Toepler


Reha-Qualitätssicherung der Deutschen Rentenversicherung: Der Strukturierte Qualitätsdialog – ein neues Instrument
Margarete Ostholt-Corsten, Susanne Weinbrenner

Kurzfassung
Eine qualitativ hochwertige Rehabilitation, die Menschen unterstützt möglichst lang im Erwerbsleben zu verbleiben, ist das Ziel der Deutschen Rentenversicherung (DRV).  Daher hat die Deutsche Rentenversicherung in den letzten 20 Jahren ein umfangreiches Qualitätssicherungsprogramm aufgebaut. Mit unterschiedlichen Verfahren wurden Qualitätsindikatoren sowohl zur Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität entwickelt. Einrichtungsvergleichende Berichte zu den Qualitätsindikatoren setzen wertvolle Impulse für das interne Qualitätsmanagement der Fachabteilungen und tragen damit zur Qualitätsentwicklung in der rehabilitativen Versorgung bei. Erreicht werden soll außerdem eine größtmögliche Transparenz des Leistungsgeschehens.
Dieser Artikel gibt einen Überblick über die Reha-Qualitätssicherung der DRV in der medizinischen Rehabilitation. Etablierte Instrumente, die eine qualitätsgesicherte Rehabilitation gewährleisten sollen, werden dargestellt. Aufbauend auf bewährten Instrumenten hat die DRV nun den „Strukturierten Qualitätsdialog“ eingeführt, mit dem Qualitätsergebnisse zukünftig noch stärker als bisher Berücksichtigung finden werden.

Schlüsselwörter
Reha-QS, Qualitätssicherung, Strukturierter Qualitätsdialog, medizinische Rehabilitation, qualitätsgesicherte Rehabilitation, Deutsche Rentenversicherung


Dr. Margarete Ostholt-Corsten MPH
Bereichsleiterin Reha-Qualitätssicherung, Epidemiologie und Statistik
Deutsche Rentenversicherung Bund    
Ruhrstraße 2
10704 Berlin    


Bedeutung von Patient Reported Outcomes (PROs) für Qualitätssicherung/Qualitätsmanagement in der medizinischen Rehabilitation – Fortlaufendes Qualitätsmonitoring durch kontinuierliche Rehabilitandenbefragungen
Rüdiger Nübling, Udo Kaiser, David Kriz, Jürgen Schmidt

Kurzfassung
Patient Reported Outcomes (PROs) haben nicht nur für die Rehabilitationsforschung, sondern auch für die Routine-Qualitätssicherung bzw. für das Qualitätsmanagement eine hohe Bedeutung. Mehrere aktuelle Studien weisen auf einen Zusammenhang zwischen PROs und „harten“ Daten hin. In den aktuellen QM-Systemen sowie u.a. auch im „Strukturierten Qualitätsdialog“ (SQD) der DRV spielt das Patientenurteil über die Merkmale „Reha-Erfolg“ und „Rehabilitandenzufriedenheit“ eine herausragende Rolle. Sie werden künftig als Grundlage für die Zuweisungssteuerung der Patienten in die Einrichtungen herangezogen. Für eine frühzeitige Abschätzung der Ergebnisse der externen Qualitätssicherung sowie damit auch für die zeitnahe Initiierung von Verbesserungen sind kontinuierliche interne Befragungen die Methode der Wahl. Der Beitrag beschäftigt sich vor allem mit den Möglichkeiten, aber auch den Grenzen der Qualitätsverbesserungen durch ein Routinemonitoring der Rehabilitandensicht.

Schlüsselwörter
Qualitätsmanagement, Qualitätssicherung, strukturierter Qualitätsdialog, Patienten-/Rehabilitandenbefragung, Routinemonitoring, Patient Reported Outcomes (PRO)


Meaning of Patient Reported Outcomes (PROs) for quality management in medical rehabilitation – continuous quality monitoring with patient’s reports

Abstract
Patient Reported Outcomes (PROs) are very important not only for rehabilitation research but also for routine quality assurance and quality management. Several recent studies indicate a link between PROs and „hard“ data. In the current QM systems and, among others, the „Structured Quality Dialogue“ (SQD) of the German pension insurance (Deutsche Rentenversicherung), the patient’s judgment on the characteristics „rehab success“ and „rehabilitation satisfaction“ plays a prominent role. In the future, they will be used as the basis for assigning patients to the facilities. For an early estimation of the results of the external quality assurance as well as for the timely initiation of improvements, continuous internal surveys are the method of choice. The article deals above all with the possibilities, but also the limits of quality improvements through a routine monitoring of the rehabilitation perspective.

