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Politische Psychologie

Bisher erschienen

2018-1

PolPsy 1-2018

Inhaltsverzeichnis

 

Schwerpunktthema: Politische Ideologien Herausgeber:
Axel M. Burger, Constanze Beierlein & Siegfried Preiser

 

Die psychologische Relevanz politischer Ideologien – Editorial zur Themenausgabe „Politische Ideologien“
Axel M. Burger, Constanze Beierlein & Siegfried Preiser

 

„Dieses Land braucht mehr Prävention“ - Prävention und Intervention gegen terroristischen Islamismus
Ahmad Mansour/Christa Schaffmann

 

Die Radikale Rechte - Vorschläge zu einer zeitgemäßen Konzeptionalisierung und Analyse
Britta Schellenberg

 

Motivational bases of cultural and economic conservatism and consequences for the debate on the refugee crisis
Silke Eschert, Judith Knausenberger & Michael Diehl

 

Psychologische Unterschiede zwischen Konservativen und Liberalen: Eine kritische Würdigung
Thomas Kessler & Jutta Proch

 

Der Einfluss der Persönlichkeit auf die individuelle Veränderung von ideologischen Orientierungen – Eine Analyse mit SOEP-Daten
Anja Mays & Steffen Kühnel

 

Zionismus – Zwischen politischer Ideologie und nationaler Bewegung
Ann-Kathrin Biewener

 

Die Leere der Optimierung – Versuch über eine Ideologie ohne Idee
Florian Heßdörfer

 

The Role of Implicit Attitudes in Structuring Perceived Candidate Images in Electoral Campaigns
David Johann, Kathrin Thomas & Colin Tucker Smith

 

Selbstakzeptanz und Autoritarismus: Ein empirisches Plädoyer für die Wiedereinführung einer psychodynamischen Komponente in die Autoritarismusforschung
Klaus Boehnke, Lena Kornyeyeva & Regina Arant

 

Mitteilungen
Petia Genkova – Neue Mitherausgeberin der Zeitschrift

 


Die Radikale Rechte - Vorschläge zu einer zeitgemäßen Konzeptionalisierung und Analyse
Britta Schellenberg

 

Zusammenfassung
Der Artikel nimmt eine zeitgemäße Bestimmung der radikalen Rechten vor und analysiert ihr Bedrohungspotential für die liberale, plurale und demokratische Gesellschaft. Zunächst werden hergebrachte Begriffe und Konzepte der wissenschaftlichen und staatlichen Analyse kritisch reflektiert. Anschließend werden Ergebnisse von Einstellungsuntersuchungen und Manifestationen im Deutschland der Gegenwart präsentiert und ihre Veränderungen im zeitlichen Verlauf markiert. Zudem werden Schwierigkeiten der staatlichen Problembearbeitung dieser ideologischen Kriminalität benannt. Es wird erörtert, inwiefern Diskriminierung und rassistische Gewalt
eine besondere Gefahr für den gesellschaftlichen Frieden und die Sicherheit darstellen. Ausgehend von den Befunden werden zeitgemäße Ansätze zur Konzeptionalisierung und Analyse des Phänomens vorgeschlagen und neue Forschungsperspektiven diskutiert.

 

Schlüsselwörter: Rechtsradikalismus, Rechtsextremismus, Salafismus, Populismus, Rassismus, Diskriminierung, Hate Crime, Gewalt, Terrorismus, NSU, Ungleichwertigkeit, Ideologie, politisch, religiös, Einstellungen, Manifestation, Pluralismus, Demokratie, Staat, Deutschland

 

 

The radical right - Propositions for a contemporary conceptualization and analysis

 

Abstract
The article suggests an up-to-date definition of the radical right and its potential threat to a liberal, pluralistic and democratic society. In a first step, traditional terms and concepts of scientific and state analysis are critically reflected upon. Then, results of attitude surveys in contemporary Germany and manifestations of the radical right are examined and current trends portrayed. Furth er, problems for the state in handling this ideologically rooted crime are scrutinized. It is argued that discrimination and racist violence is posing a special risk to social peace and security. Based on these findings, an up-to-date approach for conceptualizing and analysing the phenomena is proposed and new research perspectives are discussed.

