Das Buch enthält empirische und theoretische Beiträge von namhaften Experten in der Experimentellen Emotionspsychologie. Es behandelt grundlegende Fragen und Ansätze in allen methodischen Bereichen der Emotionsforschung und veranschaulicht diese am Beispiel experimenteller Untersuchungen. Das Buch ergänzt vorhandene Lehrbücher, indem es eine Lücke im Bereich der Darstellung experimenteller Methodik schließt. Eine besondere Rolle spielen dabei Ansätze der Biologischen Psychologie. Methoden der Psychophysiologie, Neuropsychologie und Chemopsychologie (Neurostoffe, Hormone, Pharmaka) sowie der Verhaltensforschung beim Tier werden diskutiert und durch Beispiele erläutert.
Inhalt:
I. Einführung
W. Janke, G. Debus, M. Schmidt-Daffy:
Experimentelle Emotionspsychologie: Einführung und Übersicht
W. Schönpflug:
Aus den Anfängen der experimentellen Emotionspsychologie
J. Fahrenberg:
Emotionsforschung im Alltag
G. Debus, W. Janke:
Experimentelle Emotionspsychologie: Methodische Ansätze mit Beispielen
II. Grundlagen
W. Janke, K. W. Kallus:
Emotionale Reaktivität
L. Schmidt-Atzert:
Klassifikation von Emotionen
T. Brosch, K. R. Scherer:
Plädoyer für das Komponenten-Prozess-Modell als theoretische Grundlage der experimentellen Emotionsforschung
III. Emotionen und ihre Induktion
G. Stemmler:
Induktion von Emotionen in der experimentellen Emotionspsychologie
W. Janke, P. Weyers:
Positive Emotionen
M. Schmidt-Daffy:
Furcht und Angst: Überlegungen zur Differenzierung und Integration mit Schlussfolgerungen für die Induktionsmethoden
G. Erdmann, W. Janke:
Öffentliches Sprechen als angstspezifisches Untersuchungs-Paradigma
N. Külzow:
Turm von Hanoi (Turm von London) bei öffentlicher Beobachtung und Bewertung als Alternative zum Öffentlichen Sprechen: Experimentelle Ergebnisse
St. Bongard, B. Wilke:
Methoden der kontrollierten Ärgerinduktion
S. Rohrmann, H. Hopp:
Experimentelle Untersuchung kardiovaskulärer Ekelreaktionen
IV. Kennzeichnung von Emotionen: Psychische Merkmale
G. Debus, W. Janke:
Verbale Methoden in der experimentellen Emotionsforschung
G. Debus, M. Bähren:
Sprachliche Selbstbeschreibung von Emotionen - Untersuchungen zum Prozess der Selbstbeschreibung anhand von Eigenschaftswörtern auf der Basis der Stroopinterferenz
U. Hess:
Ausdruck und Emotion
W. Wölwer:
Experimentelle Ansätze zur Erfassung von Verhaltensindikatoren der Angst - Eine Untersuchung zur Angsttheorie von J. A. Gray
C.-W. Kohlmann, H. Eschenbeck, U. Heim-Dreger:
Erfahrungen mit dem Emotionalen Strooptest für Kinder
B. Egloff:
Ein Impliziter Assoziationstest zur Erfassung von Ängstlichkeit
B. M. Pause:
Chemische Sinne und Signale als Indikatoren emotionalen Geschehens
V. Kennzeichnung von Emotionen: Somatische Merkmale
Genetische Merkmale
M. Ising, A. Heck unter Mitwirkung von M. I. Antov:
Genetik der Stressreaktion
Zentrales und vegetatives Nervensystem
L. Jäncke:
Bildgebungs- und EEG-Befunde in der Emotionspsychologie dargestellt am Beispiel der emotionalen Wirkungen von Musik
St. Debener:
EEG-Analyse der ereigniskorrelierten Hirndynamik: Eine Perspektive für die experimentelle Emotionsforschung?