Key words
quality management, quality assurance, structured quality dialog, patient survey, routine monitoring,
Patient Reported Outcomes (PRO)


Dr. Rüdiger Nübling
GfQG – Gesellschaft für Qualität im Gesundheitswesen
Wendtstr. 1
76185 Karlsruhe

www.gfqg.de


Zur Qualität des Qualitätsmanagements – Nutzung empirischer Daten für die Weiterentwicklung der Qualität von Rehabilitationseinrichtungen
Udo Kaiser, Edwin Toepler, Jürgen Renzland, Rainer Kaluscha, David Kriz, Jürgen Schmidt, Rüdiger Nübling

Kurzfassung
Durch die Nutzung von Qualitätsindikatoren für die Zuweisungssteuerung gewinnt das interne QMS eine zentrale Bedeutung für die Zukunftssicherung der Einrichtungen. Vor diesem Hintergrund stellt sich für die Einrichtungen verstärkt die Frage, mit welchen internen QM-Maßnahmen die externen Qualitätskennzahlen der Rentenversicherung möglichst nachhaltig in der gewünschten Richtung beeinflusst werden können.
Die gemeinsame Betrachtung von drei Datenebenen (Katamnestische Patientenbefragung, Rehabilitations-Statistik-Datenbank (RSD), Qualitätskennzahlen der Kliniken des Qualitätsverbundes) konnte in der „Reha-QS-Outcome-Studie“ erstmals realisiert werden. Für die in diesem Beitrag näher betrachteten Ergebnisse der dritten Datenebene (Qualitätskennzahlen) und deren Zusammenhang mit den beiden anderen Datenebenen, stehen Daten von insgesamt 21 Kliniken zur Verfügung. Aufgrund der Gewichtung im Rahmen der Zuweisungssteuerung wird dabei der Schwerpunkt auf die Rehabilitandenzufriedenheit und den Reha-Erfolg gelegt.
Auf der Basis der Daten des externen Qualitätssicherungsprogramms der DRV zeigt sich, dass die Verbundkliniken sowohl hinsichtlich der Rehabilitandenzufriedenheit als auch des Subjektiven Reha-Erfolgs im Durchschnitt besser abschneiden als die Referenzkliniken. Innerhalb der Verbundkliniken zeigt sich eine Heterogenität der Ergebnisse. Für Verbundkliniken mit vergleichsweise schlechteren Ergebnissen ergibt sich ein Handlungsbedarf für Qualitätsverbesserung, bei dem die Kliniken die Möglichkeit haben, von den Kliniken mit den besseren Ergebnissen zu lernen (Voneinander-Lernen, Transfer von „best practice“).
Bei der Analyse von Zusammenhänge zwischen Kennzahlen aus der internen und der externen QS der Verbundkliniken mit den Patientenangaben (Katamnese) und den Routinedaten aus der Reha-Statistik-Datenbasis der DRV (RSD) zeigen sich für den Behandlungserfolg und die Patientenzufriedenheit nach 12 Monaten vielfache Hinweise, mit welchen Merkmalen die Rehabilitandenzufriedenheit und der Reha-Erfolg assoziiert ist. Obwohl die korrelativen Zusammenhänge durch die genannten Einschränkungen (geringe Klinikanzahl, unterschiedliche Messzeitpunkte, Heterogenität interne QS-Daten) mit Vorsicht betrachtet werden müssen, bieten die Ergebnisse für die Kliniken und auch den Verbund eine Diskussionsgrundlage wie, diese für Qualitätsverbesserungen und die positive Beeinflussung der belegungsrelevanten Qualitätsindikatoren genutzt werden können.
Auf der Basis standardisierter und verbindlicher Qualitätskennzahlen stellt die Studie durch ihren multimodalen Ansatz eine Möglichkeit für ein umfassendes Qualitätsmonitoring, für die Ausgestaltung des internen QMS, deren Nutzung für Qualitätsverbesserungen und insbesondere für den Nachweis der Ergebnisqualität dar. Um das Potenzial derartiger Studien nutzen zu können besteht jedoch die Notwendigkeit einer verbundübergreifenden Standardisierung, Harmonisierung und Verbindlichkeit der Qualitätskennzahlen.

