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Wellnesskult religiös überhöht: Mehr Design als Sein

Steuern wir mit der gegenwärtigen Zunahme an präventiver Medizin auf eine Gesundheitsdiktatur zu? Kann Gesundheit zu einem Körperkult führen, in dem Gesundheit religiös überhöht und vergötzt wird?“ Diese Fragen reflektiert Professor Dr. Michael Utsch in seiner Studie „Wellness-Bewegung als Gesundheitskult“ (- veröffentlicht im aktuellen Reader „Wandel der Gesundheits- und Krankheitsvorstellungen“).

Wandel der Gesundheits- und Krankheitsvorstellungen

Der Gesundheits- und Schönheitskult hat Teile unserer Gesellschaft seit Jahren fest im Griff –  wie eine Ersatzreligion, analysiert Utsch. Als Wissenschaftler der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (Berlin) untersucht er aktuelle religlöse Bewegungen.

Die Optimierung von Gesundheit und Schönheit nimmt immer weitere Ausmaße an: Neben „klassischen“ Möglichkeiten wie sportlicher Betätigung, gesunder Ernährung und bewusstem Lebensstil wird auch vor genetischer Manipulierung und Implantation elektronischer Hilfsmittel nicht Halt gemacht. Alles mit dem Ziel, körperliche Fähigkeiten zu erweitern und das Design zu optimieren. Ethische Grenzen oder Skrupel: Fehlanzeige. Die Fortschritte der medizinischen und therapeutischen Möglichkeiten nähren urmenschliche Sehnsüchte nach Unverwundbarkeit, Ganzheit, Vollkommenheit, Unversehrtheit, Ungebrochenheit.

Durch Werbung wird der Wellness-Trend weiter verstärkt; z.B.: Allein 14 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen 9 und 14 Jahren haben bereits über eine Schönheitsoperation nachgedacht. Jedes zweite dieser Kinder wünscht sich dabei eine Fettabsaugung. Michael Utsch macht klar, dass hinter diesem Wunsch nach körperlicher Perfektion meist ein Bedürfnis nach Anerkennung und Wertschätzung stehe – das nur noch körperlich mitgeteilt werden kann. Schönheit und Gesundheit werden heute zu einer „Ware“, die einem allgemeinen Körperideal angepasst werden müsse.

Utsch ist sich sicher, dass der Mensch durch dieses „Körperdesign“ seiner Einzigartigkeit beraubt werde. Seiner Ansicht nach führt das Streben nach der „perfekten Gesundheit und Schönheit“ zu mehr Design als Sein: Es gebe entgegen der Werbeversprechen der Gesundheits- und Schönheitsindustrie keine Methode, Wohlbefinden zu garantieren. Glück könne nie auf direktem Wege erreicht werden, sondern gelte als „Nebenprodukt“ einer gelungenen Alltagsgestaltung – die auch mit körperlichen Einschränkungen oder chronischen Erkrankungen durchaus möglich ist.

 

Utsch, M. (2018). Die Wellness-Bewegung als Gesundheitskult.

In E. Brähler, H. Hoefert & C. Klotter (Hrsg.), Wandel der Gesundheits- und Krankheitsvorstellungen (S. 138–144).

Pabst, 324 Seiten, 2018
ISBN 978-3-95853-296-0, Preis 30.- €
eBook: ISBN 978-3-95853-297-7 (www.ciando.com), Preis 15.- €

 

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