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Mit Kunst zu besseren Schulleistungen: Kunstpsychotherapie bei Jugendlichen mit Borderline-Störung erfolgreich

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung äußert sich durch eine gestörte Emotionsregulation, starke Stimmungsschwankungen, durch Selbstwertprobleme und sogar Selbstverletzungen. Bei betroffenen Jugendlichen führen die Symptome nicht nur zu Problemen in zwischenmenschlichen Beziehungen, sondern schränken auch die schulischen Leistungen ein. Weil pädagogische Mittel oft nicht greifen, untersuchte die Psychotherapeutin Lony Schiltz (Luxemburg) die Auswirkungen kunsttherapeutischer Interventionen auf die intellektuellen und imaginären Leistungen von jugendlichen Borderline-Patienten. Die Studie wurde veröffentlicht im Sammelband „Das Eigene und das Fremde“, herausgegeben von Daniel Sollberger, Erik Boehlke und Ulrich Kobbé.

Wenn die Diagnostik eine Boderline-Problematik im Jugendalter aufzeigt, heißt es, schnell zu handeln. In Folge einer „tertiären Prävention“ ist es nämlich noch möglich, die Manifestierung der Krankheit im Erwachsenenalter zu verhindern. Kern dieser frühzeitigen Therapie ist die Überwindung der intellektuellen und imaginären Hemmung und damit auch das Ziel, die schulischen Leistungen auf die Ebene zu bringen, die dem eigentlichen intellektuellen Potenzial entspricht.

Schiltz führte im Rahmen der tertiären Prävention eine multimodale Kunstpsychotherapie über einen Zeitraum von zwei Jahren an jugendlichen Borderline-Patienten durch. Diese führt zu einer imaginären und symbolischen Verarbeitung der destruktiven Phantasieinhalte und kann so die aggressiven Impulse sowie Angst- und Schuldgefühle erleichtern. Darüber wird dann auch die Verbesserung der schulischen Leistungen erreicht. Die Klinische Psychologin kombinierte wöchentliche kunstpsychotherapeutische Einzelsitzungen mit ebenfalls wöchentlichen musiktherapeutischen Gruppensitzungen. In den Einzeltherapien wurden vorrangig der musikalische Ausdruck (musikalische Improvisation) sowie der literarische Ausdruck (Schreiben von Geschichten unter musikalischer Induktion) geübt. Die verbale Verarbeitung erfolgte in kognitiv-psychodynamischer Perspektive.

Die Ergebnisse waren erfreulich: Schiltz konnte eine signifikante Verbesserung in der imaginativen und symbolischen Verarbeitung der aggressiven Impulse feststellen. Das dadurch verminderte Bedürfnis zur Ausagierung bzw. Somatisierung der Aggression hob außerdem die Hemmung im Bereich des Denkens und der Gefühle zu großen Teilen auf.

Schiltz macht klar, dass nun vor allem Klinische Psychologen im Rahmen der Schule gefordert sind: Starke Verhaltens- und Stimmungsschwankungen bei Jugendlichen müssen als Warnzeichen früh erkannt werden, um mit der so wichtigen tertiären Prävention noch Schlimmeres verhindern zu können. Da die Kunstpsychotherapie häufig sehr gut von Jugendlichen angenommen werde, solle sie als zentrale Methode dieser Prävention verstärkt eingesetzt werden – die Erfolge sprechen für sich.

 

Lony Schiltz (2017). Das Fremde in mir: Kunstpsychotherapeutische Behandlung jugendlicher Borderline-Patienten.

In D. Sollberger, E. Boehlke & U. Kobbé (Hrsg.), Das Eigene und das Fremde(S. 205–216).

Pabst, 305 Seiten, ISBN 978-3-95853-358-5

 

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