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Wirtschaftspsychologie

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2005-4

Inhaltsverzeichnis

Erfahrungsseelenkunde

Nachruf auf Klaus Grawe (1943-2005)


Review

Franz Petermann:
Evidenzbasierte Psychotherapie und Leitlinien - Hilfe oder Fessel?
Zusammenfassung | Abstract


Originalia

Karin Münzel, Kerstin Hermelink:
Führt Chemotherapie zum "Chemobrain"? Therapie des Mamma-Karzinoms und kognitive Leistungsfähigkeit
Zusammenfassung | Abstract


Fallbericht

Anja Keetman:
Verhaltenstherapeutische Behandlung eines türkischen Patienten mit Panikstörung - ein Fallbericht
Zusammenfassung | Abstract


Beitrag zur Fortbildung

Thomas Köhler:
Psychopharmakotherapie (4. Teil)

 


Erfahrungsseelenkunde

Meine Berliner sächsisch-schlesische Erziehung war am Hamburger Ideal orientiert… Ein Schenkelklopfer war ich also nicht.
Dann die Dressur des Medizinstudiums: Alles verstehn, alles verzeihn, unerschüttert, "Wie geht’s uns denn heut? Hm…. hm…".
Und nun war ich bei einer Oberärztin gelandet, die ihre Habil über Anorexien schrieb. Ich mittendrin, mit der Sicherheit einer 16-jährigen Erstgebärenden. Die Supervision dauerte stets länger als die Therapiestunden, nie hat jemand so viel Geduld gehabt mit mir.
Meine bulimische Patientin hatte schon ganz andere Autoritäten gekillt. Sie war ein Geschenk der Nachbaruniversität, nach 5 Jahren vergeblicher Behandlung. Davon 18 Monate auf Station, immer konsequent 8 Kilo unter Normal.
Die Mutter im Familiengespräch: "Hätte ich dich nicht bekommen müssen, wär’ ich heute nicht MTA, sondern Oberarzt wie dein Vater!" Nett, gelt?
Am liebsten erbrach sie die Bananen der Tochter ihrer jüngeren Wunschschwester. Eine Tendenz fand sich darin nicht, da war sie sich ganz sicher.
Dahinter standen Zwänge. Die begannen schlagartig nach einer Kommunionsstunde über Lots Weib. Eine Tendenz fand sich darin auch nicht. Da war sie sich auch ganz sicher. Ich hab’s einmal darauf ankommen lassen und die Schwestern angewiesen, nach dem Essen die Toilette zu sperren. Die Prügelei hat die Patientin gewonnen.
Sie war dauernd unter Spannung. Abgesehen vom Gewicht sah man’s ihr nicht an. Ich war auch andauernd unter Spannung. Hab’s auch nicht gezeigt. Unsere Gespräche lagen noch unter’m Hamburger Ideal. Wie kann ein Mensch auch Arzt werden!
Sie zu lassen: zwecklos. Sie zu begrenzen: zwecklos. Paradoxe Intention: zwecklos. Sie kannte alles: Gewichtspläne, Pünktlichkeit, Verabredungen, Kaliumwerte, Clomipramindosis - es gab keinen Bereich, wo sie mich nicht zu unterlaufen wusste.
15 Monate vergangen, 12 Monate Gruppe, 2 Einzelstunden pro Woche…
Ich kenne den Anlass nicht mehr, aber eines Nachmittags war ich so was von sauer, dass ich sie mir ins Zimmer holte, die Polstertür hinter mir schloss und die Patientin anschrie, wie ich noch keinen Menschen je angeschrieben habe. Tür wieder aufgerissen, Patientin in den Flur gestoßen, Tür zugeknallt, nach Hause gegangen.
Nach dem Abendbrot sah ich sie in mir: totale Nahrungsverweigerung, Kotzen bis zum Schleimhautriss, Fortlaufen, Fenstersprung.
Nach dem Dienstbeginn sah ich sie vor mir: geschlafen wie immer, Erbrechen wie immer, gelassen wie immer.
3 Monate später: "Ich weiß mit Ihnen auch nicht weiter, wir treffen uns monatlich ambulant." Sie tat’s. Erbrechen wie immer, gelassen wie immer.Ein Jahr später wagte ich zu fragen, warum sie mich so weit getrieben hatte: "Sie waren immer so gleich. Wir alle hier haben Ihnen das nicht abgenommen. Ich wollt ‘mal sehen, wie Sie wirklich sind."
Tja, die Dialektik einer Psychotherapie. Seitdem bin ich lieber das warme Messer in der Butter.
Also Leute, traut euch, hm…, hm…

ANONYMUS

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Evidenzbasierte Psychotherapie und Leitlinien - Hilfe oder Fessel?
Franz Petermann

Zusammenfassung: Es werden Argumente vorgestellt, die für und gegen ein leitlinienorientiertes Vorgehen in der Psychotherapie sprechen. Die mit Leitlinien verbundenen Vorteile und Chancen für Therapeuten, Patienten und Kostenträger, aber auch wesentliche Kritikpunkte werden aufgezeigt. Zentrale Ziele von Leitlinien bestehen in der Förderung der Qualität in der klinischen Praxis, der Verbesserung der Kommunikation zwischen Forschung, Praxis und Öffentlichkeit sowie in der Optimierung ökonomischer Aspekte des Gesundheitswesens. Zu den Kritikpunkten gehören unter anderem Unsicherheiten bei der rechtlichen Verbindlichkeit von Leitlinien, Qualitätsmängel, hohe Kosten, Verbreitungs- und Akzeptanzprobleme, Einschränkungen der Handlungsfreiheit und eine begrenzte Anwendbarkeit. Diese positiven und negativen Aspekte werden anhand eines praktischen Beispiels (Leitlinien zur Diagnostik und Therapie aggressiv-dissozialen Verhaltens im Kindes- und Jugendalter) konkretisiert.