Schlüsselwörter
Outcome, Qualitätssteuerung, Qualitätsmanagement, Qualitätssicherung


Quality of quality management – Use of empirical data for development of rehabilitation quality

Abstract
By using quality indicators for assignment control, the internal QMS gains a central importance for safeguarding the future of the rehabilitation clinics. Against this backdrop, the institutions increasingly ask themselves which internal QM measures can be used to influence the external quality indicators of pension insurance as sustainably as possible in the desired direction.
The joint consideration of three data levels (Catamnestic Patient Survey, Rehabilitation Statistics Database (RSD), Quality Ratios of the Clinics of the Quality Association) could be realized for the first time in the „Rehab QS Outcome Study“. In this article, data from a total of 21 clinics are available for the results of the third data level (quality indicators) and their relationship to the other two data levels. Due to the weighting in the context of allocation control, the emphasis is placed on the satisfaction with the rehabilitation and on the rehab success.
Based on the data of the external quality assurance program of the DRV it can be seen that on average, the collaborative hospitals perform better than the reference clinics in terms of both the satisfaction with the rehab and the subjective rehabilitation success. Heterogeneous results are found within the collaborative hospitals. For collaborative clinics with comparatively poorer outcomes, there is a need for action to improve quality, allowing them to learn from clinics with better outcomes (mutual learning, best practice transfer).
The analysis of interrelationships between internal and external QS of the collaborative clinics with patient information (catamnesis) and routine data from the rehab statistics database of the DRV (RSD) show that the success of treatment and the patient satisfaction after 12 months is associated with multiple indications of the characteristics associated with rehabilitation satisfaction and rehab success. Although the correlations must be interpreted with caution due to the mentioned limitations (low number of clinics, different times of measurement, heterogeneity of internal QA data), the results offer the clinics and also the quality network a basis for discussion for how to use them for quality improvement and for the improvement of the positive influence on occupancy-relevant quality indicators.
Based on standardized and binding quality indicators, the multimodal approach of the study provides an opportunity for comprehensive quality monitoring, for the design of the internal QMS, their use for quality improvements and, in particular, for the proof of the quality of the results. However, to exploit the potential of such studies there may be a need for cross-standardization, harmonization and commitment of quality indicators.

Key words
Outcome, quality control, quality management, quality assurance


Dr. Udo Kaiser
GfQG - Gesellschaft für Qualität im Gesundheitswesen GbR
Wendtstr. 1
76185 Karlsruhe

www.gfqg.de


Zusammenhänge zwischen Nutzen der Rehabilitation aus Sicht von Hausärzten und Rehabilitanden und Erwerbsminderungsrenten: Eignen sich differentielle Effekte als Indikatoren für Ergebnisqualität?
Silke Jankowiak, Gert Krischak, Rainer Kaluscha

