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Krankheit und Zeit: Ohne Fehler (=Krankheit) keine Evolution

Krankheit und Zeit

"Krankheit und Tod sind notwendige Bedingungen einer Evolution des Lebens. Das Leben will sich vom Einfachen zum Komplexen in die ihm eigenen Räume an Zeit hinein entwerfen. Ein Fortschreiten der Zeit ist nicht ohne Symmetriebrüche der inneren Zeitstrukturen des individuellen Lebens sowie des Lebens in seiner Gesamtheit möglich. Darin liegt seine leise Traurigkeit, die sich um die Erde legt." Der Arzt und Philosoph Michael Imhof reflektiert seine "Philosophie der Medizin" vor dem Hintergrund der Zeitbegriffe von Aristoteles, Albert Einstein und Carl Friedrich von Weizsäcker; die neue Monographie "Krankheit und Zeit" stellt den Gegenstand und das Handeln der Medizin in den Kontext aktueller naturwissenschaftlicher Welterkenntnis.

 

 


"Krankheit und Tod sind notwendige Bedingungen einer Evolution des Lebens. Das Leben will sich vom Einfachen zum Komplexen in die ihm eigenen Räume an Zeit hinein entwerfen. Ein Fortschreiten der Zeit ist nicht ohne Symmetriebrüche der inneren Zeitstrukturen des individuellen Lebens sowie des Lebens in seiner Gesamtheit möglich. Darin liegt seine leise Traurigkeit, die sich um die Erde legt." Der Arzt und Philosoph Michael Imhof reflektiert seine "Philosophie der Medizin" vor dem Hintergrund der Zeitbegriffe von Aristoteles, Albert Einstein und Carl Friedrich von Weizsäcker; die neue Monographie "Krankheit und Zeit" stellt den Gegenstand und das Handeln der Medizin in den Kontext aktueller naturwissenschaftlicher Welterkenntnis.

 

"Fehler, abnorme genetische Fehlprogrammierungen können oft funktionelle Defizite zur Folge haben oder sogar zum Zusammenbruch des gesamten Systems führen. Umgekehrt kann aus Mutationen eine verbesserte Adaption des Systems an veränderte Umweltbedingungen resultieren. Mutationen können somit wichtige Optimierungsmomente in der Entwicklungsgeschichte eines Individuums oder einer ganzen Art sein. Das Spiel der Evolution ist immer auch ein Spiel mit und um Fehler. Was keine Fehler hat, evolviert nicht weiter," schreibt Imhof.

 

"Gesundheit ist die in der Windstille glatt begrenzte Oberfläche eines Bergsees, und Krankheit ist die aus der Tiefe aufsteigende Kräuselung der Oberfläche, die sich über größer werdende Kreise über die Oberfläche des Sees fortsetzt, um schließlich wieder in lautlose Ruhe und Stille überzugehen. Bisweilen werden die Wellen aber größer, unbeständiger und schlagen mit Wucht an das Ufer. All dies sind raumzeitliche Muster von Krankheitsentwürfen in die Wirklichkeit hinein - und der Widerhall eines grenzenlosen schöpferischen Prozesses, der kein Ende finden wird. Krankheiten sind dynamische Musterbildungen des Lebens. Sie sind Leben. Sie können deshalb nicht sinnlos sein, weil sie Schattenwürfe eines grandiosen schöpferischen Ganzen in unsere Daseinsverfassung hinein sind - Schattenwürfe, die auf den Grund und Ursprung aller Erscheinungen verweisen können."

 

Michael Imhof, habilitierter Abdominalchirurg, zieht aus seiner Philosophie konkrete Folgerungen -

 etwa: "Sehr wohl können unsere Wahrnehmung von Krankheiten und unser Umgang mit ihnen unmenschlich und wider die Weisheit des Universums sein. Dies geschieht beispielsweise dann, wenn Eingriffe aus rein kommerziellen Gründen und zudem noch mit einem Risiko für den Patienten durchgeführt werden." Der Autor sieht Patient und Arzt im gemeinsamen Fluss der Evolution. 

 

Michael Imhof leistet für die Medizin einen naturwissenschaftlich fundierten, philosophisch reflektierten Beitrag zur Sinnfrage vor dem größtmöglichen Horizont. Der Philosophie liefert er neue Materialien und Anstöße zum nach wie vor unentschiedenen Diskurs über Teleologie und Teleonomie der Evolution.

 

Michael Imhof: Krankheit und Zeit. Eine Philosophie der Medizin. Pabst 2018, 308 Seiten. Hardcover ISBN 978-3-95853-366-0. eBook ISBN 978-3-95853-367-7




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