Schlüsselwörter: Klinische Leitlinien, Psychotherapie, evidenzbasierte Medizin


Evidence-based psychotherapy and clinical guidelines - helpful tool or shackles?

Abstract: In this paper, arguments supporting and contradicting the use of clinical guidelines in psychotherapy are discussed. The implementation of clinical guidelines in psychotherapy might result in several benefits concerning therapists and patients as well as cost units. Enhancement of quality in clinical practice, promotion of communication between researchers and practitioners as well as economic optimisation are important goals connected with the implementation of clinical guidelines. Problems with guideline development and quality, the question of their importance for justice, problems with dissemination and acceptance of guidelines, limitations of freedom of action in clinical practice and problems with the practical application of guidelines are some critical aspects. Positive and negative aspects are illustrated by an example from clinical practice (clinical guidelines on diagnostic and therapy of disruptive disorders in childhood and adolescence).

Key words: Clinical guidelines, psychotherapy, evidence-based medicine


Prof. Dr. Franz Petermann
Kinderambulanz der Universität Bremen
Grazer Str. 2
D-28359 Bremen

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Führt Chemotherapie zum "Chemobrain"? Therapie des Mamma-Karzinoms und kognitive Leistungsfähigkeit
Karin Münzel, Kerstin Hermelink

Zusammenfassung: Nach einer Chemotherapie klagen viele Brustkrebspatientinnen über z. T. anhaltende Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme. In den letzten 10 Jahren wurde in einer wachsenden Zahl von Studien die kognitive Leistungsfähigkeit von Brustkrebspatientinnen untersucht. Das Vorgehen und die Ergebnisse dieser Studien werden dargestellt und diskutiert. Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass während oder nach einer Chemotherapie die kognitive Leistungsfähigkeit der Patientinnen gegenüber Normwerten oder Kontrollgruppen reduziert ist. Andererseits konnte bisher nicht überzeugend gezeigt werden, dass diese Leistungsunterschiede direkt oder indirekt auf die Chemotherapie zurückzuführen sind.

Schlüsselwörter: Kognition, Brustkrebs, Chemotherapie, Übersicht


Does chemotherapy cause "Chemobrain"? Therapy of breast cancer and cognitive functioning

Abstract: After cytostatic treatment many breast cancer patients complain about memory and concentration problems that can be persisting. During the last 10 years the cognitive consequences of chemotherapy have been investigated in a growing number of studies. Methods and results of these studies are described and discussed. Overall, the results show that after cytostatic treatment patients have a reduced cognitive functioning as compared to norms or control groups. However, so far it has not been convincingly demonstrated that this is a direct or indirect consequence of chemotherapy.'

Key words: cognition, breast cancer, chemotherapy, review 


Prof. Dr. Karin Münzel
Department Psychologie/Neuropsychologie
Leopoldstr. 13
D-80802 München
E-mail:
muenzel@psy.uni-muenchen.de

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Verhaltenstherapeutische Behandlung eines türkischen Patienten mit Panikstörung - ein Fallbericht
Anja Keetman

Zusammenfassung: In folgendem Fallbericht soll die verhaltenstherapeutische Behandlung eines türkischstämmigen Patienten mit Panikattacken beschrieben werden, die von Februar 2004 bis April 2005 (25 Einzelsitzungen) an der Psychotherapeutischen Ambulanz der Universität Bamberg durchgeführt wurde. Nach der Vorstellung der Problem-, Bedingungs- und Zielanalyse folgt eine ausführliche Darstellung des Therapieverlaufs unter besonderer Berücksichtigung von Motivation, therapeutischer Beziehung und praxisnaher Darstellung der Interventionen. Hierbei soll den interkulturellen Aspekten bei der Psychotherapie dieses Patienten besonders Rechnung getragen werden, speziell hinsichtlich dessen Health-Belief-Modellen sowie der Gestaltung der therapeutischen Beziehung. Abgerundet wird der Fallbericht durch Behandlungsergebnisse sowie eine kritische Reflexion des therapeutischen Vorgehens.

Schlüsselwörter: Panikstörung, Verhaltenstherapie, interkulturelle Psychotherapie


Behaviour therapy for panic disorder in a Turkish patient - a case report

Abstract: The following case report describes the treatment of a Turkish Patient with a panik disorder, that was absolved from February 2004 to April 2005 (25 sessions) at the psychotherapeutic department of the Universitiy of Bamberg. The case report starts with the theoretical conceptualization, a behaviour analysis and the description of the goals. These are followed by the illustration of the course of therapy with a detailed description of motivation, therapeutical relationship and the interventions. Special attention is paid to the intercultural aspects of this patient´s psychotherapy, particulary his health-belief-model and the forming of the therapeutic relationship. An evaluation of treatment outcome and a critical reflection of the therapeutic strategy completes this case report.

Key words: panic panic disorder, behavior therapy, intercultural psychotherapy

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