Kurzfassung
Ziel der Untersuchung war es, Zusammenhänge zwischen der subjektiven Nutzenbewertung der Rehabilitation und dem Risiko einer Erwerbsminderungsrente (EM-Rente) zu prüfen. Hierdurch sollten die subjektiven Einschätzungen des Rehabilitationserfolgs durch Hausarzt und Rehabilitand objektiviert und Hinweise auf die Wirksamkeit der Rehabilitation erhalten werden.
Den Analysen wurden Angaben von Hausärzten zum Rehabilitationserfolg, die unmittelbar nach der Rehabilitation erhoben wurden, sowie Rehabilitandenangaben zum Behandlungsergebnis, die ca. ein bis zwei Jahre nach Rehabilitationsende erfasst wurden, zugrunde gelegt. Routinedaten (Reha-Statistik-Datenbasis - RSD) der Deutschen Rentenversicherung Baden-Württemberg (DRV BW) lieferten objektive Daten zum Erwerbsstatus.
In die Analysen wurden Rehabilitanden der DRV BW im erwerbsfähigen Alter eingeschlossen, die in den Jahren 2010 bzw. 2011 ein Heilverfahren für chronisch Kranke in Anspruch nahmen.
Auf Basis von Proportional-Hazard-Modellen (Cox-Regressionen) wurde das Risiko einer EM-Rente („Antrag auf EM-Rente“, „bewilligte EM-Rente“) je nach subjektiver Bewertung des Rehabilitationserfolgs bestimmt. Anhand der ermittelten Risiken wurde eine Hochrechnung zur Einschätzung der gesellschaftlichen Bedeutung der Rehabilitation vorgenommen.
Sowohl die unmittelbar nach der Rehabilitation erfolgte Beurteilung des Rehabilitationserfolgs durch den Hausarzt als auch die retrospektive Einschätzung des Behandlungsergebnisses durch den Rehabilitanden spiegelte sich im Risiko einer EM-Rente wider. So besteht eine deutlich schlechtere Erwerbsprognose, wenn das Rehabilitationsergebnis negativ eingeschätzt wurde, d.h. Rehabilitanden nicht von der Maßnahme profitieren konnten. Eine Hochrechnung auf Basis differentieller Effekte lässt bei generellem Verzicht auf Rehabilitationsmaßnahmen eine Verdreifachung der EM-Renten vermuten.
Der Zusammenhang zwischen der subjektiven Nutzenbewertung und der Erwerbsprognose stützt die Annahme, dass anhand subjektiver Angaben zum Behandlungserfolg belastbare Aussagen über die Ergebnisqualität getroffen werden können.
Aufgrund der medizinischen Expertise und klinischen Erfahrung kommt insbesondere der hausärztlichen Nutzenbewertung ein besonderes Gewicht bei der Einschätzung von Rehabilitationseffekten zu. Ihre überwiegend positive Bewertung kann als Beleg für den Nutzen der Rehabilitation interpretiert werden.

Schlüsselwörter
Erwerbsminderungsrente, subjektive Nutzenbewertungen, patient reported outcomes, Ergebnisqualität


Relations between subjective judgements of treatment benefits by both patients and their family doctors and early retirement due to health problems: are differential effects situated as indicators for quality of result?

Abstract
This study aims at finding relations between subjective judgements of treatment benefits by both patients and their family doctors and early retirement due to health problems, i.e. applying for disability pension. Thus, subjective judgements should be compared to another criterion and information on benefits of rehabilitation treatments should be gathered.
Patients judged benefits of rehabilitation treatments from their point of view one to two years after. Their family doctors gave judgements on patients’ first visit after rehabilitation. The local statutory pension insurance (Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg) provided routine data on work status and retirement.
Participants were members of the workforce with chronic diseases who underwent rehabilitation in 2010 or 2011.
Cox proportional hazards models were applied to estimate the risk for disability pensions with respect to subjective judgements of treatment benefits. Results allowed a projection of the importance of rehabilitation benefits for society.
Judgement of family doctors as well as judgements of patients had a clear impact on the risk of disability pensions. Higher benefits correspond to lower risks. A projection using differential effects hints on an increase of disability pensions by a factor three, if rehabilitation treatments didn’t take place.
The correlation of subjective judgements (i.e. patient and physician reported outcomes) with disability pensions supports the assumption that subjective judgements are valuable for evaluating outcome quality.
Especially the judgements of family doctors are important when evaluating rehabilitation benefits. Their mostly positive judgements give evidence for positive effects of rehabilitation treatment.

Keywords
Disability pension, subjective benefit, patient reported outcomes, outcome quality


Dr. Rainer Kaluscha
Institut für Rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universität Ulm
(IFR Ulm)
Am Kurpark 1
88422 Bad Buchau


Nutzung von Rehabilitandenbefragungen im Rahmen externer Qualitätssicherung – Möglichkeiten und Grenzen unter Berücksichtigung der Datenqualität
Beate Muschalla