 

Keywords: Right-wing radicalism, right-wing extremism, Salafism, populism, racism, discrimination, hate crime, violence, terrorism, NSU, inequality, ideology, political, religious, attitudes, manifestations, pluralism, democracy, the state, Germany

 

 

Dr. Britta Schellenberg

 

 


Motivational bases of cultural and economic conservatism and consequences for the debate on the refugee crisis
Silke Eschert, Judith Knausenberger & Michael Diehl

 

Abstract
In two correlational studies (N = 112 and N = 210) we tested the assumption that cultural and economic conservatism should correspond to the two value dimensions defined by Schwartz (1994). We also surveyed participants’ attitudes on the refugee crisis. Results confirmed differential relationships between values and dimensions of conservatism but some overlap was also observed. Similarly, cultural conservatism was more strongly related to security concerns and a fear of a loss of values caused by an influx of refugees but both economic and cultural conservatism were related to economic concerns and lacking sympathy for the suffering of refugees.

 

Keywords: cultural conservatism, economic conservatism, basic human values, political attitudes, refugee crisis

 

 

Motivationale Grundlagen von kulturellem und ökonomischem Konservatismus und Konsequenzen für die Debatte zur Flüchtlingskrise

 

Zusammenfassung
In zwei korrelativen Studien (N = 112 und N = 210) wurde die Annahme überprüft, dass zwei Dimensionen politischen Konservatismus – kultureller und ökonomischer Konservatismus – mit den beiden Wertedimensionen von Schwartz (1994) differenziell zusammenhängen. Auch Einstellungen zur Flüchtlingskrise wurden erhoben. Die Annahme differenzieller Zusammenhänge wurde durch die Ergebnisse weitgehend bestätigt. Allerdings wurden auch Überlappungen beobachtet. In ähnlicher Weise hing kultureller Konservatismus stärker mit Sicherheitsbedenken und einem befürchteten Werteverlust durch den Zuzug von Flüchtlingen zusammen. Sowohl kultureller als auch ökonomischer Konservatismus ging hingegen mit wirtschaftlichen Bedenken und mangelndem Mitgefühl Flüchtlingen gegenüber einher.

 

Schlüsselbegriffe: kultureller Konservatismus, ökonomischer Konservatismus, grundlegende menschliche Werte, politische Einstellungen, Flüchtlingskrise

 

 

Dr. Silke Eschert
Sozialpsychologie und Politische Psychologie
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Olshausenstr. 40
24098 Kiel
eschert@psychologie.uni-kiel.de

 

Dipl.-Psych. Judith Knausenberger
Arbeitseinheit Sozialpsychologie
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Fliednerstr. 21
48149 Münster
judith.knausenberger@uni-muenster.de

 

Prof. Dr. Michael Diehl
Fakultät für Sozialwissenschaften
Universität Mannheim A5, 6
68131 Mannheim

 

 


Psychologische Unterschiede zwischen Konservativen und Liberalen: Eine kritische Würdigung
Thomas Kessler & Jutta Proch

 

Zusammenfassung
Die Forschung der politischen Psychologie zeigt konsistente psychologische Unterschiede zwischen Liberalen und Konservativen auf. Obwohl diese Befunde weitgehend akzeptiert sind, argumentieren wir, dass einige der Ergebnisse auf unzureichendes Stimulussampling zurückzuführen sind. Wir entwickeln ein allgemeines Argument, das die Probleme zeigt, die durch unzureichendes Stimulussampling bei der Erfassung interindividueller Unterschiede entstehen können. Danach zeigen wir anhand einzelner Studien mit hinreichendem Stimulussampling, dass angenommene Unterschiede zwischen Liberalen und Konservativen weniger gesichert
sind, als die Literatur vorgibt.

 

Schlüsselbegriffe: Stimulussampling, interindividuelle Unterschiede, politische Ideologie

 

 

Psychological differences between conservatives and liberals: A critical acclaim

 

Abstract
Political psychology has demonstrated consistent psychological differences between liberals and conservatives. Although widely accepted, we challenge the assumption of psychological differences because previous research used insufficient stimulus sampling. We develop a general argument indicating the difficulties of assessing inter-individual differences with insufficient stimulus sampling. Finally, we present some examples studies showing that with sufficient stimulus sampling the assumption of individual differences between liberals and conservatives is less founded than the literature suggests.