J. Kayser:
Ereignisbezogene elektrodermale und cortikale Indikatoren der Lateralisierung von Emotionen
M. J. Herrmann, A. J. Fallgatter:
Nah-Infrarot Spektroskopie (NIRS) in der Emotionspsychologie
U. Bayer:
Cerebrale Lateralität, weibliche Keimdrüsenhormone und Emotionen
N. Schütt, G. Erdmann:
Hemisphärenunterschiede in der Bedrohungsentdeckung: Experimentelle Untersuchung mit einer Gesicht-in-der-Menge-Aufgabe
D. Hagemann:
Herzratenvariabilität bei emotionalen Reaktionen und Hemisphärenasymmetrie - Theorie und ein Experiment
D. R. Bach, G. Erdmann:
Subjektive körperliche Symptome beim Öffentlichen Sprechen: Einfluss habitueller Symptomwahrnehmung und situativer Symptomfokussierung
Chemische Systeme
P. Netter:
Neurochemische und endokrine Systeme in der experimentellen Emotionsforschung: Forschungsansätze und Grundlagen
P. Netter:
Neurotransmitter und Hormone: Beispiele für die Verwendung in der experimentellen Emotionsforschung
W. Janke, G. Erdmann:
Chemische Stoffe als Werkzeuge in der neuropsychologischen Emotionsforschung
P. Weyers, W. Janke:
Pharmaka als Forschungswerkzeuge zur Differenzierung von Emotionen positiver Valenz
VI. Dekomponierung des emotionalen Geschehens
G. Stemmler:
Das Komponentenmodell somatoviszeraler Aktivierung bei Furcht und Ärger
S. Lewin:
Untersuchung von zwei unterschiedlichen Belastungsfaktoren beim "Öffentlichen Sprechen"
A. B. M. Gerdes, G. W. Alpers:
Auf einem Auge vorübergehend "blind": Emotionale Bilder dominieren bei binokularer Rivalität
M. Schmidt-Daffy:
Bedrohungsentdeckung: Neukonzeption und Überprüfung einer Gesicht-in-der-Menge-Aufgabe
VII. Begleitumstände und Bedingungen von Emotionen, individuelle Differenzen
J. Propson, D. Bartussek:
Die Induktion positiver Emotionen mittels IAPS in Abhängigkeit von Sensation-Seeking
J. H. Otto:
Emotionsbezogene Kognitionen und Lernen
H. W. Krohne, M. Hock:
Vigilante und kognitiv vermeidende Stressbewältigung: Theoretische Weiterentwicklung und experimentelle Überprüfung
J. Born, U. Wagner:
Emotionale Gedächtnisbildung im Schlaf und die vermeintliche kathartische Rolle des Träumens
VIII. Emotionen bei besonderen Gruppen
Tiere
R. Schwarting:
Biopsychologie von Emotionen im Tiermodell am Beispiel von Angst und Furcht
Kinder
B. Janke:
Emotionswissen bei Kindern im Alter von 4 bis 10: Untersuchungen zur Intuitiven Psychophysiologie
Alte Personen
U. Kunzmann:
Emotionale Entwicklung im Alter: Verlust oder Gewinn?
M. Hüppe, F. Praël:
Emotionen und emotionale Auslenkung bei Operationen im Alter
Kranke Personen
P. Kirsch, D. Mier:
Funktionelle Bildgebung emotionaler Prozesse bei der Schizophrenie
Rezension zum Buch
von Katja Maria Weinl, redaktion@media-mania.de
Emotion ist ein schwer zu definierendes Konstrukt. Die Definition jedoch ist eng mit der Messung von Emotionen beziehungsweise ihrer Komponenten verbunden. In der Emotionsforschung gab und gibt es unterschiedliche Herangehensweisen an experimentelle Untersuchungen.
Das von Wilhelm Janke, Martin Schmidt-Daffy und Günter Debus herausgegebene Buch "Experimentelle Emotionspsychologie" umfasst beinah eintausend Seiten und füllt nach eigenen Aussagen eine Lücke in der Darstellung der Emotionsforschung, nämlich die der experimentellen Methodik, die im Buch stark neuropsychologisch orientiert ist.
In insgesamt acht Kapiteln mit einer je unterschiedlichen Anzahl von Unterkapiteln nähern sich die einzelnen Autoren methodisch-experimentellen Ansätzen aus unterschiedlichen Perspektiven an.
Für alle, die sich intensiv mit Emotionen und ihrer Messung auseinandersetzen, ist dieses Buch eine umfassende und breit gefächerte Informationsquelle. Die Zielgruppen, die auf der Rückseite angegeben werden, sind aber wohl doch etwas hoch gegriffen: Dass Kultur-, Kunst- und Wirtschaftswissenschaftler sich tatsächlich so detailliert mit der Methodik der Emotionsforschung auseinandersetzen müssen und wollen, kann man bezweifeln. Für Fachbibliotheken dieser Fächer kann dieses Buch jedoch eine lohnenswerte Investition sein. Dafür spricht auch der moderate Preis. Auch Studierende der Psychologie könnten mit diesem Buch eher überfordert sein - zumindest wenn es darum geht, sich damit selbstständig in die experimentelle Emotionspsychologie einzuarbeiten. Auch hier gilt aber wieder, dass einzelne Kapitel beziehungsweise Unterkapitel interessant sein könnten und das Buch damit auf jeden Fall in die entsprechende Fachbibliothek gehört.
Ein Kauf des Buches lohnt vor allem für Wissenschaftler, die im Bereich der Emotionsforschung arbeiten. Diese finden hier fokussiert Informationen zur Methodik der Emotionsforschung: Paradigmen, generelle und spezifische Probleme, Ergebnisse und Allgemeines zum Konstrukt Emotion. Studierende, die die Emotionspsychologie im Schwerpunkt studieren oder deren Abschlussarbeit in diesem Bereich angesiedelt ist, könnten ebenfalls zugreifen, doch neben den Wissenschaftlern ist das Buch vor allem für Dozenten - auch wenn diese beiden Berufsfelder meist in einer Person vereint sind - in diesem Bereich zu empfehlen, denn durch die methodische Ausrichtung ist es besonders dazu geeignet, Forschung und ihre Probleme konkret und exemplarisch den Studierenden in praktischen Seminaren oder Übungen näher zu bringen.
2008, 996 Seiten, ISBN 978-3-89967-450-7, Preis: 65,- Euro