Kurzfassung
Für die Rehabilitation besteht ein gesetzlicher Auftrag zur vergleichenden Qualitätssicherung durch die Rehabilitationsträger (§ 37 SGB IX). Die Deutsche Rentenversicherung hat Qualitätskriterien definiert, die in Rehakliniken flächendeckend zu diesem Zweck beobachtet werden. In diesem Beitrag wird ein zentrales Instrument dieser externen Qualitätssicherung - die Rehabilitandenbefragung – aus klinisch-methodischer Sicht diskutiert.
Nach medizinischen Rehabilitationsbehandlungen (§ 42 SGB IX) werden routinemäßig zufällig ausgewählte Patienten von den Leistungsträgern angeschrieben und gebeten einen standardisierten Fragebogen zu ihrem Rehabilitationsaufenthalt auszufüllen. Hierbei wird erfragt, welche Behandlungen der Patient erfahren hat, mit welchen Behandlern er Kontakt hatte, ob Rehabilitationsziele subjektiv erreicht worden sind und wie der Patient den Aufenthalt insgesamt erlebt hat und bewertet. Methodisch handelt es sich hierbei um sogenannte Beobachtungsdaten. Es stellt sich die Frage, für welchen Zweck Daten aus den Rehabilitandenbefragungen im Hinblick auf die externe Qualitätssicherung medizinischer Rehabilitation verwendet werden können, und wo die Grenzen der Verwendbarkeit liegen.
Aufgrund der Heterogenität dessen was „Qualität medizinischer Rehabilitation“ im Einzelnen mitdefiniert (unterschiedliche Rehasettings, Indikationen, Patientenklientel, Versorgungsprofile der Kliniken) kann es zum Zweck der Steuerung keine Globaloperationalisierung einer „guten Klinik“ geben.
Grundsätzlich sind für unterschiedliche Ziele und Beobachtungsaufgaben unterschiedliche Beobachtungsinstrumente erforderlich. Es ist im Rahmen der Qualitätssicherung der medizinischen Rehabilitation insbesondere zwischen Beobachtung zum Zwecke von Berichterstattung (Public Reporting) und Beobachtung zur (Belegungs)Steuerung von Kliniken zu unterscheiden.
Wenn Rehabilitandenbefragungsdaten nicht im Sinne einer Abbildung von Qualität medizinischer Rehabilitationsbehandlung (d.h. komplexer Diagnostik- und Behandlungsaktivitäten, vgl. § 42 SGB IX) valide sind, ist ihre unmittelbare Verwendung als Benchmarking- oder gar Steuerungsinstrument ausgeschlossen. Sie können jedoch genutzt werden als Screening für besondere Auffälligkeiten: Beispielsweise kann man sich die Kliniken mit erhöhtem Anteil an Unzufriedenen ansehen und im Rahmen von Beobachtung und Exploration vor Ort (Visitationen, Strukturierter Qualitätsdialog SQD) herausfinden, was das Problem ist. Aussagen darüber, ob in Kliniken „medizinische Rehabilitation“ (§ 42 SGB IX), d.h. Diagnostik und Behandlung(skoordination) für die jeweiligen individuellen Patienten, lege artis durchgeführt wird, sind nur im Rahmen von Visitationen (durch Therapeuten und Ärzte der jeweiligen Indikation) und direkter Beobachtung in der Klinikroutine möglich.

Schlüsselwörter
Qualitätssicherung, Qualitätsmanagement, Steuerung, Benchmarking, Rehabilitandenbefragung


Nutzung von Rehabilitandenbefragungen im Rahmen externer Qualitätssicherung – Möglichkeiten und Grenzen unter Berücksichtigung der Datenqualität

Abstract
Some weeks after inpatient rehabilitation treatment in Germany, patients are invited to fill in a questionnaire on their perception and satisfaction with the rehabilitation treatment. This procedure has been established due to the need of extern quality assurance by the payers (e.g. the German Federal Pension Agency) according to social law SGB IX § 37. These patient reported outcomes and perceptions are included in the extern quality assurance system by the German Federal Pension Agency. The question is: What do these observation data mean, what can be concluded from them in respect to quality of medical rehabilitation, and where are limitations?
Due to the heterogeneity of “quality of medical rehabilitation” (different rehabilitation settings, patient clientele, indications, profiles of clinics), a global operationalization of a “good rehabilitation clinic” is not possible.
Different instruments are necessary for different goals. It must be differentiated between observation for advertising on the one hand, and observation for benchmarking and controlling on the other hand.   
When patient reported outcomes are lacking reliability and validity, they cannot be used for purposes of benchmarking and controlling. Patient reported outcomes may be used as a screening for special abnormalities. For example, the 5% of clinics with highest patients’ dissatisfaction could be visited or consulted and problem solving processes may be initiated: pension agency and clinicians might discuss the conditions of the respective clinic and if necessary find the problem and specific problem solutions. Judgments whether diagnostics, treatment and treatment coordination is correct (this is quality assurance in medical rehabilitation) can only be done by observation in the clinical routine. This observation should be done by visitations by specialists (physicians and therapists) of the respective medical indication.