 

Keywords: stimulus sampling, inter-individual differences, political ideology

 

 

Thomas Kessler
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Lehrstuhl für Sozialpsychologie
Humboldtstr. 26
Thomas.Kessler@uni-jena.de

 

 


Der Einfluss der Persönlichkeit auf die individuelle Veränderung von ideologischen Orientierungen – Eine Analyse mit SOEP-Daten
Anja Mays und Steffen Kühnel

 

Zusammenfassung
Auf Basis latenter Wachstumskurvenmodelle (LCM) und Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) aus den Jahren 2005, 2009 und 2014 untersucht der Artikel, ob und inwieweit Stabilität und Veränderungen der ideologischen Orientierungen durch Persönlichkeitsmerkmale beeinflusst werden Die statistischen Analysen zeigen, dass die ideologische Orientierung über den Untersuchungszeitraum von 9 Jahren im Aggregat recht stabil ist, während es gleichzeitig auf der Ebene der einzelnen Personen deutliche Veränderung sowohl nach links wie nach rechts gibt. Die Veränderung der ideologischen Orientierungen wird von zwei Persönlichkeitsmerkmalen beeinflusst: Sowohl zunehmende emotionale Instabilität (Neurotizismus) als auch zunehmende Verträglichkeit führen im Untersuchungszeitraum zu einem (leichten) Drift nach rechts.

 

Schlagworte: Ideologie, ideologische Orientierung, Links-Rechts-Selbsteinstufung, BIG FIVE, SOEP, Latente Wachstumskurvenmodelle

 

 

The Impact of Personality on the Change of Ideological Orientations – An Analysis based on the GSOEP

 

Abstract
Latent growth curve models (LCM) based on the German Socio-Economic Panel (GSOEP) in 2005, 2009 and 2014 are used to investigate the impact of personality (BIG FIVE) on stability and change of ideological orientations. However, on the aggregate level ideological orientation is relatively stable over the nine years period, at the individual level there are changes in the ideological attitudes to both left and right directions. Conscientiousness and extraversion are associated with more conservative (right) attitudes while agreeableness and openness lead to more liberal (left) attitudes. Emotional instability (neuroticism) and agreeableness have small but significant influences on the change of ideology.

 

Keywords: Ideology, Ideological Orientations, Left-Right Self-Placement, BIG FIVE, GSOEP, Latent Growth Curve Models

 

 

Anja Mays
Institut für Politikwissenschaften
Platz der Göttinger Sieben 3
37073 Göttingen
anja.mays@sowi.uni-goettingen.de

 

Steffen Kühnel
Methodenzentrum Sozialwissenschaften
Goßlerstraße 19
37073 Göttingen
steffen.kuehnel@sowi.uni-goettingen.de

 

 


Zionismus – Zwischen politischer Ideologie und nationaler Bewegung
Ann-Kathrin Biewener

 

Zusammenfassung
Der Zionismus gilt als leitende politische Ideologie der jüdischen Nationalbewegung. Ende des 19. Jahrhunderts war der Zionismus die Antwort auf die zunehmende Judenfeindlichkeit in Europa. Bis heute ist der Zionismus die vorherrschende politische Ideologie in Israel. Viele politische Entscheidungen werden auf Grundlage der zionistischen Ideologie gerechtfertigt. Nicht selten wird der zionistische Begriff auch von radikalen Kräften zur Umsetzung ihrer Ziele entfremdet. Doch auch die frühe Spaltung der zionistischen Bewegung ist bis heute in der israelischen Gesellschaft sichtbar. So wird in der israelischen Gesellschaft die Frage nach Post- oder Neozionismus, nach Tauben oder Falken gestellt, auch wenn häufig dabei die heutige Bedeutung des Zionismus für den Staat verkannt wird.

 

Schlüsselbegriffe: Zionismus, Israel, Judentum, Ideologie, Staatsverständnis

 

 

Zionism – Between political ideology and national movement

 

Abstract
For the Jewish national movement Zionism was the dominant political ideology. End of the 19th century Zionism was an answer to the increasing anti-Semitism in Europe. Until today Zionism is the dominant political ideology in Israel. The division of the Zionist movement is still visible in the current Israeli society. Based on Zionism political decisions are legitimated and radical forces misuse Zionism for the implementation of their aims. Debates about Postzionism or Neozionism, dove or hawk are ongoing in the Israeli society, although the real importance of Zionism for the state is often misunderstood.