Keywords
Quality assurance, quality management, controlling, benchmarking, patient reported outcomes, PRO


Prof. Dr. Beate Muschalla
Psychologische Psychotherapeutin
Technische Universität Braunschweig
Psychotherapie und Diagnostik
Humboldtstraße 33
38106 Braunschweig


Mitarbeiterbefragungen – Wichtiger Input für das interne Qualitätsmanagement, auch in der Rehabilitation
Rüdiger Nübling, David Kriz, Udo Kaiser, Jürgen Schmidt

Kurzfassung
Mitarbeiter/-innen stellen die zentrale Ressource in Dienstleistungsunternehmen und damit die wichtigste Grundlage für den langfristigen Unternehmenserfolg dar. Regelmäßige Befragungen zu Arbeitszufriedenheit, wie auch zu Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität, liefern einen wichtigen Input für das interne Qualitätsmanagement und die Unternehmensleitung. Mitarbeiterbefragungen stellen per se einen Eingriff in die Unternehmensorganisation dar, der verschiedenartige Auswirkungen evozieren kann. Im Folgenden wird dargestellt, was bei der Initiierung und Etablierung von Mitarbeiterbefragungen bedacht werden sollte, damit Fehlentwicklungen vermieden und optimale Veränderungsentwicklungen initiiert und verstetigt werden können.

Schlüsselwörter
Mitarbeiterbefragung, Qualitätsmanagement, Arbeitszufriedenheit, Betriebsklima, Führung, Reha-Team, Organisationspsychologie


Employee surveys – Important input for intern quality management in medical rehabilitation

Abstract
Employees represent the central resource in service companies and thus the most important basis for the long-term (economic) success. Regular surveys on job satisfaction as well as on structure, process and outcome quality provide important input for internal quality management and company management. Employee surveys are per se an interference in the corporate organization, which can evoke various effects. The following paper describes what should be considered when initiating and establishing employee surveys, so that undesirable developments can be avoided and optimal changes in development initiated and strengthened.

Keywords
employee surveys, quality management, job satisfaction, team climate, leadership, team, organization psychology


Dr. Rüdiger Nübling
GfQG – Gesellschaft für Qualität im Gesundheitswesen
Wendtstr. 1
76185 Karlsruhe

www.gfqg.de


Die Rolle von Therapiestandards und Prozessoptimierung in der Organisationsentwicklung der psychosomatischen Rehabilitation
Wolfgang Pfeiffer, Markus Bassler

Kurzfassung
Die Organisationsentwicklung in der psychosomatischen Rehabilitation ist auf zwei Ebenen  durch Neueinführungen gekennzeichnet, die auf eine Qualitätsverbesserung zielen: Als evidenzbasierte Therapievorgabe wurden die Reha-Therapiestandards Depressive Störungen verbindlich eingeführt, die in elf Therapiemodulen geeignete therapeutische Leistungen aufführen. Für diese sind Mindestquoten der Erfüllung definiert. Zwei Module beziehen sich auf die Psychotherapie im engeren Sinne. Auf betriebswirtschaftlich-ökonomischer Ebene wer  den Prozessoptimierungen durchgeführt, die über das etablierte QM-System hinausreichen und unter Effizienzgesichtspunkten Personalbemessungen durchführen. Beide Bereiche – die Therapievorgaben wie auch die Prozessoptimierung – werden einer kritischen Analyse unterzogen. Limitierungen aus therapeutischer Perspektive werden aufgezeigt und therapeutisch gebotene Erfordernisse benannt.
Aus der Verknüpfung beider Ebenen resultieren noch weiterreichende Konsequenzen für die Therapiegestaltung in der Rehabilitation. Die Mindestvorgaben der Therapiestandards werden unter dem Gebot der betriebswirtschaftlichen Sparsamkeit zu Maximalleistungen. Dies impliziert als Konsequenz rigide Vorgaben, Reglementierung und damit Verlust an therapeutisch gebotenem Entscheidungsspielraum für die Therapien, ferner eine hochstrukturierte Verplanung der therapeutisch Handelnden. Dies wird weder der Kompetenz noch dem erforderlichen Handlungs- und Gestaltungsrahmen der Therapeuten gerecht. Verschiedene Aspekte einer dringend erforderlichen Flexibilität der Therapieführung werden dargelegt, so z.B. der Umgang mit Zielkonflikten, die ein individualisiertes therapeutisches Prozedere erfordern. Diese Entwicklung wird in Kontrast gesetzt zu modernen Konzepten der Organisations- und Arbeitspsychologie, die – jenseits der Formalisierung – die Impulsgeber für Ergebnisqualität, Stresslimitierung und Mitarbeitergesundheit erforscht hat. Neben den vertrauten Top-down-Maßnahmen der Organisationsführung gewinnen nunmehr vom proaktiv handelnden Mitarbeiter ausgehende Strategien der Selbstregulierung im Sinne von Bottom-up-Maßnahmen herauszuhebende Bedeutung.

Schlüsselwörter
Psychosomatische Rehabilitation, Reha-Therapiestandards (RTS) Depression, Prozessoptimierung, Qualitätssicherung


Therapy standards and process optimization in organization development in psychosomatic rehabilitation – a critical analysis

Abstract
There are two new developments in organizational development in psychosomatic rehabilitation: rehabilitation therapy standards, and process optimization. Both have significant consequences for therapy in rehabilitation clinics. The demands for “minimum of therapy x” are (due to perceived economic pressure) interpreted as “maximum” demands. Consequences are rigid reglementation, loss of therapeutically necessary decision latitudes, highly structured planning with therapeutical resources. This does not meet the needs of therapy which requires invidual indication decisions in each single case.
Alternatively to the top-down management processes, modern organizational psychology has shown impulses for stress limitation, quality assurance and employee health. Thereby the focus is on proactivity of employees and self-regulation systems, i.e. bottom-up processes.

Keywords
Psychosomatic rehabilitation, therapy standards (RTS), process optimization, quality management


Dr. phil. Wolfgang Pfeiffer
Psychologischer Psychotherapeut, Leitender Psychologe
Rehazentrum Oberharz
Schwarzenbacher Str. 19
38678 Clausthal-Zellerfeld


Qualität und Wirksamkeit – Gedanken zur qualitätsorientierten Steuerung in der Rehabilitation
Edwin Toepler

Kurzfassung
Der breite gesundheitspolitische Konsens, Qualitätsdaten stärker als Steuerungsinstrument zu nutzen, macht eine Beschäftigung mit der Wirksamkeit von gesundheitlichen Leistungen erforderlich. Der vorliegende Beitrag stellt einige Ansätze vor, Qualität als Wirksamkeit zu definieren, und unternimmt eine erste Übertragung auf den Bereich der medizinischen Rehabilitation. Er schlägt vor, die externe Qualitätssicherung um die Kategorie des Outcomes, verstanden als mittelfristige Wirksamkeit in Bezug auf die gesetzlichen Ziele, zu ergänzen. Relevant erscheint, dass die Qualitätsdaten auf den Ebenen der Leistungsempfänger (Wunsch- und Wahlrecht der Patienten), der Leistungsträger (Belegungs- und Vergütungssteuerung) und Leistungserbringer (internes Qualitätsmanagement) im Sinne einer effizienz- und effektivitätsorientierten Steuerung genutzt werden können.

Schlüsselwörter
Qualitätsorientierte Steuerung, Wirksamkeit, Qualitätssicherung, Qualitätsmanagement


Quality and effectiveness - quality-oriented management in rehabilitation

Abstract
The broad consensus on health policy to use quality as a steering instrument leads to the question how to define and measure quality. This paper presents some approaches to define quality as efficacy and makes a first transfer to the field of medical rehabilitation. It proposes that external quality assurance should be supplemented with the category of outcome, understood as a medium-term efficacy in terms of statutory objectives.
It seems relevant that the quality data can be used at the levels of the service recipient (patients’ right to request and choose), the funding agency (occupancy and payment) and the service provider (internal quality management).

Keywords
Quality oriented control, effectiveness, quality assurance, quality management


Prof. Dr. Edwin Toepler
Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
Fachbereich Sozialpolitik und Soziale Sicherung
Campus Hennef
53773 Hennef


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