 

Key words: Zionism, Israel, Judaism, ideology, understanding of the state

 

 

Ann-Kathrin Biewener
Universität Potsdam
biewener@uni-potsdam.de

 

 


Die Leere der Optimierung – Versuch über eine Ideologie ohne Idee
Florian Heßdörfer

 

Zusammenfassung
Häufig verweist der Begriff der Ideologie auf die Weltsicht der Anderen. Neben dieser Tendenz zur Fremdzuschreibung kann Ideologie – in Anknüpfung an die Arbeiten Louis Althussers – auch als jener Zusammenhang begriffen werden, der die funktionierende Passung zwischen den Verhältnissen und den diese Verhältnisse wahrnehmenden Subjekten herstellt. Gelingende ideologische Verhältnisse äußern sich deshalb in der Evidenz, die sie umgibt: ‚So ist es!‘ lautet das Heureka der Ideologie. Neben tradierte ideologische Ideen ist mittlerweile eine neue getreten, die sich kaum als solche zu erkennen gibt: die der Optimierung. In ihrer inhaltlichen Unterbestimmtheit markiert sie eine Funktionslogik, die sich weniger an expliziten Idealen orientiert als an der formalen Figur permanenter Steigerung. In einer exemplarischen Analyse der Arbeiten Hugo Münsterbergs wird diese Figur im Horizont der Geschichte der Psychologie rekonstruiert und entscheidende Elemente des Optimierungsdispositivs und seiner Kritik skizziert.

 

Schlüsselbegriffe: Ideologie, Optimierung, Normalisierung, Arbeit, Psychotechnik, Geschichte der Psychologie, Erziehung, Louis Althusser, Hugo Münsterberg

 

 

Ideology’s Emptiness – Optimization as an Ideology without Idea

 

Abstracts
The term ‘ideology’ often applies to someone else’s view of the world – not to our own. Referring to the works of Louis Althusser, ‘ideology’ can also be used in a wider sense, concerning the functional relation between the conditions and the subject relation to these. If ideological relations work properly, they are unquestionable: ‘That’s it!’ is an ideologies’ Eureka. Next to traditional deological ideas, we can find a new one, which yet doesn’t reveal itself as such: optimization. Being of vague content, it marks a formal logic of functions and does not cling to explicit ideals but rather to the figure of permanent increase. Subsequent to the conceptual discussion of ‘optimization as ideology’ the article presents a close analysis of Hugo Münsterberg’s psychological works and reconstructs crucial elements of the dispositive of optimization and its critique.

 

Key Words: Ideology, Optimization, Normalization, Work, Psychotechnics, History of Psychology, Education, Louis Althusser, Hugo Münsterberg

 

Florian Heßdörfer

 

 


The Role of Implicit Attitudes in Structuring Perceived Candidate Images in Electoral Campaigns
David Johann, Kathrin Thomas and Colin Tucker Smith

 

Abstract
This article explores how implicit attitudes towards a particular political party or candidate are related to citizens’ explicitly stated perceptions of this party’s candidate (Study A) or the candidate themselves (Study B). We embed our research in two real world contexts: the 2013 Austrian General Election and the 2016 US Presidential Election. The analyses rely on data collected by the Austrian National Election Study (AUTNES) and Project Implicit. We investigate (a) whether we observe differences in the perceived candidate images across people with different implicit attitudes; (b) whether we observe similar patterns for all trait characteristics; and (c) how far positive and negative implicit attitudes structure the perceived candidate images. The results reveal that (a) implicit attitudes towards a particular party are indeed related to explicit trait ratings of this party’s candidate; (b) we find similar patterns for all trait characteristics, but it appears that (c) valence matters – we observe homogenously positive explicit trait ratings when the valence of implicit attitudes is positive, but more diverse patterns for those with negative implicit attitudes when looking at the Austrian case and Clinton. However, the findings are inconsistent when Trump is concerned.

 

Keywords: SC-IAT, implicit attitudes, candidate images, electoral campaigns

 

 

Die Rolle impliziter Einstellungen bei der Strukturierung wahrgenommener Kandidatenimages in Wahlkampagnen

 

Zusammenfassung
Dieser Artikel fragt danach, wie implizite Einstellungen zu Parteien und KandidatInnen mit Wahrnehmungen der SpitzenkandidatInnen zusammenhängen. Zur Beantwortung der Forschungsfrage greifen wir auf Daten zurück, die im Kontext der österreichischen Nationalratswahl 2013 (Studie A) und der US-Präsidentschaftswahl 2016 (Studie B) erhoben wurden. Die Ergebnisse deuten darauf
hin, dass implizite Einstellungen zu Parteien und KandidatInnen mit den Wahrnehmungen des/der jeweiligen SpitzenkandidatIn korrelieren. Dies gilt unabhängig von der Dimension der expliziten KandidatInneneigenschaften. Außerdem scheint die Valenz der impliziten Einstellungen von Bedeutung zu sein: Die Ergebnisse für Österreich und die US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton zeigen, dass bei BürgerInnen mit positiven impliziten Einstellungen über nahezu alle KandidatInneneigenschaften hinweg positive explizite Bewertungen der SpitzenkandidatInnen zu beobachten sind, während explizite Bewertungen der SpitzenkandidatInnen bei Bür -gerInnen mit negativen impliziten Einstellungen weitaus differenzierter sind. Allerdings bestätigt sich dies nicht in den Ergebnissen für den US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump.

 

Schlüsselbegriffe: SC-IAT, Implizite Einstellungen, KandidatInnenimages, TV-Debatten

 


David Johann
Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW)
Abteilung 2 „Forschungssystem und Wissenschaftsdynamik“
(Außenstelle Berlin)
Schützenstraße 6a
10117 Berlin
E-Mail: johann@dzhw.eu

 

 


Selbstakzeptanz und Autoritarismus: Ein empirisches Plädoyer für die Wiedereinführung einer psychodynamischen Komponente in die Autoritarismusforschung
Klaus Boehnke, Lena Kornyeyeva & Regina Arant

 

Zusammenfassung
Der Aufsatz plädiert für die Wiedereinführung einer psychodynamischen Komponente in die Autoritarismusforschung, die in den letzten Jahrzehnten von Ansätzen der sozialen Lerntheorie dominiert war. Es wird davon ausgegangen, dass eine autoritäre Sozialisation zu einem Mangel an Selbstakzeptanz führt, die als ein eigenständiger Prädiktor von Autoritarismus zu sehen ist. Vier in etwa gleichgroße Stichproben von in Deutschland lebenden Menschen mit türkischem, russischem und westlichem Migrationshintergrund sowie autochthone Deutsche, insgesamt N=1318, wurden in einer Fragebogenstudie befragt. Die Studienteilnehmer wurden um Auskünfte dazu gebeten, in welchem Umfang sie in ihrer Jugend Erfahrung mit elterlichem Autoritarismus sowie mit autoritären Orientierungen in ihrer Herkunfts- bzw. Aufwachsenskultur gemacht haben. Weiterhin wurden sie zu ihrer existenziellen Position im Sinne der Transaktionsanalyse (TA) und zu ihrem eigenen aktuellen Autoritarismus befragt. Analysen im Rahmen von Strukturgleichungsmodellen zeigten, dass eine negative existentielle Position der geringen Selbstakzeptanz gepaart mit geringer Akzeptanz des Anderen bei Migranten aus der Türkei und aus der ehemaligen Sowjetunion, nicht aber bei Zuwanderern aus westlichen Ländern und in der autochthonen Stichprobe einen eigenständigen Beitrag zur Erklärung des aktuellen Levels des Autoritarismus leistet.

 

Schlüsselwörter: autoritäre Persönlichkeit, elterlicher Autoritarismus, Autoritarismus und Kultur, negative existenzielle Position, Transaktionsanalyse

 

 

Self-Acceptance and Authoritarianism: An empirical plea for reintroducing a psychodynamic component into authoritarianism research

 

Abstract
The paper pleads for a reintroduction of a psychodynamic component into authoritarianism research, largely dominated by social leaning theory in recent decades. The authors assume that an authoritarian socialization leads to a lack of self-acceptance, which then becomes an independent predictor of authoritarianism. Four similarly sized samples of residents of Germany with a Turkish, a Russian, and a Western migration background plus a sample of autochthonous Germans (N = 1318) were included in a survey study. Respondents were asked about their adolescent-age experience with parental authoritarianism as well as with authoritarian orientations in their culture of heritage. Additionally they were asked for their existential position as specified in TransactionAnalysis (TA) and their own  current degree of authoritarianism. Analyses in the framework of structural equation modelling showed that an own negative existential position paired with a low acceptance of others predicted high levels of authoritarianism among migrants from Turkey and from the former Soviet Union, but not among Western migrants and among autochthonous Germans.

 

Keywords: authoritarian personality, parental authoritarianism, authoritarianism and culture, negative existential position, Transaction Analysis

 

 

Klaus Boehnke
Jacobs University Bremen
Campus Ring 1
28759 Bremen
K. Boehnke@jacobs-university.de

 

 


Politische Psychologie
6. Jahrgang · 2018 · Heft 1
Pabst, 2018
ISSN 2193-3243
Preis: 15,- €




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